EM 2024 | Ein Hagi reicht Rumänien nicht: Auf der Suche nach dem Glanz vergangener Tage | OneFootball

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·11. Juni 2024

EM 2024 | Ein Hagi reicht Rumänien nicht: Auf der Suche nach dem Glanz vergangener Tage

Artikelbild:EM 2024 | Ein Hagi reicht Rumänien nicht: Auf der Suche nach dem Glanz vergangener Tage

Zum sechsten Mal ist Rumänien, das 1984 sein Debüt bei einer EM-Endrunde gab, für eine Europameisterschaft qualifiziert. Der vorläufige Höhepunkt bisher war das Erreichen des Viertelfinals beim Turnier 2000 in Belgien und den Niederlanden.

Seinerzeit standen Spieler wie Christian Chivu, Cosmin Contra, Dorinel Munteanu, Adrian Mutu und der glorreiche Gheorghe Hagi, ein brillanter Spielmacher und Techniker, im Aufgebot der Rumänen. Von der Prominenz dieser Tage ist die rumänische Auswahl weit entfernt, obwohl immerhin auch diesmal ein Hagi mit zur EM fährt.


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Rumänien: Ungeschlagen durch die Qualifikation

Rein nominell gehören die Rumänen zu den kleineren Nationen in diesem Wettbewerb. Und dennoch war die Qualifikationsphase sehr positiv. Das Team verlor keines der zehn Spiele, hatte mit der Schweiz, Andorra, Belarus, dem Kosovo und Israel aber auch nicht die stärkste Gruppe. Vier Punkte gegen die Schweiz waren aber durchaus bemerkenswert, hinzu kamen gleich sechs Spiele ohne Gegentor.

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Trainer Edward Iordanescu, der die Mannschaft 2022 übernahm, weiß genau, was seine Spieler können und was nicht. Moderner, kreativer Ballbesitzfußball wird nicht möglich sein, aber mit Stützen wie Kompaktheit, cleverem Verschieben und einer hohen Laufintensität als Fundament lässt sich auch der ein oder andere technische Leckerbissen einbauen. Zudem stört sich bei den Rumänen niemand an der Erwartungshaltung. Jeder Punkt ist ein Erfolg, sodass dieses Team eigentlich nur gewinnen kann.

Zwei Anführer und viele Offensivoptionen

Im Durchschnitt ist der Kader der rumänischen Auswahl auch als solcher zu bezeichnen. Viele Spieler sind in Rumänien aktiv, die Liga dort ist in Europa zweitklassig, auch wenn die Talentförderung in den letzten Jahren deutlich besser wurde. Einige Klubs setzen vermehrt auf junge Spieler – teilweise auch, weil es nicht anders möglich ist – und Rumänien spielte bei dem ein oder anderen Juniorenturnier mit, zeigte mitunter auch ansprechende Leistungen. Bei der Begutachtung des Kaders stechen sofort zwei Anführer hervor.

In der Defensive wird Radu Dragusin von Tottenham der wichtigste Spieler sein. Im Winter wechselte er für rund 25 Millionen Euro vom CFC Genua zu den Spurs, hat sich in der Rückrunde erst einmal in der Premier League akklimatisieren müssen. Neun Einsätze sammelte er, zuvor war er in Italien unangefochtener Stammspieler. Sein Qualitätsspektrum vereint all das, was ein Abwehrchef bei einer Nation wie Rumänien in so einem Turnier benötigt.

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(Photo by Vasile Mihai-Antonio/Getty Images)

Dragusin ist ein kopfballstarker Spieler, der mit guter Physis und großem Einsatz glänzt. Als direkter Gegenspieler ist er maximal unangenehm, zumal er sich auf den ersten Metern nicht verstecken muss. Zudem scheut er es auch nicht, den langen Ball zu spielen. Für absolute Topklubs wäre er aufgrund seines Spielaufbaus keine ideale Ergänzung, in der rumänischen Nationalmannschaft sieht das aber anders aus. Gerade wenn die Rumänen tief stehen, kann er seine Qualitäten zur Geltung bringen.

Ein weiterer Anführer ist Nicolae Stanciu, der Kapitän des rumänischen Teams, der beim Damac FC in der Saudi Pro League spielt. Er ist ein wichtiger Ansprechpartner für viele Spieler, in der Offensive aufgrund der enormen Breite im Kader aber nicht der Dreh- und Angelpunkt. Alleine im offensiven Mittelfeld hat Rumänien mit ihm, Olaru, Cicaldau und Hagi vier Optionen, vier Flügelspieler mit entsprechend hoher Qualität, zum Beispiel Florinel Coman, stehen auch noch zur Verfügung. Im Umschaltspiel hat Rumänien also durchaus einige Waffen.

Rumänien: Wieder ist ein Hagi dabei

Noch einmal muss der Bogen zu 2000 und Gheorghe Hagi gespannt werden. Der Spielmacher, unter anderem für Real Madrid und den FC Barcelona aktiv, absolvierte 125 Länderspiele und war in dieser Zeit das Aushängeschild des rumänischen Fußballs. Alleine siebenmal wurde er Fußballer des Jahres in Rumänien. Seinem Sohn, Ianis Hagi, wurde zwar nicht zugetraut, diese Fußstapfen komplett auszufüllen, aber dennoch großes Talent zugesprochen. Schon in der Jugend zeigte er seine Qualitäten, wechselte aber zu früh, nämlich 2016, in eine große Liga, zur Fiorentina, setzte sich dort nicht durch.

Also ging es 2018 zurück nach Viitorul in die Heimat. Dort etablierte er sich schnell, wurde zum Thema für die U21-Nationalmannschaft und begeisterte mit ihr bei der EM 2019. In der Gruppenphase schlug Rumänien Kroatien mit 4:1 und England mit 4:2, in beiden Spielen erzielte Hagi ein Tor. Natürlich wuchs die Euphorie, Vergleiche mit dem Vater kamen auf, auch weil sich der rumänische Fußball einfach nach einer neuen Identifikationsfigur sehnte.

Im Halbfinale (2:4 gegen Deutschland) spielte Hagi erneut großartig, wechselte nach dem Turnier zum KRC Genk. Aber er schaffte es in den Folgejahren nicht, seine Qualität regelmäßig auf den Platz zu bringen. Nach einer Leihe zu den Rangers wurde er dort fest verpflichtet, zuletzt nach Alaves verliehen (28 Einsätze, meist als Joker, vier Scorerpunkte). Der einstige Hoffnungsträger, so schade das auch ist, trägt die Fußballnation nicht auf seinen Schultern. Allerdings ist er einer der Spieler im rumänischen Kader, die an einem sehr guten Tag eine sehr besondere Aktion beisteuern können. Immerhin.

Rumänien: Effizienz als wichtiger Schlüssel

Die rumänische Auswahl bekommt es in der Gruppe E mit Belgien, der Slowakei und der Ukraine zu tun. Vor allem gegen Belgien ist man der Außenseiter, gegen Auftaktgegner Ukraine wohl auch. Jenes Auftaktspiel am Montag (15 Uhr) ist von immenser Bedeutung. Denn da auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen, könnten vier Punkte in der Endabrechnung schon genug sein. Um diese zu erreichen, braucht es vor allem zwei Dinge.

Da wäre einserseits die allerhöchste Aufmerksamkeit im Defensivverhalten. Wie das funktionieren kann, wurde in der Qualifikation gegen die Schweiz unter Beweis gestellt. Wenn die Abwehrreihe tief steht, konsequent und kompromisslos verteidigt und die Bälle notfalls auch mal lang und weit klärt, ist ein Faktor schon einmal erfüllt. Tief zu stehen bedeutet in der Regel auch, dass die Gegner viel mit Flanken und hohen Bällen operieren, darauf ist die Abwehr um Dragusin und co. sehr gut eingestellt.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Effizienz. Insbesondere gegen die Ukraine und Belgien wird es die ein oder andere Konterchance mit entsprechendem Raum geben. Diesen zu nutzen und in die bestmögliche Abschlussposition zu kommen muss das Ziel sein. Denn einmal in Führung liegend ist Rumänien alles andere als ein leichter Gegner. Wenn alles passt, ist die K.O.-Runde also möglich. Auch ohne den Hagi-Hoffnungsträger 2.0.

(Photo by Vasile Mihai-Antonio/Getty Images)

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