Bitte was?! Nationalteam reist über 2000 km für 3-Sekunden-Spiel | OneFootball

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Moritz Oppermann·25. Mai 2025

Bitte was?! Nationalteam reist über 2000 km für 3-Sekunden-Spiel

Artikelbild:Bitte was?! Nationalteam reist über 2000 km für 3-Sekunden-Spiel

Stell dir das mal vor. Du trittst für dein eigenes Land in der WM-Qualifikation an. Reist mitten in der Saison über 2000 Kilometer, bereitest dich einen Tag lang vor und willst dann am Spieltag gegen eine andere Nation antreten. Doch dann die Verwirrung:

Zusammen mit dem Schiedsrichter-Gespann geht es durch den Spielertunnel – Vom Gegner aber keine Spur. Trotzdem geht es los und sogar die Fans tun einfach so, als wäre da ein zweites Team. Das Spiel wird offiziell angepfiffen. Klingt irre, oder?


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📸 Clive Brunskill

Ist aber 1996 in Europa genauso passiert. Als die schottische Nationalmannschaft am 8. Oktober 1996 in den Flieger nach Tallinn stieg, war alles noch ganz normal. Am nächsten Tag sollten die Jungs um Kapitän John Collins im Kadriorg-Stadion gegen Estland antreten. Nach der Landung: kurz ins Hotel und dann ab auf den Platz zum Abschlusstraining. Hier begann dann der Anfang allen Übels.

Die Bravehearts waren mit der provisorischen Flutlichtanlage so gar nicht zufrieden und reichten bei der FIFA Protest ein. Der Verband reagierte schneller als Manuel Neuer und verlegte das Spiel kurzerhand von 18:45 Uhr auf 15 Uhr vor. Na dann, nichts wie los, oder?

Nope. Jetzt hatten die Esten was zu meckern. Die Osteuropäer waren mit der Spielverlegung überhaupt nicht einverstanden. Der Verband befürchtete logistisches Chaos und den Verlust von TV-Einnahmen. Dreimal darfst du raten, wem das völlig egal war. Richtig, der FIFA.

Der Weltverband legte fest, dass das Spiel der Quali-Gruppe Vier um 15 Uhr ausgetragen werde – egal, ob mit oder ohne estnische Beteiligung. Und so kam es einen Tag später zu kuriosen Szenen.

Während die schottischen Fans – die natürlich wieder in Scharen erschienen waren – zur Melodie des Pop-Klassikers 'Guantanamera' sangen: "There is only one team in Tallinn", liefen die Nordlichter, angeführt vom Schiri-Gespann um Miroslav Radoman, aufs Feld. Von den Esten: keine Spur.

Der Unparteiische pfiff das Spiel für drei Sekunden an – und brach es dann offiziell ab. Und nun Story vorbei? Nöööö.

Während einige Gästefans die Gelegenheit nutzten und kurzerhand selbst im Kadriorg-Stadion kickten, war ihr Nationalteam happy. Laut den damaligen FIFA-Regularien sollte das Spiel nun 3:0 für Schottland gewertet werden. Welch Wunder: Der Fußballweltverband hatte mal wieder andere Pläne.

Die FIFA verlegte das Spiel an einen neutralen Ort und setzte es neu an. Am 11. Februar 1997 stieg im Stade Louis II in Monaco die Weltpartie zwischen Estland und Schottland. Nach "atemberaubenden" 90 Minuten stand es am Ende 0:0.

Immerhin: Die Bravehearts qualifizierten sich letztlich für die Endrunde in Frankreich. Und in Estland? Da war immerhin einer richtig happy.

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📸 Clive Mason - 2007 Getty Images

Nationaltorhüter Mart Poom machte bei jenem 0:0 Scouts auf sich aufmerksam und wurde im Sommer 1997 vom englischen Klub Derby County verpflichtet.

Was wir daraus mal wieder lernen? Im Fußball ist alles möglich. Hör niemals auf zu träumen – und guck ab dem 06.06. bei der WM-Quali genauer hin. Die nächsten kuriosen Fußballgeschichten warten sicher nur darauf, geschrieben zu werden.


📸 PATRICK KOVARIK