Edeltechnikerin und Fanliebling: Rückblick auf die DFB-Karriere von Lina Magull | OneFootball

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·26. März 2025

Edeltechnikerin und Fanliebling: Rückblick auf die DFB-Karriere von Lina Magull

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"Es ist der Abschied von einem Kapitel, das mein Leben in so vieler Hinsicht geprägt hat": Mit diesen Worten verkündete Lina Magull ihren Rücktritt aus der deutschen Frauennationalmannschaft. Die 30-jährige Mittelfeldspielerin hängt ihre Natio-Schuhe also endgültig an den Nagel. Der Zeitpunkt des Rücktritts hat viele Fans doch unvorbereitet getroffen, die Tatsache an sich allerdings nicht wirklich. Wir blicken auf Lina Magulls Zeit im Trikot der deutschen Nationalelf zurück.

Ihre DFB-Karriere startete Magull im Alter von 14 Jahren in der U15 des Deutschen Fußball-Bundes. Schnell wurde das Talent der jungen Fußballerin ersichtlich. Gemäß des natürlichen Laufes ging es dann für die junge Magull in die U17-Nachwuchsmannschaft, mit der sie an einer U17-WM in Trinidad und Tobago sowie zwei U17-Europameisterschaften in der Schweiz teilnahm. Drei Jahre später stand mit der U19-Nachwuchsauswahl die Europameisterschaft im Wales auf dem Plan. Dort war für das deutsche Team im Halbfinale gegen Frankreich aber Schluss. In insgesamt 14 Spielen für die U19 konnte Lina Magull ganze elf Tore knipsen. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund ihres früh ersichtlichen Talents war der Übergang in die U20-Nationalelf nur eine Frage der Zeit.2012 ging es für die jungen Fußballerinnen dann zur Weltmeisterschaft nach Japan. Bei der WM wurde die erst 18-jährige Lina Magull hauptsächlich als Wechselspielerin in einem Team mit bekannten Namen wie Dzsenifer Marozsán, Melanie Leupolz oder Carolin Simon eingesetzt. Letzten Endes erreichte die deutsche U20 zwar das Finale, musste sich dort aber knapp gegen die USA geschlagen geben. Weitere zwei Jahre später machte sich Lina Magull abermals mit der U20 auf die Reise zu einer Weltmeisterschaft. In Kanada klappte es dann endlich mit dem ersten Titel im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes: Mit einem 1:0 nach Verlängerung gegen Nigeria krönten die Kapitänin Magull und ihre Mitspielerinnen ein nahezu makelloses Turnier.


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Lina Magull im Finale der U20-WM in Kanada / Richard Wolowicz/GettyImages

Nach guten Leistungen bei ihrem damaligen Verein, dem SC Freiburg, war es dann im Alter von 21 Jahren endlich so weit: Bundestrainerin Silvia Neid nominierte Lina Magull zum ersten Mal für die A-Nationalmannschaft. "Sie ist in der Bundesliga positiv aufgefallen, hat sich gut entwickelt und jetzt die Chance, sich bei uns zu zeigen", so Neid im Oktober 2015.

Ihr Debüt für die deutsche Frauennationalmannschaft durfte Magull dann am 22. Oktober 2015 beim EM-Qualifikationsspiel in Russland feiern, als sie den Rasen in der 68. Minute für Mandy Islacker betrat. Die gebürtige Dortmunderin überzeugte schnell durch ihre überragende Technik, den Spielwitz - und das Spielverständnis sowie eine gesunde Portion Kreativität. Da ist es nicht verwunderlich, dass Magull zum Kader mehrere großer Turniere zählte, angefangen bei den Olympischen Spielen 2016, wo Magull als Ersatzspielerin mit nach Brasilien reisen und den Gold-Triumph der DFB-Frauen miterleben durfte, allerdings ohne Einsatz blieb.Ein Jahr später folgte dann die Europameisterschaft in den Niederlanden, wo für die DFB-Frauen allerdings bereits im Viertelfinale gegen Dänemark Endstation war. Magull etablierte sich zu einem bekannten Namen im deutschen Frauenfußball, wobei besonders ihr Wechsel 2018 zum FC Bayern München ihrer Karriere Schwung verlieh. Im Jahr 2019 ging es dann für die damals 25-Jährige nach Frankreich zur Weltmeisterschaft. Unter der Leitung von Martina Voss-Tecklenburg musste die Frauennationalmannschaft aber viel Lehrgeld bezahlen und schied im Viertelfinale gegen Schweden aus. Auch die zweite WM ihrer Karriere 2023 in Australien und Neuseeland war für Lina Magull eine ernüchternde Angelegenheit: Die DFB-Frauen flogen bereits in der Gruppenphase aus dem Turnier.

Nach dem Hoch kommt das Tief

Das größte Highlight ihrer Karriere dürfte die Europameisterschaft 2022 in England gewesen sein. Als Führungsspielerin stand Magull in jedem Spiel von Beginn an auf dem Rasen und konnte drei wichtige Tore erzielen. Zwar verloren die DFB-Frauen das EM-Finale gegen England, die Kulisse des ausverkauften Wembley-Stadions sowie die Art und Weise, wie die deutsche Auswahl in dem Turnier auftrat, geht für immer in die Geschichtsbücher ein. "Unvergessen für mich ist ihr Auftritt beim EM-Finale in Wembley 2022, wo sie dem Spiel den Stempel aufgedrückt hat", sagte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer im Zuge von Magulls Abschied aus der Nationalmannschaft.

Doch das Hoch, das die EM in England mit sich brachte, hatte drastische Folgen für Magull: "Ich war voller Tatendrang für die kommende Saison, aber auch ausgelaugt. Ich bin von diesem Hoch gefühlsmäßig runtergefallen. Man hat auf das nächste Highlight gewartet, aber das ist nicht so wirklich gekommen", so die 30-Jährige damals in einem Sky-Interview. Verstärkt wurde dieses Gefühl dann natürlich durch den Misserfolg bei der Weltmeisterschaft. All das gipfelte darin, dass Magull ihr Kapitänsamt bei den Bayern niederlegte. Die Monate vom Sommer 2023 bis zum Anfang des Jahres 2024 beschrieb Magull als die schwierigste Phase ihrer Karriere - sie habe den Glauben an sich selbst verloren. Nach der WM übernahm Horst Hrubesch die DFB-Frauen interimsweise. Der 73-Jährige rangierte Magull aus - bis Oktober 2024 wurde die aktuell bei Inter Mailand spielende Mittelfeldspielerin nicht mehr für die Frauennationalmannschaft berücksichtigt, verpasste dadurch auch die Olympischen Spiele in Frankreich.Es war der amtierende Cheftrainer Christian Wück, der Magull als Nachnominierung wieder zurück in das Team holte. "Ich bin natürlich immer noch sehr offen dafür, für Deutschland zu spielen. Von daher habe ich mich gefreut, dass ich da noch auf dem Radar bin und vor allem, dass ich auch noch Einsatzminuten bekommen habe, sogar viele Einsatzminuten", resümierte Magull nach der Abstellungsperiode. Doch danach war Schluss und Lina Magull wartete vergebens auf eine weitere Nominierung durch Wück.

Deshalb entschied sich die Edeltechnikerin am 19. März 2025 dafür, ihr Ende der Nationalmannschaftskarriere nach 77 Spielen und 22 Toren bekannt zugeben. "Lina hat mich in einem persönlichen Gespräch über ihre Entscheidung informiert. Ich kann ihren Entschluss nachvollziehen. Sie war über Jahre hinweg wichtiger Bestandteil der Frauen-Nationalmannschaft und hat mit ihrer Erfahrung sowie ihrer taktisch versierten und kreativen Spielweise maßgeblich zu den Erfolgen in den vergangenen Jahren beigetragen", so Christian Wück.Doch nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz prägte Magull die deutsche Frauennationalmannschaft. In Umfragen innerhalb des Teams wurde ihr Namen am häufigsten genannt, wenn es um Kategorien wie beispielsweise die witzigste Mitspielerin ging. Stets mit einem Lächeln und einem lockeren Spruch auf den Lippen - so kennt man Lina Magull außerhalb des Spielfelds. Nicht ohne Grund gehörte sie jahrelang zu den absoluten Fanlieblingen im deutschen Team. Aufgrund ihres überzeugten Einsatzes für die DFB-Frauen hätte Lina Magull in ihrer Natio-Karriere durchaus mehr Titel verdient gehabt.

Beim UEFA Womens Nations League Spiel gegen Schottland am 8. April in Wolfsburg (ab 17.45 Uhr live in der ARD) wird Lina Magull offiziell verabschiedet werden. Die Ehrung der langjährigen Nationalspielerin wird im Vorfeld der Partie stattfinden.

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