feverpitch.de
·20. April 2025
FC Bayern: Aufbruch statt Umbruch?

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·20. April 2025
Mit einem souveränen Sieg in Heidenheim, an selber Stelle, wo man in der Vorsaison noch peinlich mit 2:3 unterlag, hat der FC Bayern die deutsche Meisterschaft nahezu perfekt gemacht. Auch wenn die Ziele im DFB-Pokal und der Champions League – insbesondere im eigenen Stadion – verpasst wurden, ist das Minimalziel für den Rekordmeister wohl erreicht.
Trotzdem hagelte es nach dem Champions-League-Aus harsche Kritik, vor allem in der deutschen Sportpresse. Immer wieder wurden dabei die üblichen Vorwürfe bemüht: fehlende Mentalität, keine Führungsspieler, eine verschleppte Erneuerung des Kaders. Aber ist die Lage beim FC Bayern wirklich so dramatisch?
Die Entwicklung des FC Bayern wurde zuletzt vielerorts als rückläufig beschrieben. Tatsächlich war die spielerische Dominanz der starken Hinrunde nicht immer zu sehen, Auftritte wie gegen Kiel oder Celtic Glasgow erinnerten an schwächere Zeiten. Doch diese Sichtweise greift zu kurz.
Nach einer katastrophalen Vorsaison hat sich das Team stabilisiert und verbessert – defensiv wie offensiv. Spieler wie Joshua Kimmich und Alphonso Davies haben deutliche Leistungssprünge gemacht. In der Champions League wurde Bayer Leverkusen im direkten Duell klar besiegt, und selbst bei der unglücklichen Niederlage im Pokal gegen eben jenes Leverkusen war Bayern die bessere Mannschaft.
Das Ausscheiden gegen Inter Mailand in der Champions League ist stark mit der massiven Verletzungsproblematik verknüpft. Zahlreiche Leistungsträger fehlten, trotzdem war Bayern über weite Strecken das bessere Team. Gerade die enorme Belastung durch immer mehr Spiele hat die Verletzungsanfälligkeit verschärft – ein Problem, das alle Topklubs betrifft.
Ein besonders beliebter Kritikpunkt ist das angebliche Fehlen echter Führungsspieler. Doch bei genauerem Hinsehen wirkt dieser Vorwurf wenig stichhaltig: Mit Joshua Kimmich, Harry Kane, Manuel Neuer und Leon Goretzka verfügt Bayern über eine erfahrene Achse an Führungsspielern. Dazu kommen junge Spieler wie Jamal Musiala, Alphonso Davies und Dayot Upamecano, die zunehmend Verantwortung übernehmen.
Wie viele Führungsspieler braucht ein Team eigentlich? Bayern scheint hier gut aufgestellt zu sein.
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Ein echter Umbruch ist beim FC Bayern vielleicht tatsächlich nie vollzogen worden – zu hoch waren die Gehälter derer, die den Verein hätten verlassen sollen. Und dennoch hat sich der Kader deutlich verändert: 2023 kamen mit Kane, Dier, Laimer, Guerreiro, Pavlovic und Kim wichtige Verstärkungen. 2024 folgten Olise, Urbig und Ito, 2025 kommt Bischof hinzu.
Nicht jede Verpflichtung schlug voll ein (vor allem Boey und Palhinha dazu mit Abstrichen Kim), aber insgesamt bleibt der Kader stark und keineswegs überaltert. Größere Lücken bestehen lediglich auf der zweiten Innenverteidiger-Position, im Sturm als Backup für Kane und punktuell auf der Sechs sowie am rechten Verteidigerposten. Hier plant Bayern mit gezielten Verstärkungen – dazu kommt vielleicht der große Wurf mit Florian Wirtz im offensiven Mittelfeld.
Auch die Kritik an der Vereinsführung um Max Eberl, Christoph Freund und Trainer Vincent Kompany greift zu kurz. Der Führungsstil ist ein anderer als bei früheren Bayern-Generationen – weniger öffentlich konfrontativ, dafür intern klar. Vertragsverlängerungen mit wichtigen Spielern wie Kimmich, Davies, Musiala und Stanisic sprechen für das Vertrauen, das die neue sportliche Leitung genießt.
Kompany richtet den Blick nach vorn: Schon direkt nach dem Aus gegen Inter gab er die Marschrichtung für die kommende Saison klar vor – das Ziel ist der Champions-League-Sieg.
Diese Ansprache kam bei den Spielern gut an. Das trotz großer Verletzungsprobleme gezeigte Zusammenstehen gegen Inter könnte der Startpunkt für etwas Größeres sein.
Der FC Bayern bleibt eine europäische Topmannschaft. Die aktuelle Saison zeigt, dass mit gezielten Verstärkungen und einer stabilen Führung viel möglich ist. Statt eines großen Umbruchs erleben wir eher einen schrittweisen Aufbruch.
Geht der Verein konsequent den eingeschlagenen Weg weiter, kann schon im nächsten Jahr der ganz große Wurf gelingen.
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