REAL TOTAL
·6. April 2025
Ecken, Elfmeter, Ceballos: Erkenntnisse zur 1:2-Pleite

REAL TOTAL
·6. April 2025
Die Niederlage gegen Valencia offenbarte altbekannte Schwächen in Real Madrids Spiel – Foto: Denis Doyle/Getty Images
Bei Standards, was insbesondere für Eckstöße gilt, offenbart der Hauptstadtklub vor allem defensiv teilweise eklatante Fehler. In der seit Saisonbeginn durch Verletzungen gebeutelten Defensive schaffen es die Blancos auch aufgrund ständig wechselnden Personals nicht, Ordnung und Zuordnung zu halten, was bei gegnerischen Ecken häufig zu vogelwilden Szenen führt. So auch am Samstag gegen Valencia gesehen, als beim 0:1 Valencias Diakhaby sich gegen Antonio Rüdiger durchsetzte und problemlos einköpfen konnte. Unter der Woche kassierten die Blancos bereits in der Copa del Rey gegen Real Sociedad auf ähnliche Art und Weise in der Nachspielzeit den vierten Gegentreffer, der dann Verlängerung bedeutete. Zuordnung bei defensiven Standards – oft Fehlanzeige! So kassierte Real Madrid wettbewerbsübergreifend schon das zwölfte Kopfball-Gegentor – ein Höchstwert!
Auf der anderen Seite entwickelt das Ancelotti-Team bei eigenen Eckbällen und Flanken weiterhin kaum bis gar keine Gefahr. Der Offensivreihe der Merengues geht jede Kopfballstärke ab, doch auch von hinten kommt bei Standardsituationen wenig Unterstützung – Rüdigers und Aurelién Tchouménis Kopfballtore gegen Real Sociedad bilden da eher die positive Ausnahme. Hier macht sich eben das Fehlen eines klassischen Mittelstürmers bemerkbar, wie man ihn letzte Saison noch in Joselu hatte. Derzeit wäre Canterano Gonzalo García der Einzige, der diesem Profil auch nur einigermaßen entspräche, wie in Leganés bewiesen, doch es ist schwer vorstellbar, dass Carlo Ancelotti in der entscheidenden Phase der Saison auf den Castilla-Stürmer setzen wird.
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Vinícius Júnior vergibt Foulelfmeter (13.), der FC Valencia geht in Führung (15.), Vinícius... weiterlesen
Was gewesen wäre, wenn Vinícius Júnior zwei Minuten vor dem ersten Rückstand den Elfmeter verwandelt und die Königlichen gegen Valencia in Führung gebracht hätte, ist natürlich reine Spekulation, doch sicher ist, dass es den Blancos das Leben grundsätzlich leichter gemacht hätte. Nach dem CL-Viertelfinal-Rückspiel bei Atlético Madrid war es der zweite verschossene Strafstoß des Brasilianers – und der fünfte der Königlichen in dieser Saison. Neben Kylian Mbappé, der im Herbst bei Gastspielen in Liverpool und Bilbao innerhalb einer Woche zweimal kläglich vergab, setzte auch Jude Bellingham im Hinspiel bei Valencia einen Elfer an den Pfosten. Dies zeigt, dass die Elfmetermisere sich durch die gesamte Saison zieht und kein exklusives Vinícius-Problem ist. Während es bis zum Winter keine feste Reihenfolge der Strafstoßstützen gab, entschied Carlo Ancelotti nach den Mbappé-Fehlschüssen eine einzuführen – Vinícius, Mbappé, Bellingham. Nachdem der Brasilianer in der letzten Saison fehlerfrei vom Punkt war, vor allem in großen und wichtigen Spielen (zweimal gegen Barcelona, im CL-Halbfinale gegen Bayern), eine durchaus verständliche Entscheidung. Nun ist es wohl an der Zeit, die Reihenfolge zu überdenken und zu ändern, denn Mbappé traf in den vergangenen Wochen regelmäßig und zuverlässig – eben auch vom Elfmeterpunkt. Doch der bisherige Saisonverlauf zeigt, dass es auch in diesem Segment keinerlei Garantien und Konstanz gibt, denn im CL-Elfmeterschießen bei Atlético vergab mit Lucas Vázquez ausgerechnet einer der zuverlässigsten Schützen aus der Vergangenheit.
Er war die Entdeckung des neuen Kalenderjahres: Mit seinen wichtigen Tiefenbällen, gepaart mit der Fähigkeit, den Spielrhythmus zu bestimmen und zu kontrollieren, übernahm Dani Ceballos nach dem Jahreswechsel nicht nur ein wenig die Rolle von Toni Kroos, sondern gab mit seiner Physis und defensiven Qualitäten Reals Mittelfeld eine zusätzliche Dimension im Vergleich zum legendären deutschen Regisseur. Zusammen mit dem Box-To-Box-Experten Federico Valverde bildete der Spanier das wohl am besten funktionierende Pärchen im defensiven Mittelfeld, und das schien auch Carlo Ancelotti so zu sehen. Immer wieder suchte der Italiener nach Möglichkeit, Ceballos aufzustellen und verschob dafür andere Akteure auf andere Positionen. Es schien, als hätte der Andalusier endlich sein (spätes) Glück beim Rekordmeister gefunden und gleichzeitig erschien auch die Lücke, die das Karriereende von Toni Kroos hinterlassen hatte, nicht mehr so riesig wie zu Saisonbeginn. Seit über einem Monat fehlt der 28-Jährige nun verletzungsbedingt und hinterließ selbst eine große Lücke, denn den Königlichen geht seit über einem Monat die Kontrolle und Stabilität im Zentrum ab. Immerhin trainiert Ceballos seit Freitag wieder mit der Mannschaft, was Hoffnungen auf einen möglichen Einsatz im CL-Viertelfinal-Hinspiel bei Arsenal (8. April, 21 Uhr) macht. Dabei wird Valverde wohl eher hinten rechts eingesetzt werden, doch in Ceballos’ Abwesenheit mauserte sich mit Aurelién Tchouaméni immerhin ein weiterer Spieler zu einer verlässlichen Größe im Mittelfeld.
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Grundsätzlich funktioniert Real Madrids Offensive seit Monaten, zumindest auf den ersten Blick. So erspielten sich die Blancos auch gegen Valencia mehr als genug Chancen (xG 3,7), um das Spiel gewinnen zu können, doch bei genauer Betrachtung leidet das Offensivspiel immer noch an einer altbekannten Schwäche: Im Spiel nach vorne fehlt es den Blancos schon seit Saisonbeginn an Konstanz, es fehlen erkennbar einstudierte Abläufe, Automatismen, man verlässt sich regelmäßig auf die – zweifelsfrei vorhandene – individuelle Klasse, vor allem die des Kylian Mbappé. Und wenn der mal – so wie am Samstagnachmittag gegen Valencia – keinen guten Tag in Sachen Abschluss erwischt, wird es problematisch. Hier macht es sich Carlo Ancelotti viel zu einfach, indem er einfach darauf vertraut, dass einer der Stars vorne schon etwas herzaubern wird. Dass die hohe individuelle Klasse offensiv viel effizienter genutzt werden kann, in dem man sie mit Automatismen und klaren Abläufen versieht, zeigt Woche für Woche der FC Barcelona, dessen grundsätzliches Potenzial vorne zumindest nicht höher als das der Königlichen ist. Doch die Katalanen haben nach 30 Spieltagen sage und schreibe 20 Treffer mehr auf dem Konto als die Hauptstädter, vor allem hat das Flick-Team gegen Mannschaften wie Valencia in der Regel überhaupt keine Probleme, die Spiele rechtzeitig zu entscheiden und damit auch Kräfte für wichtigere Partien zu sparen. Real Madrid hingegen konnte nach dem 19. Januar und dem 4:1-Heimsieg gegen Las Palmas keine Ligapartie mehr zu 100 Prozent souverän gestalten, sondern müht sich selbst gegen Teams wie Rayo Vallecano und Leganés zu knappen und kräftezehrenden Siegen – von Verlängerungsdramen in der Copa del Rey gegen Celta und Real Sociedad ganz zu schweigen. Kräfte, die in den kommenden, entscheidenden Duellen um drei mögliche Titel womöglich fehlen werden.
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