Vertikalpass
·13. Januar 2025
Vertikalpass
·13. Januar 2025
Dass der Mercedes-Benz Juniorcup im Sindelfinger Glaspalast der perfekte Jahresauftakt ist, schreiben wir hier seit ewigen Zeiten. Auch die 33. Auflage des vermutlich prestigeträchtigsten U19-Turnier machte da keine Ausnahme – ganz im Gegenteil.
Ungewohnt war allerdings der Termin, schließlich fand das Turnier meist bereits am ersten Wochenende des Jahres statt. Doch da das in diesem Jahr bereits der 4. und 5. Januar gewesen wäre, schob man das Turnier auf das zweite Wochenende des Jahres.
Der Attraktivität des Turniers tat dies keinen Abbruch. Das namhafte Starterfeld mit Bayern München, dem FC Heidenheim, Borussia Mönchengladbach, Servette Genf, Glasgow Rangers, FC Sao Paulo und natürlich auch der VfB U19 als Titelverteidiger sorgte an beiden Tagen für ausverkaufte Plätze und hervorragende Stimmung.
Dass der Finaltag mit dem Jahresauftakt der Profis kollidierte, merkte man dennoch: Das Durchschnittsalter der Zuschauer*innen schien noch mal gesunken zu sein und viele Familien nutzten das Turnier offensichtlich als günstige Alternative zum Stadionbesuch. Überhaupt scheint der Juniorcup mit jeder Auflage jünger zu werden: Schließlich ist auch der E-Sport seit drei Jahren ein fester Bestandteil des Formats und der SK Gaming eJuniorCup führt alles andere als ein Nischendasein im Glaspalast.
Doch zugegebenermaßen haben wir uns doch eher auf den “echten Fußball” konzentriert und waren am Sonntag vor Ort, um teilweise begeisternden Hallenfußball zu bestaunen. Was sich in den vergangenen Jahren auf dem Kunstrasen abspielte, hatte nämlich oft wenig mit “Budenzauber” zu tun, sondern sah eher aus wie zwei Teams, die versuchen, ihr übliches Spiel in einer Halle zu praktizieren. Der einzige Gegenentwurf war stets Rapid Wien, das nicht nur den schönsten, sondern meist auch den erfolgreichsten Ball spielte und 2016, 2020 und 2023 Turniersieger wurde.
Die Wiener waren zwar dieses Jahr nicht am Start, aber ihre Spielweise schon: Vor allem die Halbfinalisten aus Stuttgart, München, Heidenheim und M’gladbach zeigten tollen Fußball. Es wurde viel mit Bande gespielt, gedribbelt, ge(doppel)passt, dass es eine wahre Wonne war. Angereichert wurde das Repertoire durch gute(!) Distanzschüsse der Keeper, allen voran natürlich Bayern-Torwart Leon Klanac, der gleich mehrere Treffer erzielte.
Zwei davon erzielte er sogar im Finale gegen das Team von Nico Willig. Und dieses Endspiel hatte es wirklich in sich. Aber der Reihe nach: Nachdem der FC Bayern sich im Halbfinale gegen den FC Heidenheim hatte durchsetzen können und der VfB die Gladbacher U19 besiegte, kam es zum kleinen Finale zwischen Heidenheim und M’gladbach – und dem vermutlich längsten Zehnmeterschießen, das der Juniorcup je gesehen hat. 2:2 stand es nach der regulären Spielzeit und unzählige Versuche vom Punkt später irgendwann 14:13 für Heidenheim.
Es war nicht das erste Zehnmeterschießen am Sonntag und dementsprechend hatte sich auch der Zeitplan verschoben. Das Finale, das eigentlich um 17 Uhr hätte beginnen sollen, wurde mit 30 Minuten Verzug nahezu zeitgleich mit der Partie der Profis in Augsburg angepfiffen. Und jeder, der sich für die Bundesliga-Partie entschied, sollte es bereuen. Die Bayern, die im letzten Spiel der Zwischenrunde mit 3:4 gegen den VfB verloren hatten, lagen früh mit zwei Treffern vorne. In der zweiten Halbzeit gelang dem VfB durch ein Kopfballtor von Colin Kroll-Thiel der Anschluss und durch Kenny Freßle der Ausgleich. Als noch gut eine Minute zu spielen, erzielte der spätere Spieler des Turniers, Lauri Penna, sogar den Führungstreffer, und alles sah nach einer souveränen Titelverteidigung aus.
Doch dann wurde es richtig verrückt: In der vorletzten Sekunde der regulären Spielzeit erzielten die Bayern per Distanzschuss den Ausgleich – Verlängerung! Zuerst war es der FC Bayern, der durch einen wunderbaren Schuss von der Mittellinie duch Keeper Klanac die Führung erzielte. Die wurde zwei Minuten vor Ende durch Yanik Spalt egalisiert und als alles auch in diesem Spiel auf ein Elfmeterschießen deutete, nahm sich Lauri Penna mit zehn Sekunden auf der Uhr den Ball, brachte ihn mit etwas zu Glück zu Julian Lüers und der erzielte in der wirklich allerletzten Sekunde den Siegtreffer zu 5:4.
Und so verteidigt die Stuttgarter U19 ihren Titel verdient, weil sie nach dem verpatzten Turnierauftakt alle Spiele gewann, einen tollen Fußball zeigte, und nie die Ruhe verlor. Überhaupt merkte man dem Team von Nico Willig an, wie sehr es in den letzten zwölf Monaten gewachsen ist. Kein Wunder: War der Gewinn des Mercedes-Benz-Junior Cups 2024 noch eine kleine Sensation, gehört die Mannschaft mitterweile verbrieft zur europäischen Spitze, hat Spiele gegen Juventus turin, Atalanta Bergamo, Spata Brag und die Young Boys Bern gewonnen und wir können uns jetzt schon auf das Duell gegen den FC Liverpool in der K.O-Phase der Youth League freuen.
Und natürlich auf den Mercedes-Benz Juniorcup 2026.
Bild: vfb.de