90PLUS
·23. Juni 2024
90PLUS
·23. Juni 2024
Ungarn darf weiter auf das Achtelfinale hoffen, während für Schottland in der Gruppenphase Schluss ist. Nach intensiven 90+10 Minuten und Bangen um Barnabas Varga traf Joker Kevin Csoboth denkbar spät zum 1:0-Siegtreffer für die Magyaren.
Aus der Stuttgarter Arena berichtet Michael Bojkov.
Die Marschroute war für beide Mannschaften glasklar: Ein Sieg musste her, um die Chancen auf das Achtelfinale zu wahren. Schottland war in den ersten Minuten die spielbestimmende Mannschaft, die erste Duftmarke setzte aber Ungarns rechter Schienenspieler Bendegúz Bolla, der mit einem Distanzschuss Angus Gunn prüfte (8.) und damit eine Ausnahme bildete. Denn abgesehen von seiner Aktion spielte sich das Geschehen weitestgehend zwischen den Strafräumen ab. Beide Seiten waren auf Risikominimierung aus, insbesondere die Magyaren, die Schottland die Kugel überließen und auf Umschaltmomente lauerten.
Erst um die 20. Minute herum traute sich auch die Mannschaft von Marco Rossi langsam aus der Deckung, wobei es bei Annäherungsversuchen blieb: Ein Schuss von Dominik Szoboszlai verfehlte sein Ziel um gut zwei Meter (34.). Derweil war Schottland trotz knapp 60 Prozent Ballbesitz offensiv komplett abgemeldet. Die Fans in der Stuttgarter Arena sahen ein zweikampfbetontes Spiel, das an offensiven Highlight aber Magerkost bot.
Wenige Minuten vor der Pause traf Willi Orban nach einer Freistoß-Hereingabe die Oberkante der Latte und hatte damit die mit Abstand beste Chance des Spiels auf dem Schädel (41.). Nach einem halbgaren Distanzschuss von Szoboszlai in der einminütigen Nachspielzeit ging es torlos in die Pause.
(Photo by MIGUEL MEDINA/AFP via Getty Images)
Am Bild der ersten Hälfte änderte sich auch nach Wiederanpfiff vorerst wenig. Es blieb laut und intensiv, Offensivaktionen aber Mangelware in Stuttgart. Nach 50 Minuten holte sich Andrew Robertson für ein zu hartes Einsteigen seine zweite Gelbe Karte im laufenden Turnier und machte sich damit einen potenziellen Einsatz im Achtelfinale zunichte. Immerhin: Um die 55. Minute herum kam auch Schottland zu seinen ersten offensiven Annäherungen, ernsthaft gefährlich war davon jedoch nichts.
Dann: bange Minuten. Nach einem heftigen Zusammenprall zwischen Schotten-Keeper Gun, seinem Mitspieler Anthony Ralston und Ungarn-Stürmer Barnabas Varga musste letzterer unter Sichtschutz von Betreuern und Rettungssanitätern behandelt werden. Spieler und Fans waren sichtlich geschockt. Nach knapp fünf Minuten gab es immerhin eine halbe Entwarnung: Unter großem Beifall des gesamten Stadions wurde der 29-Jährige mit einer Rettungstrage vom Platz getragen, ehe das Spiel fortgesetzt werden konnte.
Nach einem intensiven Zweikampf zwischen Orban und Stuart Armstrong forderten die Schotten Elfmeter, der argentinische Schiedsrichter Facundo Tello ließ aber weiterlaufen (78.). In der Schlussphase nahm die Partie endlich eine Spur zu, die Mannschaften erhöhten das Risiko. Nach 82 Minuten scheiterte Lawrence Shankland an Peter Gulasci, der zusammen mit seinen Vorderleuten dann in der Nachspielzeit nochmal ordentlich unter Druck geriet. Auf der anderen Seite hatte Ungarn spät zwei Riesenchancen: Erst scheiterte Szoboszlai aus guter Position an Gunn (90.+2), ehe Joker Kevin Csoboth nur den Außenpfosten traf (90.+3). Aber aller guten Dinge waren an diesem Abend drei: Nachdem tief in der Nachspielzeit Gulasci gegen Hanley für Schottland rettete (90.+8), traf auf der anderen Seite Csoboth in der zehnten (!) Minute der Nachspielzeit zum späten 1:0-Siegtreffer für Ungarn und den Schotten damit ins Mark. Die scheiden durch den denkbar späten Treffer als Gruppenletzter aus dem Turnier aus, während die Magyaren als Tabellendritter der Gruppe A die Chancen auf das Achtelfinale wahren.
Schottland: Gunn – Hendry, Hanley, McKenna – Ralston, Gilmour, McGregor, Robertson – McTominay – McGinn, Adams
Ungarn: Gulacsi – Botka, Orban, Dardai – Bolla, Styles (61. Nagy), Schäfer, Kerkez – Szoboszlai, Sallai – Varga
Tor: 0:1 Csoboth (90.+10)
(Photo by Carl Recine/Getty Images)