90PLUS
·11. Oktober 2020
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·11. Oktober 2020
In Kürze beginnt die neue Saison in der UEFA Europa League. In der Gruppe B treffen Arsenal, Rapid Wien, Molde FK und Dundalk aufeinander. Wir stellen die Teams vor.
Revitalisiert durch Trainer Mikel Arteta (38) möchte der FC Arsenal nach einer enttäuschenden Saison 2019/2020 sowie dem überraschenden Zwischenrundenaus in der Europa League gegen Olympiakos, wieder einen Angriff auf die Champions League wagen. Ermöglicht wurde das trotz Platz acht in der Premier League durch den eindrucksvollen Gewinn des FA Cups (2:1 gegen Chelsea), der zur Teilnahme an der Europa League berechtigt.
Diese bietet den Gunners einen attraktiven Umweg, denn die Top-Four der Premier League sind umkämpft. Obwohl sich die Nordlondoner wieder auf der richtigen Spur befinden, ist ein Erreichen der Königsklasse über die Liga daher keinesfalls garantiert. Der Gewinn der Europa League ist Plan B, und nach der bewiesenen Turnierfertigkeit im Pokal wohl nicht im Bereich des Unmöglichen.
Um die Mannschaft nach und nach an die Ambitionen des einstigen Dauergasts der Champions League anzupassen, wurden mit Willian (32, Chelsea, ablösefrei), Innenverteidiger Gabriel (22, Lille, 26 Millionen Euro) und natürlich Thomas Partey (27, Atlético, 50 Millionen Euro) drei neue Stützen an Land gezogen. Die wichtigste Personalie war allerdings eine Vetragsverlängerung: Pierre-Emerick Aubameyang (31), mittlerweile nicht nur Torgatantie sondern Anführer, unterschrieb ein neues Arbeitspapier bis 2023.
In der Gruppenphase der Europa League dürften diese Namen allerdings seltener auf dem Spielberichtsbogen des FC Arsenal auftauchen. Bei vier Wettbewerben und einem vollgepackten Spielplan, wird Arteta die Spiele gegen Rapid Wien, Molde FK und Dundalk nutzen, um etwas durch zu rotieren.
Ersatzspieler wie Sead Kolasinac (27) Cédric Soares (29), Shkodran Mustafi (28) und Calum Chambers (25); erweiterte Stammspieler wie Allrounder Ainsley Maitland-Niles (23), aber vor allem eine Reihe von vielversprechenden Talenten, dürften einige Gelegenheiten erhalten, sich zu beweisen. Dazu gehören Mittelfeldantreiber Joe Willock (21), Senkrechtstarter Bukyao Saka (19), Spielmacher Emile Smith Rowe (20), Flügelspieler Reiss Nelson (20) und Knipser Eddie Nketiah (21). Der aussortierte Mesut Özil (31) gehört nicht dazu, der Ex-Nationalspieler wurde nicht einmal für den Wettbewerb gemeldet.
So ernst der Verein die Europa League nehmen wird, die Qualität sowie die Erfahrung dieser Akteure in der Europa League sollte mit punktuellen Verstärkungen aus der Stammelf genügen, um den Gruppensieg unter Dach und Fach zu bringen. Bernd Leno (28), Gabriel, Partey, Aubameyang und Co. werden in dieser Phase des Wettbewerbs vor allem in der Premier League gebraucht. Hier gilt es, den verheißungsvollen Saisonstart nach drei Siegen und einer Niederlage in Liverpool weiter auszubauen.
Die vergangene Saison beendete Rapid Wien auf dem zweiten Platz hinter Meister Red Bull Salzburg, was zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigte. Die Rückkehr in die Königsklasse nach mittlerweile 15 Jahren scheiterte hingegen. Gegen den belgischen Vertreter KAA Gent gab es im entscheidenden Spiel eine 1:2-Niederlage für die Grün-Weißen. Der Fokus gilt neben der Liga und dem österreichischen Pokal nun also der Europa League. Das erreichen der K.O.-Phase ist das Ziel.
Die eigenen Transferaktivitäten verhielten – wie bei so vielen Klubs – aufgrund der Coronavirus-Krise eher verhalten aus, dabei verließen gleich zwei Stammspieler den Verein. Kapitän Stefan Schwab (30) zog es nach sechs Jahre bei Rapid ablösefrei zu PAOK Thessaloniki. Flügelspieler Thomas Murg (25), nach 14 Scorerpunkten im Vorjahr mit zwei Tore und zwei Vorlagen stark in die Saison gestartet, folgte ihm. Für den 25-Jährigen wurden immer 2,2 Millionen Euro Ablöse fällig. Ein Kandidat für Murgs Nachfolge war U21-Nationalspieler Marco Grüll (22), doch dieser blieb trotz Interesse aus Wien und Salzburg beim SV Ried.
So blieb es bei lediglich zwei Neuzugängen. Neben dem ablösefreien Ersatzkeeper Bernhard Unger (21, SV Mattersburg II), konnte mit Marcel Ritzmaier (27) ein fleixbel einsetzbarer Mittelfeldspieler vom FC Barnsley ausgeliehen werden.
Trainer Didi Kühbauer (49) setzte bislang primär auf eine Art 3-5-2. Aus einer strukturierten Defensive wurden dabei oftmals schnelle Gegenangriffe gestartet. Unverzichtbar dabei: Taxiarchis Fountas (25). Der spielstarke Grieche, der im Sommer beim VfB Stuttgart auf dem Zettel stand, kam 2019 ablösefrei von SKN St. Pölten. In seiner ersten Saison erzielte Fountas in 29 Pflichtspielen 20 Treffer und bereitete sieben weitere vor. In die laufende Saison startete er nicht weniger treffsicher, markierte in den ersten vier Spielen ebensoviele Tore. An seiner Seite agiert der große Ercan Kara (24) als torgefährliche Sturmkante.
Insgesamt hat Rapid Wien hat eine homogene Mannschaft, gepickt mit einigen Schlüsselspielern. Neben Fountas ist hierbei Dejan Ljubicic (23), der ebenfalls Begehrlichkeiten weckte und sich zu einem Verbleib entschloss, hervorzuheben. Egal wie die Formation aussieht, der Kapitän und Mittelfeld-Regisseur zieht die Fäden. Schon bald zu den Schlüsselspielern gehören könnte Yusuf Demir. Das schmächtige Top-Talent feiert vergangene Saison mit 16 Jahren sein Debüt, begeistert durch eine herausragende Ballführung, einen tödlichen linken Fuß.
Mit 14 Punkten Vorsprung gewann Molde FK in der vergangenen Saison die norwegische Meisterschaft. Somit hatte der Klub, der Lange im Schatten von Erzrivale Rosenborg Torndheim stand, die Chance, sich erstmals seit 1999 für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Das Vorhaben scheiterte, in den Playoffs war gegen den ungarischen Vertreter Ferencváros Schluss. Der “Trostpreis” ist nun die Europa League und selbst das ist ein Erfolg. Die letzte Teilnahme an der Gruppenphase liegt nämlich fünf Jahre zurück.
Anders als der Großteil der Europa-League-Teilnehmer befindet sich Molde FK bereits in der heißen Phase der Saison. Die aktuelle Spielzeit der Eliteserien begann – wegen Covid-19 zwei Monate später als geplant – schon im Juni und verläuft bislang enttäuschend. Zehn Spieltage vor Saisonende steht der amtierende Meister auf Platz zwei, stolze 18 Punkte Rückstand auf Vorjahres-Vize FK Bodø/Glimt.
Viel verändert hat sich im Kader von Trainer Erling Moe (50), der im Dezember 2018 für Ole Gunnar Solskjaer (47, Manchester United) übernahm, nicht. Mit Birk Risa (22) kam rechtzeitig zur Europa-League-Saison ein vielversprechender Linksverteidiger von Ligarivale Odds BK. Für Schlagzeilen sorgte diesen Sommer jedoch vor allem der Abgang von Vegard Forren (32). Der Innenverteidiger, mit den zweitmeisten Pflichtspielen der Vereinsgeschichte eine Institution, hatte Bußgelder aus der Mannschaft benutzt, um seine Wettschulden einzulösen.
FK Molde agiert zumeist in einem 4-2-3-1 und besticht vor allem durch das Kollektiv, herausragende Individuen gibt es wenige.
Eine wortwörtlich zentrale Rolle spielt Spielmacher und Kapitän Magnus Wolff Eikrem (30). Der 17-fache Nationalspieler, der bei Manchester United ausgebildet wurde, ist im Offensivspiel der Norweger der Dreh- und Angelpunkt. Eikrem hat in der laufenden Saison die meisten Tore seiner Mannschaft vorgelegt. Darüber hinaus war er mit zwei Toren und zwei Assists ein Leistungsträger in den Qualifikationsspielen zur Champions-League-Qualifikation.
Sein Abnehmer im Angriff sind zwar nicht direkt Ex-Molde-Star Erling Haaland (20, Borussia Dortmund) aber dennoch recht treffsicher unterwegs: Leke James (27, sieben Saisontore) und Ohi Omoijuanfo (26, sechs Saisontore)
Von der Champions League, wo bereits in der ersten Qualifikationsrunde Schluss war, wagten selbst die hartgesottensten Fans des FC Dundalk nicht zu träumen. Um so größer war der Jubel, als die Teilnahme an der Europa League gesichert wurde. Der Weg dahin war nämlich durchaus holprig.
Seit dem Restart der League of Ireland Premier Division, die bereits im Februar begann und wegen Covid-19 vier Monate unterbrochen wurde, kam die Mannschaft nicht in Tritt. Dundalk, in fünf der letzten sechs Spielzeiten Meister, gewann nur eines von sieben Spielen. Der Rückstand auf Rekordmeister Shamrock Rovers beträgt bereits 20 Punkte. Das kostete Trainer Vinny Perth (44) im August den Job.
Nachfolger Filippo Giovagnoli (49) führte Dundalk letztendlich knapp in die Europa League. Auf ein knappes 1:0 gegen Inter Club d’Escaldes aus Andorra und ein Triumph im Elfmeterschießen gegen Moldawiens Vertreter Sheriff Tiraspol, folgte ein 3:1-Zittersieg (die Entscheidung fiel erst in der 79. Minute) gegen KÍ Klaksvík von den Färöer Inseln.
Die Spieler des FC Dundalk haben nun vier Jahre nach der letzten Teilnahme, als die ersten irischen Punkte in der Europa-League-Geschichte geholt wurden, die Chance, sich auf der europäischen Bühne zu zeigen.
Viele der Helden von 2016 sind noch Teil des aktuellen Kaders. Die Fluktuation ist gering, der Fokus auf lokale Spieler groß. Dazu gehört Chris Shields, seit Jahren ein Kraftpaket im Zentrum des 4-2-3-1, Rechtsverteidiger Sean Gannon (29), der defensiv wie offensiv nicht mehr von der rechten Seite wegzudenken ist und Kapitän und Innenverteidiger Brian Gartland. Für die offensiven Elemente sind vor allem Top-Vorlagengeber Michael Duffy (26) und Torjäger Patrick Hoban (29) verantwortlich.
Der Fußball der Iren ist nicht mehr so attraktiv wie unter Stephen Kenny (48), der in sechs Jahren fünf Meistertitel holte und somit zu Irlands Nationaltrainer avancierte, aber noch lange kein pragmatisches Kick and Rush. Dundalk versucht, Fußball zu spielen und könnte aufgrund einer hohen Intensität, viel Leidenschaft und ohne Erwartungsdruck es manch einem Gegner schwer machen. Wer weiß, womöglich gesellt sich ja der ein oder andere Zähler zu den vier Europa-League-Punkten in Irlands Geschichte. Die nächsten Helden wären geboren.
Der FC Arsenal ist der klare Favorit auf den Gruppensieg und sollte diesen auch relativ bequem sichern. Dahinter sollte sich Rapid Wien für die K.O.-Runde qualifizieren. FK Molde wird versuchen, die Rolle des Spielverderbers einzunehmen. Dundalk wird das Ziel haben, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und womöglich, den ein oder andere Zähler zu den vier Europa-League-Punkten in Irlands Geschichte dazu zugewinnen.
(Photo by Rui Vieira/Pool via Getty Images)