Der DFB präsentiert: Das große Schlagerfest | OneFootball

Der DFB präsentiert: Das große Schlagerfest | OneFootball

Icon: Vertikalpass

Vertikalpass

·14. April 2025

Der DFB präsentiert: Das große Schlagerfest

Artikelbild:Der DFB präsentiert: Das große Schlagerfest

Ein Gutes hatte die indiskutable Leistung von Daniel Schlager beim 1:2 des VfB gegen Werder Bremen: Nach Abpfiff hatte der Schiri hatte Florian Silbereisen auf seiner Mailbox. Er will Schlager zum nächsten Schlagerfest als Stargast einladen. Geplant ist, einen Einspieler mit Schlagers größten Fehlentscheidungen zu zeigen und mit seinen treuen Entschuldigungen zu untermalen. Drübersingen im Vollplayback soll Andy Borg ein Medley der größten Schlager-Hits von „Adios Nick“ über „Verdammt, ich verpfeif’ Dich“ bis zu „Ein bisschen Platzverweis muss sein“.

Was Daniel Schlager am Sonntag im Neckarstadion abgeliefert hat, war jedenfalls keine Schiedsrichterleistung, sondern eine Bühnenshow. In der Hauptrolle: er selbst. In der Nebenrolle: Nick Woltemade, der mit Gelb-Rot runter muss – für ein „Foul”, das selbst in einer Samstagabend-Show namens „ZDF Witzparade“ keine Lacher bekommen hätte. Die schauspielerische Leistung von Mitchell Weiser allerdings durchaus beeindruckend, wenn auch so glaubwürdig und authentisch wie die Songtexte der Flippers.


OneFootball Videos


Es war also das erwartete Schlagerspiel zwischen dem VfB und Werder Bremen: Nachdem der Schiedsrichter aus Rastatt den VfB schon gegen Frankfurt (Pokal-Halbfinale 2023), Leverkusen (Pokal-Viertelfinale 2024), Kaiserslautern (Pokal, 2. Runde 2024) und Hertha (2019, übersehenes Handspiel von Rekik) benachteiligt hatte, bleibt er gegen Werder Bremen seiner Linie treu. Konsequent ist er, das muss man zugeben. Leider konsequent schlecht. Ich würde mir wünschen, dass der VfB klar macht, dass Schlager kein Spiel des VfB mehr pfeifen sollte. Oder besser: Er sollte kein Spiel mehr im bezahlten Fußball leiten.

Es ist schon richtig: Nachdem das Spiel lange offen war wie die Arme von Beatrice Egli beim Refrain, das Spiel sich als offener Schlagerabtausch präsentierte, erlangte der VfB in der zweiten Halbzeit die Spielkontrolle. Der Höhepunkt die Riesenchance durch Woltemade und nach dem Platzverweis kam jedoch der Bruch. Aber der VfB und Sebastian Hoeneß sollten es sich nicht zu leicht machen, und die Fehlleistung von Schlager alleine für die Niederlage verantwortlich zu machen.

Der VfB verlor sein fünftes Heimspiel in Folge, mal wieder nach einer Führung, und steht in der Rückrundentabelle auf Platz 14. Die Probleme liegen also viel tiefer und scheinen strukturell zu sein. Die Stimmung dagegen ist nicht angespannt, alle haben gute Laune, der VfB verlängert mit Hoeneß und steht im Pokalfinale. Nur: die Entwicklung geht in allen Bereichen nach unten. Bei den Punkten, im Spielsystem, in der Formkurve einiger Spieler.

Es war wieder ein halbherziger Auftritt gegen ein Team das schlagbar war, wenngleich die Bremer mit einer guten Organisation und eingespielten Abläufen überzeugten. Aber eine biedere Truppe, die wie zuvor Gladbach und Wolfsburg mit einfachen Mitteln gewinnt. Matchwinner ausgerechnet Oliver Burke, der schon einmal spät gegen den VfB traf und der außer Rennen und Schießen nichts kann – das aber aktuell sehr erfolgreich. Bei beiden Toren gehen wie im Kinderfußball zu viele Spieler auf den Ball, so dass Lücken entstehen, in die der Leichtathlet Burke sprinten kann.

Der Spielaufbau des VfB hat sich merklich geändert Von einem anspruchsvollen Ballvortrag zum Befreiungsschlag von Alex Nübel. Zielspieler: Woltemade. Plan B, wenn Woltemade den Ball nicht festmacht: den zweiten Ball erobern. Das klappte nicht wirklich, das ist wenig einfallsreich und passt womöglich nicht zur Mentalität und Leistungsfähigkeit der Mannschaft. Beispielhaft das 1:0, als Angelo Stiller zwischen den Linien agierte und den Steckpass auf Leo Stergiou spielte. Das ist der VfB, wie wir ihn unter Hoeneß kennen.

Statt einem Spielaufbau über die Innenverteidigung also lange Bälle: Eine Reaktion auf die Kaderplanung, bei der die spielstarken Verteidiger Waldemar Anton und Hiroki Ito vom Profil her nicht adäquat ersetzt wurden? Und wenn einmal von hinten aufgebaut wird, dann mit einem tief spielenden Stiller, der eigentlich eine Linie weiter vorne viel wertvoller wäre. Gegen einen Gegner wie Bremen wäre auch ein ballsicherer Spieler wie Enzo Millot durchaus zielführend gewesen, spätestens nach dem Platzverweis. Aber der junge Franzose blieb wie schon in Bochum 90 Minuten auf der Bank.

Der VfB teilnahmslos Statt Fouls zu ziehen, das Spiel zu emotionalisieren, die Zuschauer mitzunehmen, spielt der VfB nach dem Platzverweis weiter als ob nichts wäre, nimmt die gelb-rote Ungerechtigkeit einfach hin. Der einzige, der deswegen so sauer war wie die Fans, schien Co-Trainer David Krecidlo. Anschließend wurde in Unterzahl immerhin ordentlich verteidigt – weil Bremen auch die Mittel fehlten und vielleicht auch, weil der VfB es mittlerweile gewohnt ist, mit einem Mann weniger zu spielen.

Für den VfB scheint die Bundesligasaison nun zu Ende zu sein. Es ist zu befürchten, dass man es in der Mercedesstraße auslaufen lässt, um auch keine Verletzung fürs Finale zu riskieren. Dabei wäre es entscheidend, die Negativ-Spirale zu beenden. Fürs Finale und auch für die nächste Saison.

Zum Weiterlesen: Auch die Stuttgarter Zeitung meint: „Das Problem ist nicht nur der Schiedsrichter“ (Plus)

Der Weserkurier spricht bei Burke von „einem Märchen“.

Bild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images (bearbeitet von Mark-Robert Ferenczi)

Impressum des Publishers ansehen