Alexandre Villaplane: Vom Fußballhelden zum Naziverbrecher | OneFootball

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·2. Juni 2025

Alexandre Villaplane: Vom Fußballhelden zum Naziverbrecher

Artikelbild:Alexandre Villaplane: Vom Fußballhelden zum Naziverbrecher

Er war der erste algerischstämmige Kapitän der französischen Fußballnationalmannschaft – und einer der brutalsten Kollaborateure des NS-Regimes in Frankreich. Alexandre Villaplane verkörpert wie kaum ein anderer die dunkle Seite des Ruhms: den Abstieg vom gefeierten Sportidol zum gnadenlosen Kriegsverbrecher. Seine Geschichte ist keine Tragödie, sie ist ein Mahnmal.

Anfang der 1920er-Jahre gilt Villaplane als Ausnahmetalent. Geboren in ärmlichen Verhältnissen in Algerien, kämpft er sich in Frankreich nach oben. Als schneller, robuster Mittelfeldspieler mit Charisma und Eleganz auf dem Platz wird er früh zur Ikone. 1930 trägt er als Kapitän das Trikot der Équipe Tricolore bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Uruguay. Er ist der Stolz einer Republik – und der migrantischen Community.


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Doch die äußere Fassade des Vorzeigeathleten verbirgt seine dunkle Seite. Villaplane liebt den schnellen Reichtum. Pferdewetten, Nachtleben, zweifelhafte Geschäfte begleiten seinen Weg. Immer öfter gerät er mit dem Gesetz in Konflikt. Vorerst bleibt er ein gefeierter Star, aber er driftet immer weiter ab. Der Fußball verliert an Bedeutung, das Geld gewinnt.

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Der Fußballstar wird zum Henker

Als Frankreich 1940 unter die Kontrolle des NS-Regimes fällt, wird Villaplane endgültig zum Verbrecher. Er schließt sich der französischen Gestapo, der Carlingue, an – nicht aus Überzeugung, sondern aus Gier. Innerhalb kürzester Zeit steigt er vom Chauffeur zum SS-Untersturmführer auf, leitet eine eigene Einheit – die „Brigade Nord-Africaine“. Ihr Markenzeichen: Grausamkeit. Villaplane foltert, raubt, mordet. Opfer: Widerstandskämpfer, Juden, Zivilisten.

Villaplane mordet, nicht weil er muss, sondern weil er es will. Aus Lust am Machtmissbrauch. Zeugen beschreiben ihn als eiskalt. Oft soll er während seiner Verbrechen gelacht haben. Villaplane nutzt seine Stellung, um Menschen zu erpressen, ihr Leben zu verkaufen – buchstäblich. Als sich das NS-Regime dem Ende neigt, beginnt Villaplane zu taktieren. Er inszeniert Rettungen, bietet Schutz gegen Geld, hofft auf mildernde Umstände. Doch es ist zu spät. Nach der Befreiung Frankreichs wird er verhaftet, angeklagt und im Dezember 1944 hingerichtet.

Was bleibt, wenn der Glanz verrottet

Die Verbrechen von Alexandre Villaplane stehen für mehr als individuellen moralischen Bankrott. Sie zeigen, wie wenig es braucht, um vom Idol zum Instrument des Bösen zu werden – ein korrumpierendes Umfeld, die Verlockung von Macht, und ein Mangel an Gewissen. Sein Fall ist ein düsteres Symbol dafür, wie eine Gesellschaft ihre Helden vergöttert – und sie dabei zu Monstern macht.

Mehr über den Aufstieg und Fall des Alexandre Villaplane – seine Karriere, seine Verbrechen und das perfide Wechselspiel zwischen Ruhm und Schuld – hört ihr in der Folge „Alexandre Villaplane: Vom Fußballhelden zum Nazi-Verbrecher“ des Podcasts Tatort Sport. Jetzt überall, wo es Podcasts gibt.

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