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FC Bayern München

·8. April 2025

Nach Hinspiel: Warum für den FC Bayern noch alles möglich ist

Artikelbild:Nach Hinspiel: Warum für den FC Bayern noch alles möglich ist

Dass jenes 1:2 (0:1) gegen Inter Mailand am späten Dienstagabend in München zwar schmerzhaft war, aber auch noch nicht mehr, als der erste von zwei Teilen eines nervenaufreibenden, spannenden und hochklassigen Aufeinandertreffens, das machte die Südkurve gleich nach Spielschluss unmissverständlich deutlich. Die Mannschaft des FC Bayern war vor dem Gang in die Kabine noch einmal vor die Zäune getreten, die das Publikum in der Allianz Arena vom Spielfeld trennen. Sie wollte sich bedanken für eine stimmgewaltige, unaufhörliche und vor Anpfiff sogar eindrucksvolle Unterstützung: mit einer farbenfrohen Choreografie hatten die Bayern-Fans auf dieses Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League eingestimmt. Nun ging es darum, diese Partie, die ja für alle Münchner ein unglückliches Ende gefunden hatte, einzuordnen. Auch die Anhänger mussten sich erst kurz sammeln, dann kippten sie noch einmal Lasterladungen Energie aufs Feld hinunter – in der Hoffnung, die Spieler würden diese aufsaugen, in den Mannschaftsbus verladen und in einer Woche mit ins Giuseppe-Meazza-Stadion nehmen. Dort steht eben jener alles entscheidende zweite Teil gegen Inter an – und die Botschaft war eindeutig: verloren ist in diesem Viertelfinale noch nichts!

„Es wird ein Hexenkessel bei uns“

„Es wird ein Hexenkessel bei uns“, kündigte Inter-Spielmacher Hakan Çalhanoglu zwar schon einmal an, was den FC Bayern in etwa in der Lombardei erwarten dürfte. Doch trotz der nun schlechteren Ausgangslage und der Gewissheit einer gewaltigen Unterstützung für Inter im Rücken, dachte der FC Bayern gar nicht daran, den Mut zu verlieren: „Wir wissen, dass da auf jeden Fall noch so einiges drin ist“, sagte etwa Thomas Müller nur Minuten nach der speziellen Südkurven-Energie-Impfung selbstbewusst und in seinem Blick lag feste Entschlossenheit.


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Ausgerechnet Müller war ja zuvor der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen in Spiel eins nach der Verkündung, dass sich die Wege des Angreifers nach so vielen Jahren mit denen seines Herzensclubs nach Saisonende trennen werden. Eine heftige Drangphase in Hälfte zwei, als wie schon im ersten Durchgang plötzlich Angriffe wie Wellen im Sturm unaufhörlich Richtung Inter-Tor rollten, hatte Müller genutzt, sich in den Rücken der Mailänder Abwehr geschlichen und eine Hereingabe vom fleißigen Konrad Laimer zum 1:1 über die Linie bugsiert (85.).

Es war wohlgemerkt erst der dritte Treffer überhaupt, den Inter in dieser Champions League-Saison kassiert hatte: Rotterdam hatte im Achtelfinale per Elfmeter getroffen, in der Gruppenphase profitierte Leverkusen von einem Eigentor der Mailänder. „Wir müssen heute ein gutes Resultat erzielen gegen eine Mannschaft, die sehr gut verteidigen kann und auch ausgebufft ist und in den richtigen Momenten die richtigen Dinge tut“, hatte Max Eberl, der Sportvorstand, vor Anpfiff gesagt. Und genau so sollte es kommen.

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Thomas Müller traf zum zwischenzeitlichen 1:1 für die Bayern.

Inter versuchte, dem FC Bayern zunächst mit Ballbesitz den Pressing-Nerv zu ziehen, das Tempo zu verschleppen und selbst den Rhythmus dieses Spiels zu kontrollieren. Als die Gastgeber aber zunehmend in den Zugriff fanden, begannen die Gäste, die immer wieder offensive Nadelstiche setzten, sich auf ihre Paradedisziplin zu konzentrieren: das Tiefstehen und Verteidigen.

Engmaschig betonierte Inter die Defensive vor den eigenen Kasten, zeitweise stand mit Weltmeister Lautaro Martínez der vermeintlich offensivste Nerazzuri gerade einmal 20 Meter vor dem eigenen Tor. „Wir wollen sie aggressiv bespielen, richtig Gas geben und den Fuß über 90 Minuten auf dem Gaspedal halten“, hatte Leon Goretzka versprochen. So erspielte sich der FC Bayern, der unter anderem die Ausfälle der Leistungsträger Jamal Musiala, Manuel NeuerDayot Upamecano, Alphonso Davies oder Kingsley Coman verkraften musste, eine Vielzahl an Tormöglichkeiten. So viele gar, wie es Inter in dieser Saison nur sehr selten hatte erleben müssen. Und so viele, dass am Ende mehr als nur dieser eine Treffer hätte herausspringen müssen. „Wir werden wieder unsere Möglichkeiten bekommen“, sagte Joshua Kimmich mit Blick aufs Rückspiel, „und müssen dann deutlich effizienter sein als heute. Enttäuschung bringt uns nicht weiter.“

Doch entweder klärte Yann Sommer bei seiner Rückkehr nach München im Gästetor, dann half Inter auch das nötige Glück, als Harry Kane herrlich freigespielt vom auffälligen Michael Olise nur an den Pfosten zielte (26.) – es war bereits der neunte Aluminiumtreffer in dieser Europapokal-Saison für den FC Bayern. Nur Manchester City hat noch öfter das Gebälk getroffen (10).

Das Spiel nahm einen ungerechten Verlauf

„Wenn der Ball von Harry reingeht“, ärgerte sich Thomas Müller, „gehen wir 1:0 in Führung und das Spiel läuft vermutlich anders.“ So aber nahm es angesichts des Kräfteverhältnisses dieser ersten Hälfte einen ungerechten Verlauf: Den einzig wirklich gefährlichen Schuss versenkte Martínez mit seinem siebten Tor im zehnten Champions League-Spiel mit dem Außenrist unhaltbar für Jonas Urbig im Bayern-Tor. Marcus Thuram hatte eine flache Hereingabe seinem Kapitän sehenswert mit dem Absatz aufgelegt (39.).

Das war auch möglich geworden, weil der immense Druck der Gastgeber nach dem Pfostenschuss abrupt abebbte – es sollten über 30 Minuten Spielzeit vergehen, bis der FC Bayern zurückfand in sein dominantes Pressing, das Inter „leiden ließ“, wie es Torwart Sommer treffend formulierte: Wie beim Handball formierte sich der FCB mit allen Feldspielern in der Hälfte Inters um das Gästetor, suchte emsig nach der einen Lücke - die dann erst der eingewechselte Müller fand. Die Erleichterung, ja, die Erlösung über dieses verdiente Ausgleichstor setzte derart viel Energie und Lautstärke frei, dass man den Torjubel vermutlich noch am Südufer des Tegernsees vernehmen konnte. Die gute Ausgangslage für Teil zwei dieses besonderen Aufeinandertreffens, sie schien nun wieder zum Greifen nah.

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Der aktive Michael Olise sorgte immer wieder für Gefahr.

Also drückte der FC Bayern weiter aufs Gästetor in der Hoffnung, mit der Kraft und der Energie der ausverkauften Allianz Arena auch noch einen zweiten Treffer zu erzwingen – der fiel aber auf der anderen Seite: Eine einzige Unkonzentriertheit in der Rückwärtsbewegung reichte, um Inter, das bis zum Umfallen mit Verteidigen beschäftigt war, noch einmal kontern zu lassen. Der eingewechselte Davide Frattesi drückte einen scharfen Querpass aus nächster Nähe mitten ins Bayern-Herz: 1:2 (88.). Es war die gnadenlose Effizient, die an diesem Abend von Fröttmaning den entscheidenden Unterschied machte.

Mut, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein kehrten nach einem kurzen Schock-Moment aber schnell zurück, nicht zuletzt durch die Impfung der Sprechchöre aus der Südkurve: „Die Chance, dass wir in Mailand gewinnen, ist auf jeden Fall da. Wir haben genug Qualität und Mittel, um sie zu schlagen“, sagte Konrad Laimer voller Überzeugung. „Das letzte Gegentor ist natürlich ärgerlich, aber wir werden unsere Chancen in Mailand bekommen“, versprach Vincent Kompany. Es habe schließlich noch keine Mannschaft gegeben, die nach einem 1:2 zur Halbzeit gesagt hat: Lasst uns nach Hause fahren, es hat keinen Sinn mehr, erinnerte der Chefcoach. Nein: „Wir glauben an unsere Chance, auch wenn es schwierig wird“, so Kompany. Teil zwei muss erst noch gespielt werden.

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