Miasanrot
·1. Dezember 2024
Miasanrot
·1. Dezember 2024
Der FC Bayern München erlebt seinen ersten echten Durchhänger unter Vincent Kompany. Außerdem: Bangen um Harry Kane, mögliche Sanktionen für Alphonso Davies und ein Unsung Hero in Dortmund.
Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.
Es gibt Schlimmeres als einen kleinen Durchhänger. Das vorweg. Und doch war der Abend in Dortmund für den FC Bayern eine kleine Ernüchterung – wohl auch deshalb, weil es eine wichtige Saisonphase ist. Gut reingekommen, dann die erste Halbzeit komplett einschlafen lassen, im zweiten Durchgang nochmal gedrückt, aber ohne Harry Kane recht wenig Zählbares herausgeholt.
Mit dem 1:1 ist man gut davongekommen nach einem zähen Auftritt. Doch im Gesamtkontext der letzten Wochen muss festgehalten werden, dass die Bayern ihren ersten richtigen Durchhänger unter Vincent Kompany haben. Einer, der sich in den vergangenen Wochen angedeutet hatte.
In einer Analyse hatten wir herausgestellt, dass es offensiv für die Münchner im Moment nicht rund läuft. Zu wenig Durchschlagskraft auf den Flügeln, zu große Abhängigkeit von Harry Kane und Jamal Musiala – Bayerns Spiel ist nicht druckvoll genug. Selbst wenn die grundsätzliche Spielanlage passt wie in der zweiten Halbzeit in Dortmund, kommen dabei zu wenige klare Chancen heraus.
Festhalten muss man derzeit zudem, dass auch Leroy Sané, Thomas Müller und Mathys Tel keine Lösung der Probleme darstellen. Sané hat viele Aktionen, schafft es aber aktuell nicht, Gefahr zu erzeugen. Bei Müller zeichnet sich immer mehr ab, dass es auf diesem Niveau nicht mehr reicht. Und Tel kann man keinen ganz großen Vorwurf machen, doch auch bei ihm muss man feststellen, dass es aktuell ganz offensichtlich nicht reicht und eine Leihe sinnvoll wäre.
Kingsley Coman, Michael Olise und Serge Gnabry zeigten zuletzt ebenfalls eher durchwachsene Leistungen. Die Bayern holen damit Probleme ein, die man in den letzten Jahren häufig hatte. Probleme, die auf dem Transfermarkt in Zukunft eine gewichtige Rolle spielen werden.
Die Verletzung von Kane setzt der Ladehemmung in der Offensive nun die Krone auf. Aus den gegenwärtigen Problemen entsteht allmählich der erste echte Durchhänger der Saison. Kein „Durchhänger“, wie zu Beginn der Saison, als die Ergebnisse mal nicht stimmten, die Leistungen aber passten. Ein Durchhänger, der auch in den Leistungen klar zu erkennen ist.
Innerhalb einer Saison sind solche Phasen normal – weshalb es auch nicht verwundert, dass die Bayern nicht durch jedes Spiel spazieren. Selbst in den romantisierten Triple-Jahren hatten die Bayern schwierige Wochen, durch die sie sich mehr durcharbeiteten als sich durchzuspielen. Wichtig ist, dass man sich mit Ergebnissen durch das kleine Tal hangelt. Und genau das gelang den Bayern zuletzt gut.
Gleichzeitig muss analysiert werden, wie man die Offensive wieder in Gang bekommt. Dortmund war vielleicht auch das erste Spiel, in dem sich Kompany nicht gerade glücklich angestellt hat. Tel nach angeblich guten Trainingsleistungen zu bringen, nachdem Olise zuletzt etwas schwächelte und Coman offenbar eine Pause brauchte, war nachvollziehbar.
Nach der Auswechslung von Kane aber Müller zu bringen, war eine Entscheidung, die vorhersehbar in die Hose ging. Statt den außen blassen Tel in die Mitte zu ziehen und Coman oder Olise zu bringen, bringt Kompany einen Spieler, der schon gegen PSG in seinem Kurzeinsatz erschreckend alt aussah. Man könnte auch argumentieren, dass die Einwechslungen von Olise und Boey mit Blick auf den Spielverlauf zu spät kamen.
Immerhin taktisch schien er mit der Umstellung auf einen Spielaufbau mit etwas größeren Abständen das richtige Händchen zu beweisen. Dortmunds Pressing lief häufiger ins Leere und der BVB formierte sich fortan tief. Das brachte Kontrolle. Dennoch hatte Kompany vor allem bei Personalentscheidungen auch schon bessere Tage.
Selbst aus dem 1:1 in Dortmund kann man aber durchaus Positives ziehen. Die Reaktion in der zweiten Halbzeit könnte für gute Stimmung vor dem wichtigen Pokal-Spiel gegen Leverkusen sorgen. Ein Spiel, das richtungsweisend werden kann. So dominant die Bayern gegen die Werkself in der Bundesliga waren, so sehr haben sich die Vorzeichen geändert.
Leverkusen spielt wieder besseren Fußball, hat mehr Selbstbewusstsein als zu Beginn der Saison. Die Bayern hingegen sind nicht mehr so im Flow wie damals. Das kann und wird die Dynamik verändern. Es ist ein Spiel, das extrem wichtig werden kann für den weiteren Saisonverlauf. Schaffen es die Münchner, ihren kleinen Durchhänger erfolgreich zu bewältigen?
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Der FC Bayern bangt um Harry Kane. Gegen Borussia Dortmund verletzte sich der Engländer und musste früh ausgewechselt werden. „Er hat etwas am hinteren Oberschenkel gespürt“, sagte Christoph Freund hinterher bei Sky: Am Sonntag werde man ein Bild machen.
Etwas Hoffnung machte die Aussage von Vincent Kompany. Demnach hätte Kane selbst gesagt, dass es nicht so schlimm sei. Der wiederum gab sich aber zurückhaltend. Man müsse eben den Sonntag abwarten.
Später legte Kompany auf der PK nochmal nach: „Das wird natürlich knapp. Ich kenne nicht viele Spieler, die sich so schnell erholen in so kurzer Zeit.“ Bereits am Dienstagabend steht das Pokalspiel gegen Leverkusen auf dem Programm.
Im Vorlauf des Duells zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern gab es Aufregung um Alphonso Davies. Vincent Kompany und Christoph Freund bestätigten bei Sky Berichte aus dem Boulevard, dass der Kanadier von der Polizei alkoholisiert am Steuer angehalten wurde.
Ob es Sanktionen gibt, ließen die Bayern aber offen. Man wolle das intern klären. Allerdings deutete Freund auch an, dass es wegen der sportlichen Leistungen von Davies eher nicht zu schwerwiegenden Bestrafungen kommen wird. „Für uns ist das Thema vom Tisch“, sagte er, wobei unklar blieb, ob er damit nur die öffentliche Debatte beenden wollte.
Sacha Boey feierte in Dortmund sein richtiges Comeback. Also mehr als nur eine Minute wie gegen Augsburg. 28 Minuten lang ackerte der Rechtsverteidiger auf seinem Flügel und im Halbraum – und brachte damit eine neue Dynamik ins Spiel.
39 Kontakte sammelte er laut SofaScore in der kurzen Zeit, vier seiner fünf Bodenzweikämpfe gewann er, hinzu kamen ein paar sehr gute Tiefenläufe und Kombinationen. Boey kann noch gar nicht wieder topfit sein, aber er deutete in Dortmund an, was den Bayern in den vergangenen Wochen häufig fehlte: Ein echter Rechtsverteidiger.
Ob er sich beim Gegentor besser angestellt hätte? Eine unfaire Frage, die sich nicht auflösen lässt. In jedem Fall fühlt sich sein Spieler auf der rechten Seite aber natürlicher an als das von Konrad Laimer. Der Auftritt in Dortmund macht Lust auf mehr.