SV Werder Bremen
·31. Dezember 2024
SV Werder Bremen
·31. Dezember 2024
Marco Friedl spielt in seiner achten Saison für den SV Werder (Foto: W.DE).
Ein Kalenderjahr hat Höhen und Tiefen - so auch das eines Profifußballers. Bei Werder-Kapitän Marco Friedl stehen vor allem die positiven Momente im Vordergrund, denn das Jahr 2024 war ein Gutes, für den SV Werder und den 26-jährigen Österreicher. Zusammen mit WERDER.DE blickt der Innenverteidiger noch einmal zurück und spricht unter anderem über den 1:0-Sieg in München, das wilde 4:3 gegen Hoffenheim als Zuschauer und seine neue Rolle als Vater.
Für Marco Friedl war das 1:0 im Januar 2024 der erste Sieg mit Werder in München (Foto: W.DE).
WERDER.DE: Moin, Marco! Wie sich das für einen Jahresabschluss gehört und weil bekanntlich drei Mal Bremer Recht ist, nenne uns einmal deine drei Highlights mit Werder aus diesem Jahr?
Marco Friedl: Da würde ich auf jeden Fall unser letztes Heimspiel in der vergangenen Saison gegen Bochum (4:1 anm. d. Red.) reinpacken, weil ich da auch mal getroffen habe (lacht). Dann das 1:0 in München auf jeden Fall. Je länger ich überlege, desto mehr gute Spiele und Momente fallen mir ein. Ich nehme noch das 4:2 in Wolfsburg, wo wir auch ein sehr gutes Auswärtsspiel gemacht haben.
WERDER.DE: Fangen wir einmal chronologisch an und springen direkt zum 1:0-Auswärtserfolg bei Bayern München. Der erste Werder-Sieg beim Rekordmeister seit über 15 Jahren. Du hast bei den Bayern verschiedene Juniorenteams durchlaufen und dort auch dein Profi-Debüt gegeben. War der Sieg als Ex-Münchener auch ein Stück weit Genugtuung?
Marco Friedl: Genugtuung nicht, aber es war schon sehr geil. Denn die Bayern schlägt man nicht immer und wir hatten einen überragenden Tag, wo alles zusammengepasst hat. Wir sind in einigen Spielen dort unter die Räder gekommen. Es war für die ganze Mannschaft und auch für mich persönlich natürlich mit meiner Bayern-Vergangenheit etwas ganz Besonderes.
WERDER.DE: Gab es in dem Spiel diesen einen Moment bei dir persönlich, wo du dachtest, dass heute was gegen die Bayern zu holen ist?
Marco Friedl: Ja, tatsächlich. Ganz am Anfang im Spiel hat es einfach gepasst. Wir haben die Zweikämpfe gewonnen, als Team kompakt gestanden und sind selbst immer wieder gut nach vorne gekommen. Da hatte ich schon das Gefühl, dass etwas möglich ist. Aber klar, die Bayern sind hinten raus nochmal sehr gefährlich geworden und bei ihnen reicht manchmal nur ein Moment, um das Spiel komplett in die andere Richtung laufen zu lassen. Aber an dem Tag hatte ich und auch wir als Team ein gutes Gefühl, wo wir zum Glück im Nachgang hier sitzen und sagen können, dass wir uns endlich in München für die Leistung belohnt haben.
Gegen Heidenheim gab es eine eindrucksvolle Choreo zum 125-jährigen Vereinsgeburtstag (Foto: W.DE).
WERDER.DE: Ein weiteres Highlight nur wenige Wochen später war das 125-jährige Jubiläum des SV Werder Bremen, mit einer beeindruckenden Choreographie im weiten Rund des Weserstadion zum Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim. Auch, wenn das Spiel 1:2 verloren ging, wie hast du als Kapitän diese Atmosphäre und das Drumherum wahrgenommen?
Marco Friedl: Leider war das Spiel alles andere als gut. Wir wollten natürlich den tollen Tag mit einem Sieg veredeln, das ist uns nicht gelungen. Dadurch ist die Stimmung bei uns ein wenig gedrückt gewesen. Schon vor dem Spiel haben wir das alles im Stadion wahrgenommen und dann auch während des Spiels mit der Choreographie, das war schon einzigartig und hätte mehr verdient gehabt, als das, was wir über die 90 Minuten abgeliefert haben.
WERDER.DE: Dafür lief der Rückrundenendspurt sehr gut, mit dem auch von dir bereits angesprochenen 4:1-Heimsieg am letzten Spieltag gegen den VfL Bochum, wo der finale Sprung auf den internationalen Platz acht sogar noch möglich gewesen wäre. Bekommst du das als Spieler mit, wie sich auch während der Partie die Konstellationen verändern?
Marco Friedl: Ja, am letzten Spieltag bekommt man das schon mit, was auf den anderen Plätzen passiert. Wir konnten frei aufspielen, der Druck war eher bei den Bochumern, weil es für sie um den direkten Klassenerhalt ging. In diesem Spiel hatten wir Chancen für sieben bis acht Tore, gehen aber nur mit einem 1:0 in die Halbzeitpause. Da haben wir dann schon gesagt, dass wir noch nachlegen können und haben das mit zwei schnellen Treffern auch getan. Fakt ist aber auch, dass es nicht an diesem letzten Spieltag lag, wieso nicht noch der Sprung auf Platz acht möglich gewesen wäre. Da gehört eine ganze Saison dazu, die man betrachten muss.
WERDER.DE: Nach einer guten Saison bei Werder wurdest du leider nicht für das finale EM-Aufgebot für Österreich berücksichtigt. Mit etwas Abstand betrachtet, wie bist du mit der Enttäuschung umgegangen und hat dir das eine Art Extra-Auftrieb für den Saisonsstart bei Werder gegeben?
Marco Friedl: Nein, ich versuche das zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann. Und das ist, am Wochenende bei den Spielen für Werder auf den Punkt da zu sein. Es war auch nicht das erste Mal, dass ich nicht berücksichtigt wurde, deshalb weiß ich das schon einzuschätzen. Wenn es kommt, dann ist es sehr schön und ich arbeite daran, dass es auch so kommt, weil ich mich immer sehr darüber freue. Und alles andere liegt ja auch nicht in meiner Macht.
WERDER.DE: Springen wir in die aktuelle Saison, wo man das Gefühl hat, dass ihr den Flow aus der vergangenen Rückserie mitgenommen habt. Wie siehst du als Kapitän die Entwicklung der Mannschaft in diesem Jahr?
Marco Friedl: Wir haben uns als Mannschaft gefestigt, sind insgesamt kompakter und auch variabler in unserem Spiel geworden. Genau das haben wir versucht, mit in die Vorbereitung zu nehmen. Als Team sind wir relativ gleich geblieben, es sind ein paar neue Spieler dazugekommen. Wenn der Stamm zusammenbleibt und du auf einem Gerüst aufbauen kannst, macht sich das auch in der Entwicklung bemerkbar. Hinzu kommt, dass wir seit Jahren mit dem gleichen Trainerteam zusammenarbeiten, die sich auch immer weiter entwickelt haben und da sieht man, was daraus entstehen kann.
WERDER.DE: Auch du persönlich hast dich weiterentwickelt und bist in deine achte Werder-Saison gegangen, dazu ist es die dritte Spielzeit in grün-weiß als Kapitän. Sehen wir derzeit den besten Marco Friedl aller Zeiten?
Marco Friedl: Generell würde ich sagen, dass da noch einiges besser geht (lacht). Ich komme jetzt ins beste Alter für einen Fußballer und das merke ich auch. Ich bin körperlich top-fit, schmerzbefreit, habe keine Wehwehchen und ich fühle mich drumherum auch sehr wohl. Und genau das brauchst du, um beim Training voll abliefern zu können. Ich weiß aber auch, dass ich da noch nicht am Ende meiner Entwicklung bin.
Marco Friedl kam in dieser Liga-Hinrunde 13-mal zum Einsatz (Foto: W.DE).
WERDER.DE: Tatsächlich hast du in dieser Saison auch bisher nur aufgrund deiner Rotsperre gegen Bayern (0:5) und bei der TSG Hoffenheim (4:3) gefehlt. Hand aufs Herz, wie war es, das Spiel gegen Hoffenheim nur vor dem Fernseher verfolgen zu können?
Marco Friedl: Ich habe es mir zuhause angeschaut und wollte erst nach 15 Minuten ausmachen, weil ich dachte, was geht denn hier ab (lacht). Generell, das Spiel deiner Mannschaft im Stadion oder vor dem Fernseher sehen zu müssen und nicht auf dem Platz helfen zu können, ist ein mieses Gefühl. Man fiebert unfassbar viel mit. Die restlichen 75 Minuten war es dann natürlich eine überragende Willensleistung von uns. Natürlich braucht man da auch das gewisse Spielglück, aber das ist schon ein Spiel, an das man sich auch nächstes Jahr noch erinnern wird.
WERDER.DE: Nicht nur in der Bundesliga spielt ihr eine gute Rolle, sondern auch im DFB-Pokal, wo uns im Viertelfinale Arminia Bielefeld erwartet.
Marco Friedl: Wir sind froh, dass wir im Pokal überwintern. In der Vergangenheit war auch öfter mal schon in der ersten oder zweiten Runde Schluss. Wir wissen um die Gefährlichkeit von der Arminia, gerade wenn sie im eigenen Stadion spielen, das haben sie schon zweimal in diesem Wettbewerb unter Beweis gestellt. Aber klar, wir wollen gewinnen und ins Halbfinale einziehen und dann ist es nur noch ein Schritt bis nach Berlin.
WERDER.DE: Nicht nur auf dem Platz übernimmst du als Kapitän Verantwortung, auch privat ist für dich mit der Geburt deines Sohnes in diesem Jahr einiges dazugekommen und sicher dein ganz persönliches Highlight 2024.
Marco Friedl: Definitiv. Wir sind sehr happy. Es ist natürlich erstmal eine Umstellung, weil dein ganzes Leben auf einmal anders ist und du mehr Verantwortung hast. Das ist eine Rolle, in die man aber reinwächst. Auch meine Freundin macht das hervorragend und es hat unser Leben bereichert.
WERDER.DE: Vielen Dank für das Gespräch, Marco. Alles Gute und viel Erfolg im neuen Jahr!