Der Dauerbrenner vom Bodensee | OneFootball

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·5. August 2024

Der Dauerbrenner vom Bodensee

Artikelbild:Der Dauerbrenner vom Bodensee

Der Bodensee bietet allerlei Attraktionen, deutschlandweit berühmte Krimis und sagenhafte Landschaften. Eine seiner größten Berühmtheiten verbindet man allerdings mit einer anderen Region. Nicolas „Chicco“ Höfler, aus Überlingen am Nordufer des Bodensees, hat sich über die Jahre in die Herzen der Freiburger Fans und Stadt gespielt.

Die wenigsten verbinden mit Hausaufgaben positive Erinnerungen, aber als der fünfzehnjährige Höfler am Schreibtisch in seinem Kinderzimmer saß, klingelte das Telefon und der damalige Jugendleiter der Freiburger bot ihm einen Platz in der SC-Jugend an. Daraufhin verließ er seine Heimat und startete ein Abenteuer eines Ausmaßes, von dem er höchstwahrscheinlich nie zu träumen wagte.


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Höfler fand dort sowohl in sportlicher, als auch privater Hinsicht sein Glück. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen fünf Kindern unweit vom alten Dreisamstadion, wo er viele Jahre als verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz fungierte. Mittlerweile geht er in seine 15. Profisaison beim SC Freiburg, nur Thomas Müller ist als aktiver Bundesliga-Spieler länger bei einem Verein. Der Weltmeister von 2014 hat eine Saison Vorsprung vor dem Freiburger Mittelfeldmotor, der bei 478 Spielen für den SC steht, 342 davon für die Profis.

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Die beiden One-Club Rekordspieler der Bundesliga. Thomas Müller (links) und Nicolas Höfler.

Dabei lief der Einstieg in den Profifußball eher schleppend für die heutige Klublegende. Nachdem er diverse Jugendmannschaften des Klubs durchlaufen hatte, durfte Höfler unter Robin Dutt zwar regelmäßig bei den Profis mittrainieren und gehörte sogar dem Kader an, wurde jedoch nicht eingesetzt. Aufgrund der Konkurrenzsituation im Mittelfeld (Cedric Makiadi und Johannes Flum waren gesetzt) einigte man sich auf eine zweijährige Leihe in die 2. Bundesliga, um ihm Spielpraxis zu verschaffen. Diese bekam der dann bei Erzgebirge Aue, bei denen er besonders im zweiten Jahr eine wichtige Rolle spielte und seinen Anteil am knapp erlangten Klassenerhalt hatte.

Zurück beim SC Freiburg traf er dann auf seinen ehemaligen Jugendtrainer in der U19, Christian Streich, der zum Cheftrainer befördert worden war. Dass die beiden eine besondere Verbindung hegten, war relativ schnell ersichtlich. Spätestens seit der Saison 2015/16 war Höfler nicht mehr aus der Freiburger Mannschaft wegzudenken. Er absolvierte bis auf eine Gelbsperre jedes Spiel und war als Fädenzieher zwischen Abwehr und Sturm elementar wichtig für die Balance im Freiburger Spiel. Seit jeher verzichtete Streich in neun Saisons nur drei (!) Mal auf einen einsatzbereiten Chicco Höfler, eine Wahnsinnsbilanz, die seine Bedeutung für den Trainer und das Team untermauert.

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Dauerbrenner im Freiburger Mittelfeld: Höfler war unter Christian Streich klarer Stammspieler.

Nicht nur gegen den Ball hilft er der Mannschaft, auch im eigenen Angriff weiß Höfler zu überzeugen. Legendär ist nicht nur sein Signature Move, bei Vincenzo Grifo’s Ecken an den kurzen Pfosten zu laufen und den Ball zu verlängern, oder direkt auf das Tor zu köpfen. Nicht umsonst gehört der SC Freiburg seit Jahren zu den stärksten Standard-Mannschaften der Liga, und auch im internationalen Vergleich müssen sich die Badener nicht verstecken, so waren sie in der Saison 2023/24 mit 22 Standardtoren die drittbeste Mannschaft Europas.

Generell ist es kein Zufall, dass eine der erfolgreichsten Perioden der Vereinsgeschichte in die Prime Höflers fällt. Nie war der SC Freiburg länger am Stück in der Bundesliga als aktuell, man stand 2022 das erste Mal in der Vereinsgeschichte im DFB Pokalfinale und qualifizierte sich mehrfach für den Europapokal. Kurzgesagt, der SC liefert eine Konstanz auf einem Niveau, das dem Verein lange fremd war. Natürlich ist Höfler nicht alleinverantwortlich für den Erfolg, die Kaderqualität und -breite war die letzten Jahre wohl so gut wie nie in Freiburg, aber er half dabei, den Individualisten vorne den Rücken freizuhalten und den Verteidigern hinten eine sichere Anspielstation zu bieten: Beides Attribute von unschätzbaren Wert für ein Team.

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Einsatz in der Europa League. Höfler hier im Zweikampf mit Ángel di María.

Es wird spannend zu beobachten sein, wie der SC Freiburg den Spieler, der irgendwie immer da war, ersetzen kann. Denn auch vor dem Laufwunder Chicco Höfler macht die Zeit nicht Halt. Mit 34 Jahren ist er im gehobenen Fußballeralter und auch wenn es schwerfällt zu glauben, dass auch seine Beine irgendwann schwerer werden; es wird einen SC Freiburg nach Nicolas Höfler geben müssen. Die ersten Hausaufgaben hat der Verein schon erledigt, mit Merlin Röhl und Patrick Osterhage stehen vielversprechende Talente mit Bundesligaerfahrung bereits im Kader der Breigauer. Und wenn einer aus eigener Erfahrung bezeugen kann, wie wichtig erledigte Hausaufgaben sind, dann ist es Chicco Höfler.

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