
BVBWLD.de
·4. März 2025
Gegnercheck OSC Lille: Gute Mischung mit einzelnen Fragezeichen

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·4. März 2025
Am heutigen Dienstagabend (21 Uhr, live bei Amazon Prime Video) spielt der BVB im heimischen Signal Iduna Park gegen den OSC Lille. Es ist das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League. Niko Kovac und sein Team wollen sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel verschaffen. Doch was hat der Gegner genau in petto? Wo liegen die Gefahren? Wir haben uns mit den Franzosen beschäftigt!
Während die Dortmunder zuletzt gegen St. Pauli und den FC Union zwei wichtige Siege einfuhr hatte es der OSC Lille am Wochenende mit PSG zu tun. Und das auch noch auswärts. Dort kassierten die Lillois eine ordentliche Abreibung, unterlagen mit 1:4. Momentan stehen „Les Dogues“ auf Platz fünf in der französischen Beletage, haben noch gute Chancen auf die Champions League.
Und Lille bringt einige interessante Fußballer mit, die den Schwarzgelben das Leben schwer machen können. Zudem haben die Franzosen in persona Bruno Genesio einen ausgefuchsten Trainer in ihren Reihen, der immer eine taktische Finesse im Repertoire haben kann. Lille ist zwar nicht der hochkarätigste, aber ein sehr unangenehmer Gegner.
Der OSC Lille hat einen interessanten und erfahrenen Kader. Das Durchschnittsalter liegt bei 27,2 Jahren, weil es einige Anführer im Aufgebot gibt, die der gesamten Mannschaft Halt geben. Die Mischung aus jungen Talenten, besagten Anführern und spannenden Spielern, die viel Potenzial haben, machen Lille zu einem Team, das nicht zu unterschätzen ist. Die hohe Qualität beginnt schon im Tor, hier steht nämlich Lucas Chevalier zwischen den Pfosten. Er ist einer der besten Torhüter in der gesamten Liga.
In der Abwehr stechen vor allem Bafodé Diakité und Alexsandro hervor. Beide sind innen zuhause, sie ergänzen sich hervorragend. Die Mischung aus guter Technik, die in einem guten Aufbauspiel resultiert, und viel Dynamik im Antritt machen die beiden Innenverteidiger zu einem guten Duo. Die Außenverteidiger fallen im Vergleich insgesamt ein wenig ab. Tiago Santos, aktuell verletzt, ist hier natürlich hervorzuheben. Allerdings haben die restlichen Spieler, unter anderem Mitchell Bakker, alle mit einem Defizit zu kämpfen. Entweder im technischen Bereich oder was die Balance im Spiel angeht.
Im Mittelfeldzentrum ist Nabil Bentaleb nicht für den Europapokal nominiert, er feierte allerdings kürzlich auch erst sein Comeback nach einem Herzstillstand. Hier stehen viele Spieler im Aufgebot, die über eine gute Dynamik verfügen, Ethan Mbappe, Ngal’ayel Mukau und Ayyoub Bouaddi sind allesamt hochklassige Talente. Als Gegenpol fungiert Andre Gomes, der mit 31 Jahren eine Art Anführer ist. Angel Gomes, der als Spielmacher die Schnittstelle zwischen dem Mittelfeld und der Offensive herstellt, ist ein hervorragender Techniker, dem zuweilen die letzte Effizienz fehlt.
DIe Angriffsreihe ist nicht zu verachten, allen voran muss natürlich Jonathan David hervorgehoben werden. Er steht bei vielen Topteams auf der Liste, spielt auf einem hohen Niveau und konnte alleine in der Liga 16 Torbeteiligungen hinlegen. Ebenfalls für die besonderen Momente zuständig ist Edon Zhegrova, zuletzt leicht angeschlagen. Seine Haken, seine Dribblings und seine Handlungsschnelligkeit sind herausragend. Mitunter fehlt ihm aber die letzte Klarheit.
Der OSC Lille ist nicht für seine großartige Offensive bekannt. In der heimischen Ligue 1 wurden 39 Tore erzielt – in 24 Spielen. Allerdings wurden auch nur 27 Gegentreffer kassiert. Das ist ein sehr ordentlicher Wert und spricht für die Defensive. Generell möchten die Lillois aus einer kompakten Defensive heraus ihr Spiel gestalten. Gegnerische Angriffe sollen mit viel Physis und Dynamik gestoppt werden, anschließend folgt aber nicht permanent der schnelle Ball nach vorne, sondern es wird in vielen Fällen ruhig aufgebaut.
Lille verfügt über einige gute Aufbauspieler und gute Techniker im gesamten Kader. Die Mannschaft kann sich also aus Gegnerdruck befreien und hat mehrere Optionen im Spiel nach vorne. 1-gegen-1-Duelle über die Flügel, Steckpässe durch die gegnerischen Defensivlinien und die besondere Klasse von Jonathan David: Spielt man gegen Lille, muss man besonders aufpassen. Die Franzosen haben auch in der Königsklasse ihre Qualität unter Beweis gestellt und gegen Juventus, Atletico und Real Madrid sieben Punkte geholt. Das sollte Warnung genug für den BVB sein.
Allerdings hat jedes System auch seine Schwächen. Das gilt natürlich auch für Lille. Wird die Genesio-Elf frühzeitig gepresst und unter Druck gesetzt, dann passieren Fehler. Wenn Lille zudem gegen eine sehr diszipliniert auftretende Defensivreihe spielt, dann gelingt es oft nicht, zahlreiche Lösungen zu finden. Dadurch wirkt das Spiel mitunter ein wenig eindimensional. An einem guten Tag kann das aber kaschiert werden.
Schaut man sich den Kader des OSC Lille an, dann ist Jonathan David der Spieler, der als erstes ins Auge sticht. Und der Kanadier ist in der Tat der wohl beste und spannendste Spieler, den Lille im Kader hat. Den Angreifer, der sowohl alleine auf der „9“ als auch hängend agieren kann, bringt nahezu alles mit. Einen Vergleich zu ziehen ist nicht ganz leicht, aber als Spielertyp ähnelt er ein wenig den Profilen, die ein Julian Alvarez oder Lautaro Martinez mitbringt. Wenngleich auch auf einem etwas anderen Niveau.
Schaut man sich die Statistiken an, dann fällt neben dem guten Abschluss sehr schnell auf, dass Jonathan David ein Spieler ist, der hervorragende Passwerte erreicht. Sei es die Zahl der angekommenen Pässe, der Passversuche oder die der offensiv ausgerichteten Pässe: Überall gehört er zur Creme de la Creme der Offensivspieler in den Topligen in Europa. Deswegen sind auch Klubs wie Arsenal an ihm interessiert. Und seine Aufgabe ist es von Beginn an, gegen den BVB dafür zu sorgen, dass die Defensive der Schwarzgelben Probleme bekommt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der BVB rein individuell gesehen die besseren Voraussetzungen im Vergleich zum OSC Lille hat. Das heißt aber natürlich nicht automatisch, dass die Dortmunder dieses Spiel auch für sich entscheiden werden. Lille schlug nämlich bereits Gegner, die individuell stärker einzuschätzen waren. Schafft es das Kovac-Team, seine Topform zu erreichen, dann sieht es gut aus, was das Weiterkommen angeht. Und genau das ist ein wichtiger Punkt, die Dortmunder müssen hochkonzentriert agieren, dürfen sich keine Fehler erlauben und den Gegner nicht einladen.
Wenn das beherzigt wird und die Basics, die auch gegen St. Pauli zuletzt wieder funktionierten, auf den Platz gebracht werden, dann haben die Dortmunder alle Möglichkeiten, das Viertelfinale zu erreichen. Sollte man den Lillois aber auch nur den kleinen Finger reichen, dann nehmen die Franzosen sehr gerne auch direkt die gesamte Hand. Und das ist die Gefahr.