90PLUS
·1. August 2022
90PLUS
·1. August 2022
Eine neue Saison heißt auch immer, dass neue Spieler in den verschiedenen Ligen Europas aufschlagen und für Furore sorgen. Sei es, dass sie frisch aus dem Nachwuchs in die Profimannschaft kommen, mit ihrem Team aufgestiegen sind oder in eine neue Liga wechseln. Im Folgenden wollen wir euch einige Spieler vorstellen, auf die es in der Premier Leagu in der kommenden Saison besonders zu achten gilt.
Der Chelsea FC ist seit einigen Jahren auf der Suche nach einem echten Mittelstürmer. Tammy Abraham (24) wurde als nicht gut genug empfunden (im Nachhinein wohl ein Fehler, wenn man sieht, wie er in Rom auftrumpft), Romelu Lukaku (29) hat nicht wie gewünscht funktioniert. Spieler wie Timo Werner (26) oder Christian Pulisic (23) passen nicht ins Spielerprofil. Diese Lücke könnte einem Leihrückkehrer zugute kommen, nämlich Armando Broja (20).
Der in England geborene albanische Nationalspieler kommt aus der herausragenden Jugendakademie der Blues. 2020/21 spielte er eine starke Saison für Vitesse Arnheim in der niederländischen Eredivisie (zehn Tore in 30 Spielen), im letzten Jahr war er erstmals in der Premier League unterwegs. Beim Southampton FC schnappte sich Broja schnell den Stammplatz und markierte in 32 Einsätzen immerhin sechs Treffer. Für die erste Saison in der stärksten Liga der Welt eine ordentliche Quote.
Broja bringt das komplette Paket mit, das man als Stürmer in England benötigt. Er ist 1,91 Meter groß und bullig, dennoch schnell und gut am Ball. Dazu hat er einen hervorragenden Abschluss. Aktuell ist noch nicht klar, ob Broja kommende Saison bei den Blues spielen wird. Zu Beginn des Sommers hieß es, vor allem West Ham und Southampton seien interessiert. Doch inzwischen haben beide eine Alternative für den Angriff verpflichtet. Egal, wo er schlussendlich landet, Broja dürfte kommende Saison der große Durchbruch gelingen. Für Chelsea bleibt zu hoffen, dass man nicht erneut einen hochtalentierten Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu früh abgibt. Dies passierte mit Abraham, Fikayo Tomori (24), Marc Guehi (21) oder Tariq Lamptey (21) in den letzten Jahren zu oft.
Einer der überraschendsten Wechsel des Sommers war sicherlich der von Boubacar Kamara (22) zu Aston Villa. Der junge Franzose kam ablösefrei von Olympique Marseille nach Birmingham. Das ist vor allem deshalb erstaunlich, weil der defensive Mittelfeldspieler einer der besten Spieler der letztjährigen Ligue 1 Saison war und es dem Vernehmen nach deutlich größere Vereine gab, die an ihm Interesse hatten.
(Photo by Bradley Kanaris/Getty Images)
Auch Marseille, die der französische Nationalspieler in die Champions League geführt hatte, hätte gerne mit ihm verlängert. Wenn man sich dann jedoch ansieht, dass Kamara bei Villa dem Vernehmen nach 180.000 Pfund pro Woche an Gehalt bekommt, werden seine Beweggründe schon klarer. Mit diesem Gehalt steigt er finanziell auf eine Stufe mit Spielern wie Fabinho (28), Trent Alexander-Arnold (23) oder Bruno Fernandes (27) und bekommt mehr Geld als Kai Havertz (23), Bernardo Silva (27) oder Alisson Becker (29), die allesamt 150.000 Pfund pro Woche verdienen.
In Birmingham wird Kamara sofort unumstrittener Stammspieler im defensiven Mittelfeld sein. Seine Stärken hat der junge Franzose vor allem im Spiel mit dem Ball. 80,24 Pässe pro 90 Minuten bei einer Passquote von 91% ranken ihn unter den besten 10% aller Mittelfeldspieler in den Top5-Ligen. Gegen den Ball ist er vor allem beim Antizipieren gegnerischer Spielzüge stark. Er fängt sehr viele Pässe ab und klärt viele Bälle aus der Gefahrenzone. Im Zweikampf hingegen ist sein Niveau noch ausbaufähig. Ein Schritt nach vorne ist hier – gerade in der körperlich härteren Premier League – essentiell wichtig.
Zwei Spieler, die in ihrer Entwicklung ein Stückweit von einander abhängig sein werden, sind Harvey Elliott (19) und Fabio Carvalho (19). Beide spielen für denselben Verein, den Liverpool FC, und auf derselben Position, im offensiven Mittelfeld. Und es gibt weitere Parallelen: Beide Youngster kommen aus der Jugend des Fulham FC und wechselten nach Ende ihres Vertrags für eine in England vorgeschriebene Ausbildungsentschädigung in den Norden Englands. Währen Elliott bereits seit drei Jahren in Liverpool unter Vertrag steht und in der letzten Saison auch schon seine erste Schritte in der Profimannschaft der Reds gegangen ist, kam Carvalho in diesem Sommer.
(Photo by Clive Rose/Getty Images)
Dieselbe Position führt zu der bereits beschriebenen Tatsache, dass sich die Entwicklung der beiden in der kommenden Saison bedingen dürfte. Denn es ist unwahrscheinlich, dass sich Carvalho und Elliott beide einen Platz in der Stammelf der Reds sichern können. Auf ihre Spielzeit dürften jedoch beide kommen ob der vielen Spiele, die der LFC auch in der kommenden Saison wieder absolvieren dürfte. Es wird extrem spannend sein zu sehen, wer von den beiden offensiven Mittelfeldspielern in welchen Spielen zum Einsatz kommen wird, ob sie auch mal positionsfremd spielen und wie sich der Konkurrenzkampf der beiden auf ihre Entwicklung auswirken wird.
Ein Spieler, der bald für viel Geld den Verein wechseln dürfte ist Brennan Johnson (21). Der offensiv vielseitig einsetzbare Spieler kommt aus der Jugendakademie von Nottingham Forest, spielte mit Ausnahme einer Leihe nach Lincoln 2020/21 seine ganze Karriere für die Reds. In der letzten Saison blühte er endgültig auf. Johnson war aus der Startelf von Forest nicht mehr wegzudenken, absolvierte alle 46 Partien und war mit seinen 25 Torbeteiligungen ein wesentlicher Grund für die Teilnahme an den Aufstiegsplayoffs.
In diesen drehte der Youngster nochmals richtig auf. Gegen Sheffield United im Halbfinale (2:1, 1:2, 3:2 n.E.) traf er in beiden Spielen und verwandelte im Elfmeterschießen den ersten Elfmeter seines Teams sicher. Daran sieht man, dass Johnson in seinem jungen Alter bereits eine ordentliche Portion an Führungsstärke mitbringt. Johnson ist offensiv extrem vielseitig einsetzbar. Im Verlaufe der Saison spielte er von Linksaußen über zentraler offensiver Mittelfeldspieler bis hin zur hängenden Spitze fast alles, was man offensiv spielen kann.
Und überall wusste er zu überzeugen. So sehr, dass er in seinem jungen Alter bereits fester Bestandteil der walisischen Nationalmannschaft ist. Im Herbst 2020 stand Johnson in einem Freundschaftsspiel gegen die USA erstmals für die Drachen auf dem Feld, inzwischen kommt er auf 13 Einsätze. Sein erstes Tor gelang ihm unlängst gegen Belgien in der UEFA Nations League. Anfang Juli diesen Jahres verlängerte Johnson seinen Vertrag in Nottingham bis 2027, Interessenten müssen in den nächsten Jahren also tief in die Taschen greifen. Vor allem, wenn seine Entwicklung so weiter geht. Dann nämlich sprechen wir in England schnell von Ablöseforderungen jenseits der 50 Millionen Pfund.
Moises Caicedo (20) wechselte im Winter 2021 aus seiner Heimat Ecuador nach Brighton. Fünf Millionen legten die Seagulls für Caicedo, der bereits Nationalspieler war, damals auf den Tisch. Nach einem halben Jahr Akklimatisierung in Brighton verlieh man den Mittelfeldmann nach Belgien. Bei Beerschot V.A. war er zwar Stammspieler, der Mannschaftserfolg blieb jedoch aus, man war Tabellenletzter. Da der Verein sehr chaotisch geführt wurde, holte man Caicedo im Winter 2022 vorzeitig nach England zurück.
(Photo by Bryn Lennon/Getty Images)
Bis Anfang April dauerte es, ehe Caicedo erstmals in der Premier League aufs Feld durfte. Dann jedoch zeigte er sofort, warum er als Supertalent gilt und die Nationalmannschaft als essentieller Spieler zur Weltmeisterschaft in Katar geführt hatte. Caicedo war ominpräsent, zweikampfstark, ballsicher und immer wieder mit Zug nach vorne. In das neue System Brightons passte er perfekt hinein. Und so stand er in den letzten acht Premier-League-Spielen jedes Mal in der Startelf. Sein bisher einziges Tor erzielte er bezeichnenderweise gegen Manchester United, die 2021 ebenfalls an ihm interessiert waren, denen der Preis jedoch zu hoch war.
Abzuwarten bleibt nun, ob er die Leistungen in der neuen Saison bestätigen kann. Yves Bissouma (25), sein Nebenmann im zentralen Mittelfeld, wechselte zu Tottenham. Vom Malier lernte Caicedo im letzten halben Jahr extrem viel. Wie er ohne Bissouma an seiner Seite zurecht kommen wird, wird spannend zu beobachten sein. Knüpft Caicedo an seine Leistungen der vergangenen Saison an, werden sich schon bald die Topclubs für ihn interessieren.
Dominic Solanke (24) galt früh als Ausnahmetalent. Aus der Jugend des Chelsea FC durchlief der Stürmer sämtliche Jugendauswahlen der Three Lions und überzeugte durchweg. Mit nur 17 Jahren zerschoss er die UEFA Youth League mit zwölf Toren und sechs Vorlagen in neun Spielen komplett. Ein Jahr später machte Solanke seine ersten Schritte im Profibereit, bei Arnheim traf er siebenmal in 25 Spielen.
Da er bei den Blues in der darauffolgenden Saison dennoch nicht in den Kader integriert wurde, verließ er seinen Jugendverein Richtung Liverpool. Im November 2017 bestritt der Stürmer noch vor seinem ersten Einsatz in der Premier League sein erstes Länderspiel in der A-Nationalmannschaft Englands. Bei den Reds wurde er zwar regelmäßig eingesetzt, konnte seinen Vorschusslorbeeren allerdings nicht gerecht werden. In 21 Spielen in der Liga traf Solanke nur einmal. Und so gab der LFC den Stürmer im Winter 2019 für stolze 21 Millionen Euro nach Bournemouth ab.
Bei den Cherries wollte es zunächst ebenfalls nicht wirklich funktionieren. In den eineinhalb Premier-League-Jahren kam er kaum einmal über die Rolle des Backups hinaus und traf nur dreimal. Dann kam der Abstieg, Solanke hielt dem Verein die Treue. Und das sollte sich auszahlen. Da seine Konkurrenten den Verein verließen, wurde Solanke zum Stammspieler. In der ersten Saison in der Championship traf er 15-mal, im Aufstiegsjahr 2021/22 waren es sogar 29 Tore. Spannend wird nun zu sehen sein, ob Solanke seine starken Leistungen nun auch in die höchste englische Spielklasse übertragen kann.
Offensiv ähnlich flexibel einsetzbar wie Johnson ist Michael Olise (20). Der in London geborene Youngster geht in seine zweite Premier-League-Saison, nachdem er im Juli 2021 von seinem Jugendverein Reading FC, wo er in seiner ersten vollständigen Championshipsaison sieben Tore und zwölf Vorlagen erreichte, für 9,3 Millionen Euro zu Crystal Palace gewechselt war. Zu Saisonbeginn fiel er wegen einer Achillessehnenverletzung aus, kam danach mehr und mehr zu Spielzeit und deutete an, welch großes Potential in ihm schlummert.
In nur knapp über 1.000 Spielminuten kam Olise auf starke sieben Torbeteiligungen. Dazu war er mit zwei Toren und drei Vorlagen ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Eagles bis ins Halbfinale des FA-Cup vorgestoßen waren. Geht man davon aus, dass er in der kommenden Saison zum Stammspieler werden wird, können wir wohl mit 15 bis 20 Torbeteiligungen von Olise rechnen.
(Photo by Warren Little/Getty Images)
Olise scheint in seiner Karriereplanung sehr clever vorzugehen. Bereits vor seinem Wechsel zu Palace wurde er mit den Tottenham Hotspur in Verbindung gebracht. Doch der französische Juniorennationalspieler möchte nicht zwei Schritte auf einmal gehen, daher wird auch das kolportierte Interesse von unter anderem Arsenal nichts daran ändern, dass Olise zumindest noch kommende Saison den Fans der Eagles große Freude bereiten wird.
(Photo by Ryan Pierse/Getty Images)