Vertikalpass
·28. Januar 2025
Vertikalpass
·28. Januar 2025
Rein vom Ergebnis scheinen die Voraussetzungen klar vor dem großen Finale der Liga-Phase in der Champions League gegen Paris Saint-Germain: Sieg oder Unentschieden und der VfB ist auf alle Fälle in den Play-offs der Champions League. Alle weiteren (auch etwas komplizierteren) Konstellationen findet Ihr hier.
Bei der Aufstellung des VfB wird es keine Überraschungen geben, oder? Nübel – Vagnoman, Al-Dakhil, Chabot, Mittelstädt – Karazor, Stiller – Leweling, Millot, Führich – Undav. Ausser Nübel wird nach seiner Erkältung nicht rechtzeitig fit und Fabian Bredlow feiert seine Champions League-Premiere.
Wen kann und muss man kennen von PSG? Natürlich Gianluigi Donnarumma, der mächtige Eiffelturm im Tor, Marco Asensio (früher Real Madrid), die Ex-Dortmunder Achraf Hakimi und Osmane Dembelé, den ehemaligen Münchener Lucas Hernandez, Wilian Pacho (früher Eintracht Frankfurt) sowie den ewigen Marquinhos. Dazu aufregende Spieler in Desiré Doué, Bradley Barcola, Joao Neves, Goncalo Ramos und Warren Zaire-Emery, alle irre jung, alle mit irrem Offensivpotential.
Aber ausser dem spektakulären 4:2 gegen Manchester City, als die Süddeutsche Zeitung meinte, „plötzlich spielt PSG als wäre es ein junges Guardiola-Team“, hat sich der französische Meister in den letzten Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert: ein rumpeliges 4:2 im Pokal gegen den Fünftligisten EC Espaly mit Toren in der Nachspielzeit, zuletzt ein uninspiriertes 1:1 gegen die Mittelklasse aus Reims. Launisch ist das Team von Luis Enrique. Lustlos können sie spielen, im nächsten Moment jedoch unwiderstehlich. Langweilig wird es also gegen den VfB nicht werden – es sei denn, beide gehen nicht das ganz große Risiko, da beide mit einem Remis weiter wären. Wenn das Spiel erst einmal nicht das verspricht, was man sich davon erhofft, sagt man im Französischen auch: “Poser un lapin à quelqu’un“ – jemanden einen Hasen hinlegen, während man wartet bis es besser wird.
In der 32. Minute könnte es aber heissen: „Nettoyer les toiles d’araignées“. Wenn nämlich Enzo Millot das 1:0 schießt mit einem Schlenzer in den Winkel, der dort die „Spinnweben wegputzt“. Unser Filou ging hochmotiviert in die Partie, PSG ist sein Lieblingsclub (“Seit meiner Kindheit bin ich Paris-Fan“) und entsprechend will er sein Können auf der großen Bühne präsentieren – vor allen in Frankreich schauen viele zu. Elegant tänzelt er durchs Mittelfeld, mit seinen Pässen sendet er Bortschaften an Mit- und Gegenspieler: „Ich weiss wie es geht“. Vor der Pause versucht Paris dennoch wütend den Ausgleich zu erzielen, was Alex Nübel mit einigen schönen Paraden verhindert. Oder auf französisch: „Le gardien sauve les meubles“ (Der Torhüter rettet die Möbel).
Und in der zweiten Halbzeit? „Coude à coude“ (Ellenbogen an Ellenbogen), ein Spiel mit Haken und Ösen, vielen Unterbrechungen. Paris übellaunig, das Stadion singt den Deichkind-Klassiker „Bon Voyage“, dazu nickt Deniz Undav mit dem Beat und bewegt sein’ Arsch. Fast hätte er damit das 2:0 erzielt. An Jeff Chabot zerschellen die zierlichen Offensivspieler von PSG, im Mittelfeld ist Angelo Stiler der Ballmagnet und im Angriff erzählt der eingewechselte Ermedin Demitovic den französischen Abwehrspielern, wo es den besten Döner in Stuttgart gibt. Kapitän Marquinhos ist aber nur kurz verwirrt.
Schließlich doch das 1:1 durch Barcola nach einem Hochgeschwindigkeitsangriff über Doué und Dembelé (72.). In der Schlussphase können wir jedoch auf beiden Ohren schlafen („Dormir sur ses deux oreilles“) und müssen uns keine Sorgen mehr machen: Keine der beiden Mannschaften sucht die Entscheidung. Beide Trainer wechseln ununterbrochen, nehmen den Spielfluss raus und Zeit von der Uhr.
Der VfB hat sein größtes Spiel in den letzten 15 Jahren erfolgreich bestritten. Fußball-Europa und insbesondere Manchester City haben nach Stuttgart geschaut. Dem englischen Meister war seine Nervosität gegen Club Brügge anzumerken. Guardiola einmal mehr mit einer seiner Genie-Wahnsinn-Aktionen in einem wichtigen Spiel: Er ließ ein 2-7-1 spielen und Erling Haaland zunächst auf der Bank. Nachdem die Belgier 1:0 in Führung gingen, korrigierte Guardiola seinen Fehler und Haaland gelangen vier Tore.
Wie heisst der nächste Gegner des VfB? Monaco, Aston Villa, Lille? Oder wieder Real oder Juve? Oder gar ein deutscher Gegner? Egal, Hauptsache Play-offs!
Bilder: Alex Grimm/Getty Images (Dembelé), Christian Hofer/Getty Images (Millot)
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