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Jule Stolpe·25. Mai 2025
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Jule Stolpe·25. Mai 2025
Trotz frühlingshafter Temperaturen kochte die Stimmung im Londoner Emirates Stadium. Im April 2024 ging es zwischen Arsenal und Bayern um den Einzug ins Halbfinale der Champions League. Serge Gnabry antwortete im Hinspiel wenige Minuten nach der frühen Arsenal-Führung mit dem Ausgleich. Harry Kane brillierte zehn Minuten vor der Pause in seiner Königsdisziplin, verwandelte einen Elfer zur 2:1-Führung aus Münchener Sicht.
Man spürte die Hoffnung der rund 60.000 Gunners auf den Henkelpott mit jedem weiteren Moment davonfliegen. In der 66. Minute schüttelte Arsenal-Coach Mikel Arteta aber endlich sein Ass aus dem Ärmel: Er brachte Leandro Trossard.
Der brauchte nur knapp zehn Minuten, da war der Ausgleich erzielt und Trossard hielt die Hoffnung aufs Halbfinale mit einer flachen und unhaltbaren Direktabnahme im Alleingang am Leben. Ein Tor, das Arsenal mit Abpfiff des Hinspiels im Rennen hielt, am Ende aber wieder nicht reichte. Im Rückspiel zerstörte Kimmich mit seinem 1:0 für Bayern in der 63. Minute alle Henkelpott-Träume der Gunners - und Trossards gleich mit.
"Same old story" könnte man sagen - sowohl über Arsenal als auch über Leandro Trossard, der in seiner Karriere nicht selten wichtige Tore geschossen hat, die am Ende aber doch nicht für mehr reichten. Mittlerweile ist klar: Auch nach dieser Saison steht er (mal wieder) mit leeren Händen da. Im FA Cup flogen die Londoner schon in der dritten Runde gegen ManUnited raus, in der Liga konnte ManCitys Schwäche nicht ausgenutzt werden und in der Champions League ging es diesmal zwar sogar bis ins Halbfinale, dort war dann aber eben wieder einmal vorzeitig Schluss.
Typisch Arsenal eben, aber irgendwie auch typisch Trossard. Er ist einer der Spieler, die trotz ihres überragenden Spielstils und Talents in ihrer Karriere (noch) nie einen großen Titel gewinnen konnten.
Ein Ausnahmespieler ist er allemal. Manchmal mit eigenen Toren zum perfekten Zeitpunkt, oftmals aber auch als Vorlagengeber oder mit dem goldenen vorletzten Pass. Seine einerseits sehr disziplinierte und antizipierende, andererseits kreative und flexible Spielweise wünschen sich viele Trainer in ihrem System - so auch Mikel Arteta bei seinem aktuellen Klub, dem Arsenal FC. In sein Team passt Trossard wie die Faust aufs Auge.
📸 JASPER JACOBS
Arteta hatte ihn 2023 für 27 Millionen Euro von Brighton & Hove Albion geholt, wo er in 116 Spielen 25 Tore geschossen hatte. Den großen Durchbruch hatte Trossard zuvor in der Saison 2018/2019 beim KRC Genk. Dort waren ihm 14 Liga-Tore gelungen und er hatte maßgeblich zum Gewinn der belgischen Meisterschaft beigetragen, ehe er nach England zu den Seagulls gewechselt war.
Doch warum war der Angreifer Arteta ins Auge gestochen? Vor allem wegen seines Gefühls für Raum, Tempo und Timing, das ihn im letzten Drittel oftmals die richtige Entscheidung treffen lässt und wegen seiner taktischen Flexibilität. Ob über Linksaußen, als falsche Neun, zusätzlicher Zehner oder rechter Flügelspieler - Trossard ist auf fast jeder offensiven Position Gold wert.
Er ist dabei kein spektakulärer Einzelkünstler, sondern eher einer, der den Schlüssel für viele Systeme darstellt, bei dem Effizienz stets über Ego steht, der Partien lesen und verstehen kann und dabei auch im Pressing gegen den Ball unersetzlich scheint. Mit bereits sechs Jokertoren für Arsenal ist er zudem der effektivste Joker in der Premier-League-Geschichte der Gunners.
Er ist oft der entscheidende Mann auf dem Platz, ohne im Rampenlicht zu stehen und irgendwie passt es zu seiner Art, dass er - trotz seiner herausragenden Qualität - weiterhin einen vor sich hinstaubenden Trophäenschrank hat.
Ein bisschen scheinen er und seine Teams sich aber auch gesucht und gefunden zu haben. Seit fünf Jahren muss Arsenal schon auf den nächsten großen Titel warten, eine Meisterschaft durften sie seit über 20 Jahren nicht mehr feiern. Und wie gut seinem Nationalteam, dem „ewigen Geheimfavoriten" Belgien, die großen Turniere gelingen, ist auch weithin bekannt.
📸 Justin Setterfield - 2025 Getty Images
Ob der mittlerweile 30-Jährige überhaupt noch mal so nah an einen großen Titel herankommen wird wie diese Saison als Vizemeister und Champions-League-Halbfinalist? Sagen wir mal so: Top-Joker wie Trossard stechen ja bekanntlich gerne noch spät zu. Vielleicht gilt das auch für seine Karriere? Das wäre durchaus möglich. Er soll vor einer Verlängerung bei den Gunners stehen, die auch in den nächsten Jahren weiter ganz oben im Rennen um die großen Pokale dabei sein sollten.
Wenn man immer wieder so nah dran ist, muss es doch irgendwann auch wieder mit einem großen Titel klappen, oder? Trossard wäre es zu wünschen. Damit er nicht nur die Taktik-Träume seines Trainers, sondern auch endlich die eigenen Erfolgs-Sehnsüchte wahr werden lässt.
📸 THIBAUD MORITZ - AFP or licensors
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