90min
·10. Januar 2025
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·10. Januar 2025
Das Tabellenbild der Bundesliga zur Winterpause hätten vor der Saison wohl nur die Wenigsten so getippt. Eintracht Frankfurt steht auf Platz drei und nimmt Kurs auf die Champions League. Mainz 05 liegt nur knapp dahinter auf Platz fünf - und das vor Borussia Dortmund. Auf den Plätzen sieben und acht kämpfen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach um die europäischen Plätze.
Dass diese vier Teams groß aufspielen, hatte sich nicht angedeutet. Bei der Frankfurter Eintracht ging Trainer Dino Toppmöller angezählt in die Spielzeit. Seine Debütsaison verlief spielerisch enttäuschend, auch wenn mit Platz sechs das Endergebnis stimmte. Mainz und Gladbach hatten in der Vorsaison noch lange gegen den Abstieg gekämpft. Und Werder ging weitestgehend mit dem gleichen Kader in die Saison, der am Ende der letzten Spielzeit 42 Punkte holte. Nach 15 Spielen sind es nun bereits 25 Zähler.
Vor dem Bundesliga-Restart stellt sich die Frage: Sind die guten Ergebnisse nur eine Momentaufnahme und die Teams werden im Verlauf der Rückrunde auf die Plätze zurückgereicht, auf denen man sie vor der Saison erwartet hatte? Oder können die Mannschaften diese Leistungen konstant zeigen und die Saison mit einer hervorragenden Platzierung beenden? Wir schauen darauf, was bei dem Quartett jeweils dafür und dagegen spricht.
Omar Marmoush / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
Pro: Die SGE hat inzwischen eine Kaderqualität, die sich nur vor wenigen Bundesliga-Konkurrenten verstecken muss. Das kongeniale Sturm-Duo aus Omar Marmoush und Hugo Ekitiké ist an erster Stelle zu nennen. Aber auch in der Defensive verfügt Trainer Dino Toppmöller in Person von Arthur Theate, Rasmus Kristensen und Robin Koch über einige Spieler, die Bundesliga-Spitzenniveau verkörpern. Hinzu kommen Youngsters wie Nathaniel Brown oder Hugo Larsson, die gerade erst anfangen, ihr Potenzial auf den Platz zu bringen. Mit so einer individuellen Qualität sollte sich die starke Punkteausbeute in der zweiten Saisonhälfte wiederholen lassen. Contra: Das Muster "schwache Rückrunde nach starker Hinserie" haben Eintracht-Fans schon häufig erlebt. Und auch in diesem Jahr müssen die Frankfurter dieses Szenario fürchten. Bereits vor der Winterpause nahm die Form merklich ab. Oft wirkte die Mannschaft zu abhängig von Einzelaktionen ihres Sturm-Duos. Hatten Marmoush und Ekitiké keinen guten Tag, war die Eintracht auch als Mannschaft harmlos. Besonders bei Marmoush ist nicht davon auszugehen, dass er seine Überform aus den ersten Saisonmonaten über die gesamte Spielzeit halten kann - sofern er überhaupt bleibt. Die Wechselgerüchte halten sich hartnäckig. Es muss vom Kollektiv mehr kommen, wenn die Adler in die Königsklasse wollen.
Paul Nebel / KIRILL KUDRYAVTSEV/GettyImages
Pro: Bo Henriksen hat die Balance gefunden, die der Mannschaft unter Vor-Vorgänger Bo Svensson stets abging. Gegen den Ball sind die Mainzer giftig und unangenehm zu bespielen - wie man es bereits aus der Ära Svensson kannte. Unter dem Dänen schrammte der FSV als Achter und Neunter zweimal knapp an der Europapokal-Teilnahme vorbei. Der Unterschied: Inzwischen wissen die Nullfünfer auch mit dem Ball etwas anzufangen. Die Offensive um Spielmacher Nadiem Amiri und Torjäger Jonathan Burkardt zeigt immer wieder sehenswerte Kombinationen. Eine neu gefundene Qualität, die die Mainzer zum ernsthaften Europa-Anwärter macht.Contra: Um sich dauerhaft in der Spitzengruppe festzusetzen, fehlt es der Mannschaft an individueller Qualität - vor allem in der Breite. Die 3:4-Niederlage in Wolfsburg wurde von vielen Fans an Henriksens späten Wechseln und müden Spielern festgemacht. Zur Wahrheit gehört aber auch: Zwischen der Startelf und den Jokern besteht ein spürbarer Qualitätsabfall. Die Startelf muss liefern, von der Bank kann Henriksen kaum nachlegen. So wird es schwierig, über die verbleibenden 19 Spiele die nötigen Punkte zu sammeln, um ins europäische Geschäft einzuziehen.
Marco Gruell / Selim Sudheimer/GettyImages
Pro: Werder Bremens Erfolg liest sich wie ein Plädoyer für mehr langfristige Planung im Fußball. Trainer Ole Werner ist in seinem dritten Bundesliga-Jahr mit den Grün-Weißen. Die Mannschaft wurde vor der Saison kaum verändert. Inzwischen hat man das Gefühl, die Spieler wissen ganz genau, wie sie die Forderungen des Trainers umzusetzen haben. So ist das Bremer Kollektiv regelmäßig größer als die Summe seiner Teile. Die Ergebnisse sind folglich deutlich verbessert, Werder spielt bislang die beste Saison seit 13 Jahren. Contra: Zur Wahrheit gehört aber auch: Der Aufschwung basierte ebenso auf hervorragenden individuellen Leistungen, die die Werder-Profis erst einmal über eine ganze Saison abrufen müssen. Trotz seiner herausragenden Form bleibt es schwer vorstellbar, dass Jens Stage seine Torquote halten kann und am Ende der Spielzeit 15 Tore als Mittelfeldspieler auflegt. Ein paar Prozent weniger von manchen Spielern könnten in der Rückrunde schon einige Punkte kosten.
Philipp Sander / Helge Prang/GettyImages
Pro: Mit Tim Kleindienst hat die Borussia den vielleicht besten Transfer des Sommers getätigt. Der Neu-Nationalspieler hat die Offensive der Fohlen auf ein neues Niveau gehoben. Und auch gegen den Ball tut Kleindienst der Mannschaft gut. Insgesamt ist Gladbach in dieser Saison deutlich unangenehmer zu bespielen als noch in der Vorsaison, als oftmals die Widerstandsfähigkeit spürbar fehlte. Trainer Gerardo Seoane hat zudem gezeigt, dass er sich nicht davor scheut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, die der Mannschaft helfen. Neuzugang und Hoffnungsträger Kevin Stöger ist nur Reservist, da das Offensiv-Trio aus Robin Hack, Alassane Plea und Franck Honorat hinter Kleindienst seit Wochen sehr gut funktioniert.Contra: Auch wenn die Borussia vor der Winterpause mit 2:1 in Sinsheim gewinnen konnte und nach mehr als zwei Jahren endlich mal wieder zum zweiten Mal in Serie siegte, bleibt die Auswärtsschwäche ein großes Problem. Bei der TSG gewann die Mannschaft von Gerardo Seoane nicht, weil sie die meist guten Leistungen vor eigenem Publikum auch mal in der Fremde abrufen konnte, sondern weil Torhüter Moritz Nicolas einen hervorragenden Tag hatte. Zu oft zeigt die Borussia in Heim- und Auswärtsspielen zwei Gesichter. Das muss sie dringend abstellen, wenn sie ein ernsthaftes Wort um die Europapokal-Teilnahme mitreden will.
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