Österreichische Fußball-Bundesliga
·15. März 2023
Österreichische Fußball-Bundesliga
·15. März 2023
15. März 2023 in ADMIRAL Bundesliga
Der Japaner Keito Nakamura galt schon als Jugendlicher als Talent von Weltformat. Beim LASK spielte er nun den vielleicht besten Herbst seines Lebens, als er für viele Highlights sorgte. Und bleibt trotzdem bescheiden.
Über 13.000 Menschen sind in das nach Indira Gandhi benannten Stadion in Guwahati im Nordosten Indiens gekommen. Es ist das Jahr 2017 und U17-WM im nicht gerade für Fußball bekannten Land. In Gruppe E trifft Honduras auf Japan, und im Team der Asiaten stiehlt einer allen die Show: Keito Nakamura. Drei Tore erzielt der Rechtsaußen. Einen Treffer besorgt Takefusa Kubo. Jener Kubo, der heute 22 Länderspiele für Japan in den Beinen hat, als japanischer Messi gilt, bei Barca und Real ausgebildet wurde und aktuell bei Real Sociedad zum Stammpersonal gehört.
Osaka statt Stuttgart
Es ist die eine Sache, mit Talent gesegnet zu sein. Es ist die andere, das Talent im richtigen Moment abrufen zu können, sich auf Dauer zu beweisen und es bis nach oben zu schaffen. Keito Nakamura vom LASK zeigt spätestens seit dieser Saison, was in ihm steckt. Wieder, muss man sagen. Damals, bei der U17-WM wurde ihm bereits eine große Zukunft vorausgesagt. Nach der Endrunde in Indien kommt er auf Einladung von Guido Buchwald nach Stuttgart. Der ehemalige deutsche Teamspieler hatte einst selbst im Land der aufgehenden Sonne gekickt und seine guten Kontakte spielen lassen, um ein Probetraining für Nakamura bei den Schwaben einzufädeln.
Doch anders als etwa Kubo oder andere große Talente, die früh zu einem Spitzenklub wechseln, entscheidet sich Nakamura für einen anderen Weg. „Ich war damals nicht bereit“, erzählt er. Bis 17 spielt er bei Mitsubishi Yowa, einem kleinen Verein, der für seine gute Jugendarbeit bekannt ist. Dann wechselte er zu Gamba Osaka, japanischer Traditionsverein, zweifacher Meister, einfacher Gewinner der AFC Champions League. Eine große Nummer, bei der der Offensivspieler sofort mithalten kann –er scheint alles richtig gemacht zu haben.Eineinhalb Jahre spielt er mal bei den Profis, mal in der zweiten Mannschaft in Liga drei. Im Sommer 2019 bucht er doch ein Ticket nach Europa. Der FC Groningen will ihn, Twente Enschede auch. Die Wahl fällt auf den Verein, bei dem Marc Janko und Marko Arnautovic einst erfolgreich netzten: Twente. Ein Leihgeschäft, Laufzeit: zwei Jahre.
Und dann kam Corona
Nakamura geht auch in Holland sofort der Knopf auf. „Ich habe vier Tore erzielt im ersten Herbst, es lief richtig gut“, erinnert er sich. Gleich im ersten Spiel, am ersten Spieltag gegen PSV Eindhoven gelingt ihm beim 1:1 das Tor seines Teams. Doch dann wurde es schwierig. „Nach der Winterpause habe ich keine Spielzeit mehr bekommen –und dann kam Corona. Die Leihe wurde abgebrochen, aus finanziellen Gründen.“ Doch Nakamura möchte sich in Europa durchsetzen und zog für die neue Saison weiter nach Belgien. Fünf Spiele und ein Tor stehen am Ende auf der Habenseite. Es läuft nicht nach Wunsch. Der Plan: in einer kleineren Liga wieder zur alten Stärke finden. Die Wahl fällt auf Oberösterreich – der FC Juniors OÖ leiht Nakamura bis Sommer aus. Schnell wird klar, dass der ehemalige Juniorenteamspieler zu Höherem berufen ist. Nach 14 Spielen und fünf Toren in der 2. Liga verpflichtet ihn der LASK fix.„Es war keine leichte Zeit für mich in den Niederlanden und Belgien. Man darf nicht vergessen: Ich war 19 Jahre alt, das erste Mal weg von Zuhause, auf einem neuen Kontinent“, sagt Nakamura. Und ergänzt:„Aber seit ich in Linz bin, geht es mir gut. Ich bin älter und glücklich, hier zu sein.“
Ligaweiter Spitzenreiter
Schon in der ersten Bundesliga-Saison zeigt er mit sechs Toren in 22 Spielen auf. Auch in der Conference League gelingen ihm drei Treffer. Diesen Herbst explodiert der hochveranlagte Offensivspieler, der alle Positionen im Angriff bekleiden kann, endgültig. 15 Spiele, acht Tore und drei Assists sprechen eine eindeutige Sprache. Die Position 1 im Sky Players Index vor der Winterpause ebenso. Und der ligaweite Spitzenwert von 50 Torschüssen sowieso. Im Frühjahr schließt er mit 3 Toren und einem 1 Assist nahtlos an die Leistungen im Herbst an. „Die Vorsaison war für den Klub nicht einfach, aber heuer läuft es richtig gut. Das hilft mir, mehr Tore zu erzielen und Assists zu liefern. Jedes gute Spiel gibt mir mehr Selbstvertrauen“, sagt er. Ohne auf einen Aspekt zu vergessen, den er mit Nachdruck betont: „Aber mir ist wichtig, dass ich sage, dass das nur dank der Mannschaft möglich ist. Das Team ist immer am wichtigsten.“ Ein Satz, der auch das Wesen des Keito Nakamura beschreibt. Er ist keiner, der sich in den Mittelpunkt stellen will. Er arbeitet lieber hart am Platz und lässt seine Leistungen für sich sprechen. Leistungen, die ihn beim LASK dort ankommen haben lassen, wo ihn viele schon nach seinen Auftritten bei der U17-WM in Indien vor fünfeinhalb Jahren gesehen haben.
Aber wo soll sein Talent den 22-Jährigen noch hinführen? „Um ehrlich zu sein, denke ich nicht viel an die Zukunft. Ich fühle mich wohl und bin zufrieden in Linz.“ Und doch lässt er sich eine Antwort noch entlocken. Von einer Sache träumt der sympathische Japaner noch: „Eines Tages würde ich gerne im A-Nationalteam spielen.“ Es wäre eigentlich eine Rückkehr. Und eine Einberufung würde wahrscheinlich auch zu einem Wiedersehen führen –mit Takefusa Kubo, dem japanischen Messi von Real Sociedad.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Peter K. Wagner