90min
·7. März 2024
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·7. März 2024
Am 15. Spieltag der Frauen-Bundesliga gibt es ein Topspiel: Frankfurt und Bayern treffen zum ersten Mal binnen weniger Wochen aufeinander, bald folgt das Rematch im DFB-Pokal-Halbfinale. Die wichtigsten Duelle im Spiel.
Pernille Harder konnte zuletzt gegen Jena mal wieder treffen / BSR Agency/GettyImages
Gegen Pernille Harder, zweimalige Torschützenkönigin der Frauen-Bundesliga, kann man eigentlich nicht alleine verteidigen. Das wird Eintracht Frankfurt wohl auch gar nicht versuchen, sondern stattdessen die Dänin im Kollektiv stellen wollen. Was Harder so gefährlich macht, ist ihre freie Position hinter der Sturmspitze, in der sie sich unberechenbar bewegt und einiges an Verwirrung in der gegnerischen Defensive stiftet.Die Bayern-Offensive führt gerne kleine Rochaden auf dem Platz durch: Oft tauschen Spielerinnen die Seiten oder lassen sich nach hinten fallen. Deshalb wird Frankfurt konzentriert arbeiten müssen. Eine besondere Rolle kommt dabei Lisanne Gräwe zu. Durch den Kreuzbandriss von Kapitänin Tanja Pawollek spielt die 21-Jährige jetzt als Sechserin der SGE. Bisher schlägt sich Gräwe dort sehr gut, zeigte jüngst im Pokal gegen Duisburg eine souveräne Leistung, inklusive schönem Tor zur Führung. Das Spiel gegen Bayern wird nochmal ein neuer Härtetest für das Mittelfeldtalent.
Starkes Offensivduo: Nicole Anyomi und Lara Prasnikar / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
Bei Frankfurt gegen München wird es viel um die Flügel gehen: Bayern hat mit Giulia Gwinn und Katharina Naschenweng das beste Außenverteidigerinnen-Paar der Bundesliga, Frankfurt ist mit Lara Prasnikar und Nicole Anyomi offensiv sehr gut besetzt. Sowohl Prasnikar als auch Anyomi fühlen sich auch in der Mitte wohl und spielen in Frankfurts 4-4-2 als die beiden Spitzen, weichen aber immer wieder auch nach außen aus.Von daher wird eine wichtige Frage sein, ob es den beiden gelingt, durch ihre Dribblings und Flanken das Frankfurter Offensivspiel anzukurbeln oder nicht. Die Adlerträgerinnen kontern gerne schnell und sind am besten, wenn sie viel Platz haben.Der könnte sich gegen Bayern durchaus bieten: Gwinn und Naschenweng leben ihre offensive Ader oft komplett aus und schalten sich viel im Spiel nach vorne ein. Das bringt viel Schwung, aber in einigen Spielen, wie gegen PSG, fehlten Bayern daher auch ein paar Beine in der Verteidigung.Frankfurt wird alles daran setzen, um in diese Situationen zu kommen. Bayern-Trainer Alexander Straus wird sich entscheiden müssen, ob er lieber ein wenig defensive Stabilität für mehr Offensivpower opfert oder eine konservativere Linie fährt. In beiden Fällen werden aber die Sprintduelle und die Eins-gegen-Eins-Situationen auf den Außenbahnen wichtig sein.
Frankfurt-Coach Niko Arnautis verzweifelte bei der jüngsten Niederlage gegen Leipzig / Oliver Hardt/GettyImages
Fußball ist ein einfaches Spiel: Auf dem Platz stehen 22 Personen, und am Ende gewinnt der, der den Ball öfter in das gegnerische Tor befördert. Auf welche Art und Weise, das ist für das Ergebnis egal. Hauptsache, am Ende zappelt das Netz - das war bei Frankfurt zuletzt ein Problem. Die Eintracht verlor ihr letztes Bundesliga-Spiel mit 1:2 gegen Aufsteiger Leipzig und büßte so den komfortablen Vorsprung auf Verfolger Hoffenheim ein. Der Champions-League-Platz ist jetzt nicht mehr komplett sicher, und Frankfurt muss aufpassen, dass das Nervenzittern nun nicht beginnt.Gegen Leipzig traf Frankfurt erst nach 92 Minuten. Für Trainer Niko Arnautis an der Seitenlinie waren es keine schönen 92 Minuten. Er gestikulierte und gab Anweisungen, aber es half nichts: Der Ball wollte einfach nicht ins Tor, trotz bester Chancen von Freigang und Reuteler. Mal scheiterte die SGE am Pfosten, mal an der eigenen Ballannahme, und so sprang aus einem Expected-Goals-Wert von 2,3 lange wenig heraus.Die Chancenverwertung war zwar nicht das einzige Problem an dem Tag: Wie in einigen Spielen davor wirkte das Offensivspiel der Frankfurterinnen recht berechenbar, die Gegner haben sich inzwischen gut auf den überfallartigen Angriffstil der Arnautis-Elf eingestellt. Bei einer normalen Chancenverwertung wären diese Mankos nicht so sehr aufgefallen, gegen Leipzig dann schon. Gegen Bayern will Frankfurt wieder in den Eiskalt-Modus schalten, den sie diese Saison auch schon gezeigt haben, etwa im letzten Champions-League-Spiel gegen Rosengard.
Im entscheidenden Monat März gilt es für Bayern, mental und körperlich fit zu sein / Mark Wieland/GettyImages
Wichtiger als alle Duelle auf dem Platz könnte für Bayern in diesem entscheidenden Monat März der eigene Kampf gegen die Müdigkeit sein. Durch das Ausscheiden aus der Champions League ist die Belastung bereits deutlich geringer. Dennoch konnten die Bayern-Spielerinnen die Länderspielpause kaum nutzen, um sich auszuruhen - sie waren ja fast alle selbst für ihr Nationalteam im Einsatz. Direkt darauf folgte der DFB-Pokaleinsatz gegen Jena, wo Coach Alexander Straus auf Nummer sicher gehen wollte und die beste Elf - mit Ausnahme der Torhüterinnen-Position - auf den Rasen schickte.Mit dem Frankfurt-Spiel beginnen jetzt die entscheidenden Wochen der Saison. Im März geht es nochmal gegen die Eintracht, dieses Mal im DFB-Pokalhalbfinale und zuhause, außerdem gegen Wolfsburg in der Liga. Ein Topspiel jagt das nächste - da wird die Müdigkeit, sowohl physisch als auch psychisch, eine große Rolle spielen. Wolfsburg-Trainer Tommy Stroot sagte jüngst, sein Team müsse jetzt in den "Gewinnermodus" schalten - das gilt genauso für den Münchner Rivalen.Auch Alexander Straus ist hier gefordert und muss gleichzeitig dafür sorgen, dass Bayerns Titelchancen in beiden Wettbewerben aufrechterhalten werden, und dafür, dass die Breite des Kaders ausgenutzt wurde. Im Sommer hatte Bayern sich dort bewusst verstärkt - aber bisher wurde an der Startelf wenig geändert. Im März könnte sich das ändern, vielleicht schon gegen Frankfurt.