Mämäntum: «Wenn’s läuft, dann läuft’s» | OneFootball

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Schweizerischer Fussballverband (SFV)

·20. Februar 2025

Mämäntum: «Wenn’s läuft, dann läuft’s»

Artikelbild:Mämäntum: «Wenn’s läuft, dann läuft’s»

Anfangs ist der Cupsieg für die meisten Vereine nicht mehr als eine schöne Träumerei. Doch mit jeder überstandenen Runde nimmt dieser Traum mehr Form an. Die Viertelfinals markieren die Halbzeit auf diesem steinigen Weg: Drei Runden haben die verbleibenden Teams bereits hinter sich, noch einmal so viele Siege braucht es, um den Pokal stemmen zu können. Es ist der Moment, an dem sich auch Aussenseiter bewusst werden, dass sie tatsächlich eine reelle Chance haben, Unglaubliches zu erreichen. Ein Sieg, und man ist bloss noch einen Schritt vom Final entfernt. Nur höchst selten stossen Amateurvereine bis in diese Sphären vor. 1999 war dies zuletzt der Fall, als der FC Red Star aus Zürich – mit Uli Forte in der Verteidigung – den FC Lugano 2:1 besiegte. Diese Partie zeigte auch exemplarisch, was gemeint ist, wenn der Spruch «Wenn’s läuft, dann läuft’s» bemüht wird: In der 55. Minute setzte Red Stars Giuseppe Ronca zur Flanke an, der Ball flog über Verteidiger und Torwart hinweg ins Netz. Ähnlich klar sind die Rollen vor dem Viertelfinal 2011 verteilt: Auf der einen Seite der FC Basel – Titelverteidiger, Meister und Tabellenführer der Super League –, der kurz zuvor in der Champions League die AS Roma auswärts geschlagen hat; auf der anderen Seite der FC Biel-Bienne, im Mittelfeld der Challenge League klassiert. Die Ausgangslage ist derart eindeutig, dass selbst Biel-Trainer Philippe Perret öffentlich erklärt, an ein Weiterkommen gar nicht erst zu denken. Der psychologische Trick hilft: Siegessicher lässt FCB-Coach Thorsten Fink diverse Stammspieler auf der Bank. Die Bieler, angespornt dadurch, dass sie vom Gegner nicht ernst genommen werden, rennen sich die Seele aus dem Leib. Und werden kurz vor der Pause kalt geduscht: Durch ein Eigentor gehen die Gäste in Führung. In der Bieler Kabine herrscht fünf Minuten die Stille der Enttäuschung. Game over? «Wenn’s läuft, dann läuft’s» – das erlebte das Stadion Gurzelen dann in der 53. Minute: Ein Steilpass springt neben Ramon Egli, Sohn von Fussballlegende und fünffachem Cupsieger Andy, auf und der lupft den Ball perfekt über Torwart Yann Sommer. «Dieser Moment kommt mir heute noch immer wieder hoch. Die Emotionen waren gewaltig», sagt er Jahre später. Und weil’s eben so gut läuft, greifen die Bieler einfach weiter an, den perplexen Baslern unterlaufen plötzlich unerklärliche Fehlpässe. Biel geht gar in Führung, Thorsten Fink wechselt nun die Nationalstürmer Alex Frei und Marco Streller ein – vergeblich. Ein Konter besiegelt die Sensation, Ramon Egli – der Mann des Spiels – trifft gar noch die Latte. «Ein Lehrstück dafür, was Mentales im Sport ausmachen kann», sagt er über den Bieler Erfolg. Der Rummel um Ramon Egli reisst noch Tage später nicht ab. Das Handy klingelt fast pausenlos, die Medien stürzen sich auf ihn. Der Triumph bedeutet auch ihm persönlich viel: «Jetzt wurde ich nicht nur als Sohn von Andy Egli wahrgenommen, wie das meine ganze Karriere der Fall war, sondern weil ich selber jetzt einmal Grosses erreicht hatte.» Den darauffolgenden Halbfinal verliert Biel in Sion durch ein Kopftor kurz vor Schluss. Der Frust sitzt tief über den verpassten Coup im Cup, erst Wochen später stellt sich bei Ramon Egli Stolz über das Erreichte ein.  Die nächste Chance, dem Endspiel ganz nahe zu kommen, bietet sich dem FC Biel-Bienne jetzt. Der Verein aus der Promotion League will dafür sorgen, dass endlich wieder einmal ein Vertreter ausserhalb der Profiligen in den Halbfinal vorstösst, 25 Jahre nach dem FC Red Star – und mit dem gleichen Gegner vor der Brust. Der FC Lugano steht an der Spitze der Super League und sorgt im Europacup für Furore – genau wie damals der FC Basel. Es ist also alles angerichtet für ein Märchen. Alles, was es jetzt noch braucht, ist ein Skorer wie Ramon Egli. Der spielt nämlich – mittlerweile 42-jährig – in einer Hobbyliga für Torpedo Wien, wo er in 109 Partien sagenhafte 183 Tore erzielt hat. So schön wie jenes gegen Yann Sommer war jedoch kaum eines. Und so erinnerungswürdig sowieso nicht. Wenn Ramon Egli heute mal wieder in der Schweiz ist, kommt es durchaus vor, dass ihn Leute ansprechen: «Weisch no damals, Basel im Cup…?»  SFV / Bild: Keystone-SDA  Nehmen Sie jetzt auf schweizercup.ch an der Jubiläums-Verlosung teil und gewinnen Sie exklusiv VIP-Packages und Tickets für den Cupfinal am 1. Juni 2025 im Berner Wankdorf.

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