90PLUS
·24. September 2024
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·24. September 2024
Die FIFA schwärmt, die Profis klagen – und vieles ist ungewiss: Die neue Klub-WM erweist sich neun Monate vor dem Start als große Unbekannte mit reichlich Konfliktpotenzial.
Köln (SID) Gianni Infantino rührt mal wieder unermüdlich die Werbetrommel. Ungeachtet aller Fragezeichen preist der FIFA-Boss seit Monaten sein milliardenschweres, aber noch immer äußerst nebulöses Prestigeprojekt „als riesigen Erfolg“ an – und gewann dabei schon so manchen Fürsprecher. Die neue Klub-WM, betonte etwa auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kürzlich, werde „garantiert durch die Decke gehen“.
Die Schwärmereien täuschen aber keineswegs darüber hinweg, dass das Turnier neun Monate vor dem Start eine große Unbekannte mit reichlich Konfliktpotenzial ist. Etliche elementare Fragen sind ungeklärt: Wo wird überhaupt gespielt? Woher kommen die Millionen, die den Klubs versprochen wurden – etwa die angeblichen rund 100 Millionen Dollar für den Gewinner? Und lassen sich die Klagen vieler Profis inklusive Streikdrohung ignorieren?
Die Probleme stapeln sich jedenfalls, klar ist bislang nur: Die neue Klub-WM wird künftig mit 32 Teams aus Afrika, Asien, Europa, Amerika und Ozeanien veranstaltet, darunter Bayern München und Borussia Dortmund. Die Premiere findet vom 15. Juni bis 13. Juli 2025 in den USA statt. Dazu enthüllte die FIFA ein Logo und stellte „Freed from Desire“ als offiziellen Song vor. So weit, so gut.
Ansonsten ist vieles ungewiss. Die Vergabe der Übertragungsrechte, die gewöhnlich riesige Summen in die Kassen spült, stockt. Laut englischer Medienberichte hat Infantino kürzlich sogar selbst bei potenziellen TV-Anstalten die Vorzüge des Wettbewerbs präsentiert, nachdem ein Deal mit Apple TV geplatzt sein soll. Auch zu Sponsoren ist kaum etwas bekannt. Der Plattform SportingIntelligence zufolge könnte Saudi-Arabien, designierter WM-Gastgeber 2034, unter bestimmten Voraussetzungen als Geldgeber einspringen.
Die FIFA teilte mit, dass zu Sponsoren und Übertragungsrechten aufgrund von Geschäftsgeheimnissen keine Einzelheiten genannt werden könnten. „Zu gegebener Zeit“ würden „mehrere Informationen“ veröffentlicht.
Immerhin: Laut Guardian könnten in dieser Woche acht Spielorte vorgestellt werden. Demnach sei die Wahl auf Pasadena, Seattle, Atlanta, Orlando, Miami, Philadelphia und zwei Stadien in New Jersey gefallen. Dass neben Zuschauermagneten wie dem FC Bayern oder Real Madrid auch Klubs wie Auckland City oder Al-Hilal dabei sind und dadurch leere Ränge in zu großen Stadien drohen, erschwerte die Suche nach geeigneten Arenen. Zumal zur selben Zeit an der US-Westküste der Gold Cup stattfindet.
Ein womöglich noch größeres Problem droht der FIFA aber mit denjenigen, die die Massen begeistern sollen. Der Streit zwischen der Spielergewerkschaft FIFPro und den Ligen mit dem Weltverband ist längst eskaliert. Von einem „übersättigten Terminkalender“, der ein „Risiko für die Gesundheit der Spieler“ darstelle, ist die Rede. Deshalb kämpfen die Vertreter der Ligen und Profis inzwischen auch mit rechtlichen Mitteln gegen die Klub-WM. Mancherorts wird gar mit einem Streik geliebäugelt.
Doch die Befürworter bleiben (noch) cool. Watzke betonte, der Wettbewerb sei „evident“ und ergebe „einfach Sinn“ – ganz im Sinne Infantinos. Der Schweizer sieht in der aufgeblähten Klub-WM eine „wichtige Entwicklung“ für den Sport und ein Turnier, das das Spiel verändern und in den kommenden Jahren einen „festen Platz im Fußballkalender“ haben werde.
Bis dahin wartet aber noch viel Arbeit.
(Photo by Carl Recine/Getty Images)