„Diese Saison kann wirklich die Krönung sein“ | OneFootball

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SV Werder Bremen

·5. Februar 2025

„Diese Saison kann wirklich die Krönung sein“

Artikelbild:„Diese Saison kann wirklich die Krönung sein“

Valérien Ismaël und Ailton holten gemeinsam das Double nach Bremen (Foto: nordphoto).

Valérien Ismaël im Interview vor dem Duell mit Bayern München

Valérien Ismaël hat in der Bundesliga mit Werder Bremen und Bayern München große Erfolge gefeiert. Mittlerweile hat der 49-Jährige selbst eine Trainerlaufbahn eingeschlagen, die ihn schon zu vielen spannenden Trainerjobs wie u.a. dem VfL Wolfsburg, Besiktas Istanbul oder dem FC Watford geführt hat. Im WERDER.DE-Interview spricht Ismaël über seine Zeit bei Werder und Bayern, was er dem SVW in der laufenden Spielzeit zutraut und seine eigene Zukunft.


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WERDER.DE: Moin Valérien, du bist als noch 27-Jähriger sehr spät in die Bundesliga gewechselt. War das die beste Entscheidung in deiner Fußballlaufbahn?

Valérien Ismaël: Es war zumindest eine meiner guten Entscheidungen (schmunzelt). Ein Jahr zuvor hatte ich bereits mit Werder Kontakt, mich dann aber für einen anderen Verein entschieden. Im zweiten Anlauf hat es dann geklappt, weil Klaus Allofs mich überzeugt hat, nach Bremen zu kommen.

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Mit Werder holte Ismaël im ersten Jahr zwei Titel (Foto: nordphoto).

WERDER.DE: Mit Werder hast du in deinem ersten Jahr das Double gewonnen. Warum hat es mit Werder und dir so gut gepasst?

Valérien Ismaël: Im Nachhinein ist das schwer zu sagen. Ich denke, dass die Zusammenstellung des Kaders gut gepasst hat. Wir hatten viele Leader gemischt mit jungen Spielern und einem Trainer, der ein Urgestein in dem Verein war. Diese Chemie hat perfekt funktioniert, obwohl wir mit dem Aus im UI-Cup gegen Pasching eigentlich schlecht gestartet sind.

WERDER.DE: Später hast du auch in deinem ersten Jahr bei den Bayern das Double geholt. Inwiefern haben sich diese Titelgewinne unterschieden?

Valérien Ismaël: Werder war in den Jahren davor eher ein Kandidat für das Mittelfeld mit dem Ziel, wieder international zu spielen. Wir haben aber richtig guten Fußball gespielt und es ist eine Euphorie entfacht, die die Stadt und die Fans mitgetragen haben. Es war eine emotionale Komponente und ein schöner Moment, der in die Geschichte eingegangen ist. Bei Bayern war es mehr wie eine Pflicht, die wir erfüllt haben und das war schon eine Herausforderung.

Wenn das Feuer erloschen ist, fällt es dir sogar leichter.

Ismaël über sein erzwungenes Karriereende

WERDER.DE: Uns ist aufgefallen, dass du im Werder-Trikot deutlich torgefährlicher warst. Woran lag das?

Valérien Ismaël: Das hatte einfach mit der Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben zu tun. Die Spielphilosophie war offensiver ausgerichtet und die Gefahr ist von überall aufgekommen. Bei Bayern habe ich mich mehr auf meinen defensiven Part konzentriert.

WERDER.DE: Du hast auf dem Höhepunkt deiner Karriere durch Knieverletzungen erlebt, wie schnell es im Profifußball auch bergab gehen kann. War das schwer zu akzeptieren?

Valérien Ismaël: Von jeder Untersuchung zur nächsten, die du machst, ist es wie ein Feuer, das seine Kraft verliert. Wenn das Feuer erloschen ist, fällt es dir sogar leichter, den Strich zum Karriereende zu machen. Ich war dazu gezwungen und habe gemerkt, dass ich nicht mehr mit der gleichen Intensität wie vorher Fußball spielen konnte. Dass ich nicht mehr auf diesem Niveau war, war für mich leichter zu akzeptieren.

WERDER.DE: Ist in dieser Phase schon der Gedanke gereift, eine Trainerlaufbahn einzuschlagen?

Valérien Ismaël: Bis 2010 habe ich noch versucht, auf den Platz zurückzukommen. Danach habe ich bei Hannover 96 den Anschluss gefunden und auf der Geschäftsstelle ins Management reingeschnuppert. Das habe ich 18 Monate gemacht und dann schnell gemerkt, dass mir der Kabinengeruch und das auf dem Platz stehen fehlt. Ich habe dann angefangen, meine Trainerscheine zu machen und bei der B-Lizenz sofort erkannt, was ich machen möchte.

WERDER.DE: Du hast Thomas Schaaf vorhin schon als Urgestein bezeichnet, bei den Bayern war mit Felix Magath eine ähnliche Persönlichkeit dein Cheftrainer. Inwiefern haben die beiden dich als Trainer mitgeprägt?

Valérien Ismaël: Zwischen den beiden gibt es natürlich große Unterschiede. Beide waren aber klar in dem, was sie auf dem Platz sehen wollten, und das haben sie an die Spieler vermittelt. Natürlich triffst du als Trainer am Ende deine eigene Entscheidung und machst deine eigenen Erfahrungen. Trotzdem hilft es dir, wenn du mit anderen Trainern große Erfolge gefeiert hast und dich an gewisse Situationen erinnern kannst.

WERDER.DE: Du hast mittlerweile verschiedene Stationen in verschiedenen Ländern hinter dir. Welche ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Valérien Ismaël: Alle Stationen sind besonders, weil du die Entscheidung für einen Verein bewusst triffst. England hat mich sehr geprägt, weil der Trainer mit Blick auf den Transfermarkt sehr gestärkt ist und die Verhältnisse auch mit den Clubbesitzern anders sind als in Deutschland. Ich nehme immer von den unterschiedlichen Stationen was mit.

WERDER.DE: Bis zum März letzten Jahres warst du für den FC Watford in England tätig. Bist du bereit für eine neue Aufgabe?

Valérien Ismaël: Ich habe eine klare Vorstellung, was ich gerne hätte. Ich habe schon viele Gespräche geführt und auch unterschriftsreife Verträge vorliegen gehabt, mich aber bewusst dafür entschieden zu warten. Als junger Trainer möchtest du viel ausprobieren. Jetzt bin ich lange im Geschäft und möchte den Zeitpunkt selbstbestimmen und dass die vielen Faktoren zusammenpassen.

Der Weg von Werder ist geprägt von Stabilität und Kontinuität.

WERDER.DE: Dein Hauptwohnsitz liegt im bayrischen Erdingen, um bei möglichen Trainerjobs möglichst flexibel zu sein. Drückst du am Freitagabend durch deine Nähe zu den Bayern auch eher den Münchnern die Daumen?

Valérien Ismaël: Ich versuche immer die diplomatische Antwort zu geben, dass ich mir ein Unentschieden wünsche (schmunzelt). Wahrscheinlich wäre Bremen mit dem Punkt aber glücklicher als die Bayern, die in der Liga sehr souverän sind. Werder ist aber sehr stabil, punktet sehr konstant und hat dieses Jahr eine gute Chance, sich für Europa zu qualifizieren. Es ist noch ein langer Weg aber ein schönes Gefühl für etwas zu kämpfen und nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Der Weg von Werder ist geprägt von Stabilität und Kontinuität – diese Saison kann wirklich die Krönung sein.

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