DFB-Doku zur EM 2024: Es fehlt die Würze | OneFootball

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·13. Januar 2025

DFB-Doku zur EM 2024: Es fehlt die Würze

Artikelbild:DFB-Doku zur EM 2024: Es fehlt die Würze

Mit der Dokumentation aus dem Innenleben der Nationalmannschaft weckt RTL Erinnerungen an das Sommermärchen 2.0. Und verpasst leider eine riesige Chance

Was erwarte ich als Fußballfan, wenn mir RTL eine TV-Dokumentation mit dem Titel „Unser Team – Die Heim-EM 2024“ aus dem Innenleben einer Fußballmannschaft ankündigt? Zumindest bei der deutschen Nationalelf konkrete Antworten auf Fragen, die uns bei der Heim-EM 2024 bewegt haben.


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Zum Beispiel: Wie ging Torwart Marc-André ter Stegen nach seiner Degradierung zum Reservisten mit Manuel Neuer um? Oder: Wie steuerte Weltstar Toni Kroos als Kapitän ohne Spielführerbinde seine Mitspieler? Vielleicht auch: Wie nahm das Team den Wusiala-Rummel auf?

Stattdessen erfährt man in aller Ausführlichkeit, wie Strafgefangene im Knast Fußball schauen, sich alte weiße Männer beim Fußball betrinken, Panzerfahrer zwischen Schießübungen eine TV-Pause einlegen und eine Ärztin im Dienst keine Zeit für Jungs in kurzen Hosen hat.

DFB-Doku liefert Szenen zum Nachhaken

Dabei lieferten einzelne Szenen beim DFB durchaus Grund zum Nachhaken: Warum hält Niklas Füllkrug ständig Ansprachen in der Umkleidekabine, ohne dass ihm jemand zuhört? Was knallten die Spieler Schiedsrichter Taylor an den Kopf, als das Skandalspiel gegen Spanien abgepfiffen war?

Und die Reihe von offenen Fragen endet damit längst nicht. Was dachten die Bayern-Spieler wirklich, als Emre Can und nicht Leon Goretzka nachnominiert wurde? Wie ging Antonio Rüdiger mit dem Islamismus-Vorwurf um? Welche Rituale passierten im Mannschaftsbus vor den Spielen?

Stattdessen rätseln wir jetzt, was aus dem Piepmatz wurde, den sich die Nationalspieler als Quartier-Maskottchen zugelegt haben. Und welchen Stellenwert der Rapper Kontra K nach seinem DFB-Besuch in Herzogenaurach daheim bei seinem Sohn genießt. Beides ist irrelevant.

TV-Resonanz bei RTL eher bescheiden

Als DFB-Koch Schmaus würde man sagen: Dieser TV-Doku fehlte die Würze. Entsprechend fiel die Resonanz zur besten Sendezeit am Samstagabend aus: Nur 4,7 Prozent Marktanteil verzeichnete RTL, so DWDL. Sogar die 8,0 Prozent in der Zielgruppe liegt unter dem erwarteten Senderschnitt.

Verwundern können die Zahlen nicht. Wenn eine Doku nur an der Oberfläche kratzt und sie hinterher mit schwarzgelbroter Sauce poliert, liegt der Verdacht nahe, dass dem DFB das Marketing seines eigenen Produkts wichtiger erschien als die ehrliche Aufarbeitung eines Jahrzehnt-Events.

Das ist nämlich die Wahrheit: Nach der verhunzten Katar-Doku 2022, bei der die Schwachstellen der Nationalmannschaft bei der WM-Blamage schonungslos offengelegt wurden (Stichwort: „Graugänse„), wollte der DFB keinen zweiten Offenbarungseid riskieren.

DFB wollte wohl nichts riskieren

Die RTL-Doku erweckt jedenfalls den Eindruck, als hätte der Verband jede einzelne Szene auf Nebenwirkungen geprüft und nur freigegeben, was unangreifbar und damit belanglos erschien. Das ist dann das Ergebnis: ein Werbefilm bei RTL. Unter dem Strich also: eine verpasste Chance.

An Doku-Produzent Tom Häussler kann es kaum liegen. Er hat bei vergleichbaren Sportprojekten („Elite-Schiedsrichter„) seine Erzählkraft bewiesen. Vermutlich fehlte ihm diesmal die Sachkenntnis, was in einer Mannschaft abläuft. Oder der Mumm, sich beim DFB durchzusetzen.

Ist die TV-Doku zur EM 2024 deshalb nicht sehenswert? Ganz gewiss nicht. Der Zuschauer bekommt ein gutes Gefühl für unser Sommermärchen 2.0. So eine Art Aha-Effekt wie bei einem Jahresrückblick: Ach, das habe ich ja fast vergessen… Schön war’s, nett. Aber auch nicht mehr.

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