90PLUS
·23. Juli 2024
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·23. Juli 2024
Nach den kontinentalen Endrunden – EM sowie Copa America – wird das olympische Fußballturnier der Männer den Sommer 2024 in dieser Sportart komplettieren. Vom 24. Juli bis 9. August messen sich 16 Nationen im Kampf um Bronze, Silber und Gold. Die 90PLUS-Redaktion blickt auf die potenziellen Stars des Großevents.
Im Rahmen der Olympischen Spiele in Paris wird im Sommer 2024 auch das Fußballturnier der Männer ausgetragen (24. Juli bis 9. August). Das große Ziel aller 16 teilnehmenden Nationen – Deutschland konnte sich nicht qualifizieren – ist das Endspiel im Parc des Princes, in dem über den Gewinn der prestigeträchtigen Goldmedaille entschieden wird. Wenngleich der Fußball der Männer während Olympia nicht den ansonsten omnipräsenten Stellenwert genießt, hat sich dieser Wettbewerb zu einer attraktiven Plattform für aufstrebende Talente entwickelt.
Durch die besonderen Regularien – mit Ausnahme von drei Akteuren, dürfen nur Spieler teilnehmen, die nach dem oder am 1. Januar 2001 geboren wurden – erhoffen sich zahlreiche Youngster, Erfolge mit dem eigenen Olympia-Team zu feiern, den eigenen Marktwert zu steigern und sich in die Notizbücher der (europäischen) Großklubs zu manövrieren. Im Folgenden werden einige der potenziellen Stars näher beleuchtet.
(Photo by Alex Davidson/Getty Images)
Spätestens mit dem Wechsel für kolportierte 53 Millionen Euro plus Bonuszahlungen zum FC Bayern München ist Michael Olise seit diesem Sommer in aller Munde. Auf den ersten Auftritt des trickreichen Offensivmanns im Trikot des deutschen Rekordmeisters müssen sich die Fans an der Säbener Straße allerdings noch gedulden. Statt der Saisonvorbereitung unter dem neuen Coach Vincent Kompany will der gebürtige Londoner, der aufgrund der Herkunft seiner Eltern für gleich vier unterschiedliche Nationen spielen könnte, vielmehr mit dem namhaft bestückten französischen Olympia-Team für Furore sorgen.
Olise besticht durch einen herausragenden Linksfuß. Am liebsten zieht der 22-Jährige invers vom rechten Flügel ins Zentrum, um aus dieser Position den eigenen Abschluss zu suchen oder als verkappter Spielgestalter die Mannschaftskollegen in Szene zu setzen. Dass der Dribbelkünstler – 2,1 Dribblings pro 90 Minuten (Platz vier in der Premier-League-Saison 2023/24) – bis zuletzt mit Crystal Palace noch in Diensten eines Vereins aus dem Mittelfeld des Tableaus stand, hat weniger mit seinen Fähigkeiten, sondern vielmehr latenter Verletzungsanfälligkeit zu tun.
In der Saison 2023/24 absolvierte Olise lediglich 19 Partien in der Beletage des englischen Fußballs, verbuchte dabei jedoch außergewöhnliche 16 Scorerpunkte (10 Tore und sechs Assists). Mit diesen beeindruckend effizienten Zahlen stellte der vertraglich bis 2029 gebundene Bayern-Neuzugang einen Premier-League-Bestwert auf: Kein Spieler mit mehr als 450 Einsatzminuten übertraf Olises Wert von 79,8 Minuten pro Scorerpunkt. Mit dem Olympia-Gastgeberland Frankreich visiert der Jungprofi die “Mission Goldmedaille” an und hat aufgrund der individuellen wie mannschaftlichen Qualitäten gute Erfolgschancen, sich diesen Traum zu erfüllen.
(Photo by BRUNO FAHY/BELGA MAG/AFP via Getty Images)
Geboren in der belgischen 11.500-Seelen-Gemeinde Strombeek-Bever absolvierte Bilal El Khannouss zahlreiche Partien für die Jugendauswahlteams der Diables Rouges (Rote Teufel). Letztendlich entschied sich der hoch veranlagte Spielgestalter jedoch für Marokko – mittlerweile 14 A-Länderspiele – und nimmt folgerichtig mit dem nordafrikanischen Land an Olympia 2024 teil. Auch wenn im Gefüge der Löwen vom Atlas in puncto Prominenz ohne Frage PSG-Superstar Achraf Hakimi heraussticht, darf El Khannouss als Rohdiamant bezeichnet werden, mit Potenzial zum Shootingstar des Turniers.
Mit 20 Jahren agiert der filigrane Techniker noch in keiner der großen europäischen Ligen, sondern verdient sein Geld in der belgischen Jupiler Pro League, spezifischer beim KRC Genk. Bei den Smurfen (Schlümpfe), so der offizielle Spitzname des Klubs, besitzt El Khannouss noch einen bis 2027 gültigen Vertrag. Aufgrund seiner besonderen Begabung gefährliche Räume zu antizipieren, steht der Name des Youngsters bereits in den Notizbüchern einiger namhafter Bundesligavereine (RB Leipzig, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund).
Während der abgelaufenen Saison 2023/24 absolvierte El Khannouss wettbewerbsübergreifend 51 Partien für den KRC Genk und verbuchte drei Tore sowie acht Assists. Eine ausbaufähige Bilanz für einen Offensivakteur. Generell muss der 1,80-Meter große Profi noch effizienter werden. Immerhin belegen 2,8 Key Pässe pro 90 Minuten (Platz drei in der Jupiler Pro League) dessen außergewöhnliche Fähigkeit, den Mitspieler mit zentimetergenauen Zuspielen in Szene zu setzen.
(Photo by Marcelo Endelli/Getty Images)
Neben El Khannouss wird einem weiteren Youngster aus der Gruppe B des olympischen Fußballturniers eine rosige Zukunft prophezeit: Claudio Echeverri, der mit Argentinien an Olympia teilnimmt. Das große Potenzial des 18-Jährigen, der am liebsten in nonchalanter Manier durch die gegnerischen Abwehrreihen, wie das sprichwörtliche warme Messer durch die Butter, dribbelt, erkannte Premier-League-Topklub Manchester City bereits frühzeitig. Im Januar 2024 wurde Echeverris Transfer zu den Skyblues für 18,5 Millionen Euro Ablöse fixiert, allerdings erfolgte im Zuge des Deals eine direkte Rückleihe an den renommierten Ausbildungsverein River Plate.
Am 31. Dezember 2024 endet das Leihgeschäft, dann muss sich Echeverri aller Voraussicht nach auf europäischem Terrain regelmäßig beweisen. Ob direkt im Starensemble von Pep Guardiola, darf zumindest angezweifelt werden, wenngleich die grundsätzliche Begabung dafür herhalten würde. Auffällig in den Aktionen des Argentiniers ist der niedrige Körperschwerpunkt, was ihn in direkten Zweikämpfen unberechenbar präsentiert. Logische Konsequenz: In seiner Heimat wird Echeverri mit einem gewissen Lionel Messi verglichen. Ein schweres Erbe für den Jungspund.
Wenngleich Echeverri bei der U17-Südamerikameisterschaft 2023 als bester Torschütze (fünf Treffer) ausgezeichnet wurde, fehlt dem kleinen Wirbelwind, parallel zum Marokkaner El Khannouss, noch die letzte Effizienz. Im Jahr 2024 stehen in 22 Einsätzen für River Plate lediglich jeweils drei Tore und Vorlagen zu Buche.
(Photo by Fran Santiago/Getty Images)
Für BranchenkennerInnen überraschend wurde Pau Cubarsi auf der Zielgeraden aus dem finalen Aufgebot der Furia Roja (rote Furie) für die EM in Deutschland gestrichen. Somit darf sich der junge Innenverteidiger nicht als amtierender Europameister bezeichnen. Doch nach einem kurzen Moment der Trauer richtete der 17-Jährige den Blick nach vorne, mit einer klaren Mission vor Augen: Olympiasieg mit Spanien!
Seit 2017 schnürt Cubarsi die Schuhe im Vereinsleben für den ruhmreichen FC Barcelona, durchlief die weltberühmte Akademie La Masia (Das Bauernhaus) und gilt, neben Lamine Yamal, als DIE Entdeckung der Katalanen in der sportlich ansonsten eher enttäuschenden Saison 2023/24. Erstaunliche 19 Einsätze waren dem Teenager im La-Liga-Alltag vergönnt. Diverse ExpertInnen stimmen seither ob der herausragenden Qualitäten des 1,84-Meter großen Defensivakteurs regelmäßig Lobeshymnen an: Spieleröffnung, Passgenauigkeit (91,7 Prozent angekommene Zuspiele – Platz zehn im La-Liga-Ranking), Antizipation, Zweikampfstärke!
Cubarsi vereint alle Komponenten, die einen Innenverteidiger moderner Prägung auszeichnen. Am augenscheinlichsten ist jedoch dessen fast unmenschlich wirkende Ruhe – mit 17 (!) Lenzen auf dem Buckel. Der Trubel um seine Person tangiert Cubarsi peripher, stattdessen geht der Shootingstar neben dem Profifußball vielmehr seinen schulischen Pflichten nach. Nach Olympia bleibt dem vertraglich bis 2027 an den FC Barcelona gebundenen Youngster noch genügend Zeit, um sich in Zukunft auch über Titel mit der A-Nationalmannschaft zu freuen.
(Photo by Omar Vega/Getty Images)
Die Saison 2023/24 wird Julio Enciso liebend gerne schnell vergessen. Der technisch beschlagene Mittelfeldspieler laborierte über weite Strecken an den Folgen eines Meniskusrisses. Dementsprechend stand der Rohdiamant lediglich 590 Minuten für Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion auf dem grünen Rasen. Über welches Potenzial Enciso verfügt, offenbarte sich in dessen Debütsaison 2022/23 im Trikot der Seagulls (Möwen). Gleich viermal netzte der schmächtige Youngster in der propagierten “besten Liga der Welt” ein.
Bereits im Sommer 2022 entschied sich der klassische Spielgestalter für den mutigen Schritt aus der Heimat Paraguay in die Beletage des englischen Fußballs. 11,6 Millionen Euro überwies Brighton & Hove Albion an dessen Ausbildungsverein Libertad. In den folgenden zwei Jahren lernte Enciso die Sonnen- wie Schattenseiten des Profidaseins kennen, darf nunmehr aber wieder seiner großen Liebe, dem Ball, besondere Momente dank eines begnadeten rechten Fußes verleihen.
Enciso definiert sich als eine Melange aus kreativer Schaltzentrale und Abschlussspieler. In der paraguayischen Liga war der mittlerweile 20-Jährige für eine außergewöhnliche Torgefahr berüchtigt. Diese stellte der Offensivakteur am 24. Mai 2023 auch in England eindrucksvoll zur Schau, als ein fulminanter Distanzschuss maßgenau im Kasten des Branchenprimus Manchester City einschlug. Berechtigter Lohn: Eine Nominierung für den Puskas Award, für das weltweit schönste Tor des Jahres. Während der kommenden Olympia-Wochen möchte Enciso gerne weitere Treffer dieser Güteklasse im Trikot seines Heimatlandes nachlegen.
(Photo by GAIZKA IROZ/AFP via Getty Images)