GazeteFutbol.de
·13. März 2025
Interview für englische Medien: „Mourinhos Kampf mit dem türkischen Fußball“

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·13. März 2025
Im Vorfeld des UEFA Europa League-Rückspiels gegen die Glasgow Rangers im Achtelfinale (zur Vorschau) gab Fenerbahce-Trainer Jose Mourinho dem Sportjournalisten Gary Cotterill von „Sky Sports News“ in England ein Interview, in dem der Portugiese auf die vermeintlichen Missstände im türkischen Fußball und seinen persönlichen Streitigkeiten in der Türkei hinwies. Über zwei Jahrzehnte lang habe der 62-Jährige das Leben an der Spitze erlebt, ob in England, in Spanien, in Italien oder in Portugal. Aber der Iberer, der schon so viel gesehen habe, sei schockiert über das, was er in der Türkei vorgefunden hat: „Hier geht es nicht um sportliche Rivalität. Das ist viel größer als das, was sich die Leute vorstellen können. Wenn man hier lebt oder versucht, tief zu graben, findet man unglaubliche Dinge“, so Mourinho.
Weiter erklärte der Erfolgstrainer, dass man die Lücke zum Rivalen Galatasaray etwas geschlossen habe, aber man aufgrund einiger Dinge diese nicht zu 100 Prozent schaffen könne: „Wir haben eine gute Stabilität auf dem Platz gefunden, aber jeder in diesem Land weiß, dass es unmöglich ist, den Meistertitel zu gewinnen, wenn sich die Dinge nicht ändern. Ich erhebe meine Stimme zur Verteidigung meines Vereins und zur Verteidigung des türkischen Fußballs, denn dies ist ein schönes Land. Aber der Fußball hier muss mehr sein als das. Wir spielen gegen ein System, und gegen ein System zu spielen ist das Schwierigste. Das System wird versuchen, mir den Mund zu verschließen“, hatte Mourinho nach dem 3:2-Erfolg gegen Trabzonspor erklärt.
Mourinho weiter: „Ich würde sagen, dass wir unter normalen Bedingungen nicht Zweiter wären und hart um den ersten Platz kämpfen würden. Unter normalen Bedingungen wäre das Rennen um den Titel vorbei, aber es wäre mit einem riesigen Vorsprung vorbei.“ Und er fügt mit einem Seufzer hinzu: „Es ist zu viel. Es ist einfach zu viel.“ Mourinhos portugiesischer Landsmann, Jorge Jesus, hatte das gleiche Gefühl: „Diese Liga hat keine sportliche Realität“, hatte Jesus während seiner Zeit Fenerbahce-Trainer kritisch ausgesprochen.
Der portugiesische Übungsleiter erinnerte daran, wie Adana Demirspor seine Mannschaft zurückzog (GazeteFutbol berichtete), weil man deutlich gesehen habe, wie der Schiedsrichter Galatasaray bevorzugt: „Können Sie sich vorstellen, dass eine Mannschaft ein Spiel abbricht, weil der Schiedsrichter Galatasaray zu sehr bevorzugt hat? Können Sie sich das in England vorstellen? Sie haben es getan, weil die Dimension lächerlich war. Aber was noch lächerlicher war, ist, dass die Galatasaray-Spieler auf dem Platz blieben und den Sieg feierten. Das war kein Sieg. Da war eine Mannschaft, die sich so respektlos behandelt fühlte, dass sie das Spiel aufgeben musste. Das ist es, was hier passiert.“
Zum Abschluss richtete sich Mourinho direkt an die türkischen Fußball-Fans: „Dies ist keine Situation, die ein einzelner Verein allein durch Kämpfe lösen kann. Er wird das bestehende System nicht zerstören. Dies ist eure Liga. Dies ist die Liga jedes Kindes, das davon träumt, Fußballer zu werden. Die Liga jedes Kindes, das seinen Verein liebt. Das ist eure Liga, und wenn ihr mit dem Status quo zufrieden seid, dann seid glücklich. Ich habe ein neues Wort auf Türkisch gelernt: ‚Skandal‘. Aber in diesem Land mögen es viele Leute.“