90min
·6. September 2023
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·6. September 2023
Pernille Harder, Kadidiatou Diani, Ona Batlle: Diesen Sommer haben einige der größten Stars im Fußball der Frauen den Verein gewechselt. Bayern konnte sich die Dienste von zwei Top-Spielerinnen sichern, auch Barça und Chelsea verstärkten sich. Das waren die zehn wichtigsten Transfers im Sommer 2023.
Dänemark-Kapitänin Pernille Harder bei der WM in Aktion / Fred Lee/GettyImages
Wer hätte vor einem Jahr darauf gewettet, Pernille Harder nochmal in der Bundesliga zu sehen? Vermutlich nicht sehr viele - dass Harder den FC Chelsea verlassen würde, zeichnete sich da schon ab. Aber die Dänemark-Kapitänin hatte oft gesagt, sie würde gerne nochmal eine neue Liga sehen.Jetzt ist sie wieder zurück in Deutschland - bekannte Liga, neuer Klub. Harder verließ Wolfsburg als teuerste Spielerin der Welt, nachdem sie beim VfL zu einer der besten Stürmerinnen überhaupt geworden war. Nun trägt Harder das Trikot des Rivalen, des FC Bayern München - ein spektakulärer Coup, der sich für beide Seiten auszahlen könnte.Bayern konnte Harder mit einem stimmigen Konzept, Trainer Alexander Straus und der Aussicht, ein talentiertes Team in die Weltspitze zu führen, überzeugen. Sie gewinnen mit der 30-Jährigen sehr viel Dynamik und Torgefahr - Harder könnte das Puzzlestück sein, das noch fehlt, um zu den Allerbesten Europas zu gehören.Harder sagte bei ihrer Verpflichtung: "Der FC Bayern ist ein großartiger Verein, die Spielerinnen und das Team haben viel Potenzial. Ich wollte unbedingt ein Teil davon werden." Sie ist extrem ehrgeizig und hat in München nochmal die Chance, an ihre bisher beste Phase in Wolfsburg anzuknüpfen. Ihre Zeit bei Chelsea verlief eher durchwachsen, zur Krönung ihres Talents fehlt Harder noch ein großer Titel oder die wichtigste individuelle Auszeichnung. Das Tempo vom Höhepunkt der Karriere hat Harder nicht mehr, aber dafür viel Erfahrung. Gut möglich, dass der Wechsel eine Win-Win-Situation wie aus dem Lehrbuch wird.
Kadidiatou Diani spielte eine hervorragende WM / Eurasia Sport Images/GettyImages
Frankreich schied bei der WM erneut im Viertelfinale aus, aber Kadidiatou Diani spielte trotzdem ein sehr gutes Turnier. Mit sieben Toren und Vorlagen war die 28-Jährige die Top-Scorerin bei der Weltmeisterschaft und auffälligste Spielerin im Angriff von Les Bleues.Mit ihrem Tempo und ihrer Torgefahr ist Diani eine der besten Stürmerinnen der Welt - wenig überraschend rissen sich die Topklubs Europas um sie. Auch der FC Chelsea war stark interessiert, am Ende machte aber Lyon das Rennen.Der Wechsel kann als Ansage von Lyon verstanden werden: Lange dominierten die Fenottes den Fußball der Frauen, in letzten Jahren zogen aber andere Clubs wie Barcelona und Wolfsburg vorbei. Unter der neuen Eigentümerin Michelle Kang soll Lyon wieder an die Erfolge der letzten Jahre anknüpfen.Für PSG ist der Abgang bitter: Diani war früher die Rekordverpflichtung des Klubs und war das Aushängeschild des Teams. In der letzten Saison war sie die wichtigste Spielerin der Französinnen und sowohl für die Tore als auch für die Kreativität zuständig.Diani ist nicht die erste Spielerin, die von PSG zum Rivalen Lyon wechselt: Auch die deutsche Mittelfeldspielerin Sara Däbritz ging diesen Schritt, ebenso wie Torhüterin Christiane Endler. Lyon lässt sich die Dienste von Diani Berichten zufolge einiges kosten, Le Parisien spricht von einem "monströsen Vertrag".
Ona Batlle gewann mit Spanien die WM / Daniela Porcelli/ISI Photos/GettyImages
Bei diesem Wechsel war die Frage eher "Wann?" statt "Wie?". Ona Batlle hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie irgendwann nach Barcelona zurückkehren wolle. Sie verließ Katalonien als großes Talent und kommt sieben Jahre später als gestandene Außenverteidigerin wieder.Nach einigen Stationen in Spanien wechselte Batlle zu Manchester United, wo sie schnell Fan-Liebling und eine der besten Verteidigerinnen in England wurde. Mit ihren Flanken und ihrem Zug nach vorne interpretiert Batlle ihre Rolle sehr offensiv und trug viel zum Angriff der Red Devils bei.Mit dem Wechsel ist nun endlich die Außenverteidigungs-Baustelle bei Barça geschlossen. In den letzten Jahren war dies die einzige Position, die nicht auf Weltklasse-Niveau besetzt war. Nach dem Transfer von Lucy Bronze im letzten Sommer hat Barcelona mit ihr und Batlle nun zwei starke Optionen - dass die 24-Jährige sowohl rechts als auch links spielen kann, ist ebenfalls hilfreich.
Auf der Insel zum Rivalen gewechselt: Alessia Russo / Visionhaus/GettyImages
Arsenal wollte Alessia Russo bereits im letzten Winter verpflichten. Die Londoner waren sogar bereit, dafür eine Rekord-Summe auf das Konto von Manchester United zu überweisen. Die Red Devils entschieden sich aber, Russo nicht gehen zu lassen - mit ihr gelang die Champions-League-Qualifikation zum ersten Mal. Dafür geht United jetzt leer aus, denn Russo hat ihren auslaufenden Vertrag nicht verlängert und konnte somit ohne Ablösesumme nach London wechseln. Die Verpflichtung zeigt klar, dass Arsenal entschlossen ist, die Dominanz von Chelsea zu brechen: Zuletzt gewannen die Blues viermal hintereinander die Women's Super League.Russo gilt als eins der vielversprechendsten englischen Talente, im Nationalteam avancierte sie zur Stammspielerin. Die 24-Jährige überzeugt durch ein starkes Kopfballspiel und ihre Effizienz - Russo schaltet schnell und hat nie einen Ballkontakt zu viel. Bei Arsenal konkurriert sie mit der Schwedin Stina Blackstenius um den Platz in der Startelf, damit hat Trainer Jonas Eidevall zwei sehr unterschiedliche Stürmerinnen zur Verfügung.
Eine der besten Außenverteidigerinnen: Ashley Lawrence / Visionhaus/GettyImages
Verteidigerinnen werden gerne etwas unterschätzt, aber Ashley Lawrence ist für Chelsea eine sehr starke Verpflichtung. Die Kanadierin ist defensiv solide, kann aber trotzdem zum Angriff beitragen. Damit hat Chelsea ein deutliches Upgrade in der Linksverteidigung gewonnen.Lawrence ist ein weiteres Puzzlestück in Emma Hayes' Plan, endlich den begehrten Champions-League-Titel zu gewinnen. Dafür holen die Blues Jahr um Jahr Stars an die Themse - aber für den Pokal hat es bisher nicht gereicht. Lawrence wird auf jeden Fall dazu beitragen, die nötige Stabilität zu gewinnen.
Magdalena Eriksson jubelt nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit Schweden / Bradley Kanaris/GettyImages
Glodis Viggosdottir war in der letzten Saison die wohl beste Innenverteidigerin der Frauen-Bundesliga. Mit Magdalena Eriksson hat sie jetzt eine starke Partnerin in der Defensive. Wie Viggosdottir ist auch Eriksson sehr passstark, beide werden mit ihren langen Pässen viel zur Offensive beitragen.Eriksson wird Bayern mit ihrer Erfahrung und Übersicht definitiv weiterhelfen - die Schwedin ist eine natürliche Führungsspielerin, die gerne Verantwortung übernimmt. Obwohl sie in den letzten Jahren auch den ein oder anderen defensiven Wackler hatte, ist sie unter dem Strich eine sehr gute Verteidigerin.
Nicht mehr in Wolfsburg: Jill Roord / Soccrates Images/GettyImages
Nach mehreren anstrengenden Monaten ist das Hin und Her um den Transfer von Jill Roord vorbei. Schon im letzten Sommer wollte die Niederländerin gerne nach Barcelona wechseln, Wolfsburg ließ sie aber so kurzfristig nicht gehen.Auch in diesem Sommer wäre Roord gerne nach Spanien gegangen - dass Barça ihr Traumklub ist, ist kein Geheimnis. Der Wechsel kam nicht zustande, aber Roord sah sich nach anderen Klubs um - und wurde in England fündig. Manchester City bezahlte eine stolze Ablösesumme von 400.000 Euro für die Mittelfeldspielerin.Damit konnte Wolfsburg sehr gut leben. "Mit Blick auf die wirtschaftliche Komponente eines Transfers und unter Berücksichtigung der entscheidenden Tatsache, sie nicht an einen Champions-League-Konkurrenten 2023/2024 zu verlieren, halten wir die getroffene Lösung für die bestmögliche", sagte der sportliche Leiter, Ralf Kellermann. Roord wird mit einigen extrem wichtigen Toren in Erinnerung bleiben, aber auch durch ihr Drängen auf einen Wechsel.
Catarina Macario war zuletzt verletzt - jetzt wechselt sie von Olympique Lyonnais nach London / ANP/GettyImages
Der Transfer von Catarina Macario ist vielleicht ein gewisses Risiko für Chelsea - schließlich war die Offensivspielerin zuletzt mehr als ein Jahr raus. Wie so viele andere erwischte ein Kreuzbandriss Macario, und das ausgerechnet in der besten Phase ihrer Karriere. Nun wird sie ihr Comeback in London und nicht in Frankreich geben.2022 hatte sie eine fantastische Saison gespielt: Mit acht Toren und zwei Vorlagen war die 23-Jährige eine der besten Spielerinnen in der Champions League. Neben ihrer Torgefahr hat Macario auch einen Zauberfuß und ist immer für schöne Dribblings gut. Chelsea hat sich die Dienste einer sehr feinen Fußballerin gesichert, und Macario will sich endgültig als eine der besten Offensivspielerinnen in Europa beweisen.
Esmee Brugts bei ihrem ersten Einsatz im Barca-Trikot / Eric Alonso/GettyImages
Fast hätten wir Esmee Brugts in der Bundesliga gesehen. Die Stürmerin gilt als größtes Talent der Niederlande und war von den europäischen Topklubs umworben. Eintracht Frankfurt war im Rennen lange gut dabei, dann entschied sich Brugts aber doch für den FC Barcelona.Der Schritt von der PSV Eindhoven nach Katalonien ist ein großer - ob Brugts sich direkt durchsetzt, ist fraglich. Die 20-Jährige hat ihr Potenzial bei der WM aber erneut unter Beweis gestellt - mit Traumtoren und gelungenen Dribblings. Barcelona ist auf ihrer Position eigentlich schon gut besetzt, aber wenn Brugts sich gut entwickelt, wird Barça noch viel Freude an ihr haben.
Die Amerikanerin Lindsey Horan wechselt fest zu Olympique Lyonnais / Visionhaus/GettyImages
Lindsey Horan hat bereits per Leihe in Lyon gespielt, jetzt wechselt die Amerikanerin fest nach Frankreich. Horan ist eine komplette Box-to-Box-Spielerin und verstärkt somit ein sehr starkes Mittelfeld. Bei OL könnte sie an der Seite von Danielle van de Donk, Dzsenifer Marozsan, Amel Majri und Co. spielen.