Good ebening, FC Bayern – Wie Emery und Aston Villa der Kompany-Elf die erste Pleite zufügten | OneFootball

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·3. Oktober 2024

Good ebening, FC Bayern – Wie Emery und Aston Villa der Kompany-Elf die erste Pleite zufügten

Artikelbild:Good ebening, FC Bayern – Wie Emery und Aston Villa der Kompany-Elf die erste Pleite zufügten

Das 0:1 bei Aston Villa ist für den FC Bayern gleichbedeutend mit der ersten Niederlage unter Neutrainer Vincent Kompany. Wie es Unai Emery abermals schaffte, die Münchner in der Champions League zu knacken und woran es beim deutschen Rekordmeister hakte.

Der FC Bayern erlebt ein Déjà-vu

Auf der Insel machte sich Unai Emery zu seiner Zeit als Arsenal-Trainer durch sein nicht ganz akzentfreies Englisch einen Namen. Sein „Good ebening“, mit dem er konsequent Interviews und Pressekonferenzen eröffnete, ist bis heute fast so etwas wie ein Markensymbol des Basken. Vor Begegnungen mit Emery weiß man also ein Stück weit, worauf man sich einlässt. Oder halt auch nicht. Ironischerweise wäre es ausgerechnet der FC Bayern selbst gewesen, der diese Frage schon vor dem gestrigen Spiel am besten hätten beantworten können.


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Schließlich war es das damals von Emery trainierte PSG, das den Münchnern im September 2017, also vor fast genau sieben Jahren, die letzte Niederlage in der Gruppenphase der Champions League zufügte und so für die Entlassung von Carlo Ancelotti sorgte. Als der FC Bayern im Viertelfinale 2022 an Villarreal scheiterte, stand ebenfalls Emery an der Seitenlinie. Der deutsche Rekordmeister und der detailverliebte spanische Fußballlehrer blickten also schon vor dem Duell im Villa Park auf gemeinsame, aus Münchner Sicht eher ernüchternde Momente zurück.

„Emery kennt seine Gegner besser als seine eigene Mannschaft“

Warum, weiß man auch. Weil Emery es besser wie kaum ein anderer Trainer versteht, die Stärken des Gegners zu eliminieren. Der 52-Jährige und sein Trainerteam sind davon besessen, den Gegner im Voraus bis ins kleinste Detail zu sezieren, um dann das passende Gegengift zu wählen. „Man kann sagen, dass er seine Gegner besser kennt als seine eigene Mannschaft“, sagte Ivan Rakitic, der einst in Sevilla unter Emery trainierte, jüngst bei Sky über seinen ehemaligen Übungsleiter. Am Mittwochabend wurde das abermals deutlich.

Aston Villa bestach durch Disziplin und Kompaktheit, hielt die Ketten im 4-4-2, situativ auch mit Fünfer- oder gar Sechserreihe hinten extrem eng dann versuchte dann, „uns auf eine Seite zu lenken“, wie Manuel Neuer nach dem Spiel analysierte. Dort, vorwiegend auf der rechten Bayern-Seite von Konrad Laimer und Serge Gnabry, oder spätestens ab der vorletzten Linie kurz vor dem eigenen Sechzehner, gingen die Villains aggressiv ins Pressing und machten damit dem Favoriten aus München das Leben schwer.

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(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Ebenfalls typisch für Emery und in der jüngeren Historie auch typisch für hoch gegenpressende Bayern: Lange Bälle in die Spitze. So wurde Dayot Upamecano nicht nur einmal gefährlich in ein Laufduell mit Ollie Watkins verwickelt und hatte in der ersten Halbzeit durchaus Glück, bei einem überharten Einsteigen gegen den Torjäger ohne Karte davonzukommen. Hoch und weit oder flach und schnell hinten raus – der FC Bayern hatte an diesem Abend mit beidem zu kämpfen.

Der altehrwürdige Villa Park tat in seiner erste Champions-League-Nacht seit 41 Jahren (damals noch im Europapokal der Landesmeister) sein Übriges und verwandelte sich nach sehr dominanten Anfangsminuten der Gäste regelrecht in einen Hexenkessel, der jede noch so kleine Zwischenetappe der Villains zu einem lauten Großereignis machte.

Dem FC Bayern fehlten Schärfe und Kaltschnäuzigkeit

„Man hatte das Gefühl, Aston Villa könnte jeden Moment aus dem Nichts gefährlich werden“, beschrieb Vincent Kompany eine erste Halbzeit, die seine Mannschaft über weite Teile zwar kontrolliert, durch kleinere technische Fehler phasenweise aber auch dem Gegner überlassen hatte, der in Persona Pau Torres auch ein Abseitstor erzielte. Fehler waren das eine Problem bei den Münchnern.

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(Photo by Alex Pantling/Getty Images)

Einige Spieler wie Konrad Laimer, Serge Gnabry oder auch Harry Kane hatten nicht ihren besten Tag erwischt und schenkten in manchen Situationen zu einfach den Ballbesitz wieder her, es fehlte an technischer Finesse, die der extrem stark aufspielende Joshua Kimmich nicht im Alleingang wettmachen konnte. So kam der FCB zu selten gefährlich in Richtung des gegnerischen Tores und Villa für bayerische Geschmäcker zu häufig. Das wurde im zweiten Durchgang besser, auch dank Jamal Musiala, den Kompany aus Gründen der Belastungssteuerung erst zum Seitenwechsel von der Bank gebracht hatte.

„In der zweiten Halbzeit waren wir besser, hatten mehr Kontrolle, mehr Läufe in die Tiefe“, gab sich Kompany zufrieden. Es habe „nur der letzte Schritt“ gefehlt, und damit meinte der Belgier die in den letzten Wochen eigentlich so starke Chancenverwertung seiner Mannschaft. Allein Gnabry boten sich zwei Gelegenheiten, die unter der Marke „hundertprozentig“ laufen, auch Kane hatte den Torschrei auf den Lippen. 1,4 expected Goals (SofaScore) und damit anhand der Chancenqualität ein zu erwartendes Tor mehr als Aston Villa standen am Ende im Statistikheftchen, das im Nachhinein aber natürlich höchstens für die Analyse relevant ist.

Ein Jokertor mit Ansage

Das Tor für die Anzeigetafel im Stadion erzielte nämlich der erst 20-jährige Jhon Durán – und das mit Ansage: Vier Jokertore waren dem kolumbianischen Stürmer in dieser Saison bereits gelungen und neun Minuten nach seiner Einwechslung ließ er Treffer Nummer fünf und seinen ersten in der Champions League folgen. Nach – da haben wir es wieder – langem Ball von Torres aus der eigenen Hälfte sah der im Januar 2023 von Chicago Fire gekommene Offensivmann, dass Neuer weit vor seinem Kasten stand und überlistete den Bayern-Schlussmann aus rund 35 Metern.

Eine Mitschuld Neuers wollte bei den Bayern keiner sehen, auch nicht der mehrfache Welttorhüter selbst. Die hohe Positionierung, „das ist unser Spiel“, erklärte sich Neuer nach der Partie und wurde in seiner Meinung von Kimmich und Kompany bestärkt.

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(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Der Weg beim FC Bayern ist der richtige

Am Ende war es ein bunter Mix aus allem, der Kompanys erste Niederlage als Cheftrainer des FC Bayern besiegelte. Ein Gegenüber, der seine Mannschaft abermals herausragend gegen die Münchner einstellte, die fehlende Schärfe im eigenen Spiel sowie die Effizient vor dem gegnerischen Tor, ein überragender Emiliano Martínez im Gehäuse der Gastgeber, ein junger Kolumbianer, der für seine Jokertore jetzt auch außerhalb der britischen Landesgrenzen bekannt ist und ein Stück weit auch die riskante Spielidee Kompanys, die den Villains letztlich in die Karten spielte.

Ein Beinbruch ist die Niederlage nicht und erst recht kein Grund, Ideen über Bord zu werfen. Dafür waren die ersten Wochen mitsamt sechs Siegen und einem hochdominanten Auftritt gegen Leverkusen zu vielversprechend und auch der Auftritt im Villa Park nicht schlecht. Klar ist aber auch, dass die Champions League nunmal das Nonplusultra ist und Niederlagen knallhart bestraft werden können.

Schließlich, das ist das Ziel und auch der Anspruch, will man in München unter die ersten acht Mannschaften kommen, um sich direkt für das Achtelfinale zu qualifizieren. Auf den Weg dorthin geht es als nächstes nach der Länderspielpause zum FC Barcelona und Ex-Trainer Hansi Flick. Dort, das lässt sich nach dem starken Saisonstart der Katalanen festhalten, braucht es einen „good evening“. Und im besten Fall keinen, der nach dem Gusto von Unai Emery ist.

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

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