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Helge Wohltmann·24. Dezember 2024
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Helge Wohltmann·24. Dezember 2024
Gerade um Weihnachten herum sind Traditionen von großem Wert. Seien es Plätzchen und Glühwein, ein bunt geschmückter Baum oder die alles umfassende Sinnkrise des BVB zur Winterpause.
Auch in diesem Jahr wird in Dortmund, pünktlich zum Advent, wieder alles und jeder infrage gestellt. Die Neuzugänge, die noch im Sommer von allen Seiten als absolute Coups bewertet wurden, sind plötzlich erneut und mit Ansage größere Blindgänger gewesen als billig aus irgendeiner polnischen Garage eingekauftes Feuerwerk. Den verantwortlichen Kaderplanern wird wieder mal mit der Rute gedroht und dem Ex-Trainer hinterher geweint, der noch zum Vorjahres-Weihnachten unbedingt vom Hof gejagt werden sollte.
Ob Nuri Şahin seinen Job durch ein einen erfolgreichen Endspurt retten kann? Oder wird mit dem Jungtrainer im Sommer ein Prozess gemacht, der deutlich kürzer ist als der, den der 36-Jährige ständig predigt? Hoffen wir mal auf Ersteres, man muss ja nicht an allen Traditionen festhalten.
Das denkt sich auch der FC Bayern, wo mit Vincent Kompany ein Trainertalent wirken darf, dem überraschend viele Rückschläge verziehen werden. Weniger Punkte als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr? Niederlagen in den Topspielen? Ein frühes Aus im Pokal? Was noch bei Thomas Tuchel zu mehr Streit geführt hätte als ein vergessenes Weihnachtsgeschenk für den Ehepartner, wird von der Vereinsführung in dieser Saison locker weggelächelt.
📸 INA FASSBENDER - AFP or licensors
Dazu mag beitragen, dass die Münchener anders als im letzten Jahr von der Tabellenspitze grüßen. Man nimmt Max Eberl aber durchaus ab, dass er langfristig mit Kompany zusammenarbeiten will und dafür auch Rückschläge in Kauf nimmt. Da braucht es nicht mal wutschnaubende Interviews in Hoeneß-Manier.
Einen Rückschlag musste auch die Reputation von Jürgen Klopp hinnehmen, dessen Wechsel zum RB-Kosmos in etwa so gut aufgenommen wurde, als wenn der Weihnachtsmann sich plötzlich mit dem Grinch zusammengetan hätte. Zahlreiche Fangruppen werden die Daumen drücken, dass die letzte Heiligenfigur des deutschen Fußballs, Christian Streich, es ihm nicht eines Tages gleich tut.
Dessen Abgang aus Freiburg nach über 13 Jahren an der Seitenlinie der Profis wurde vom SC in einer Freiburgigkeit aufgefangen, die noch mehr Wohlfühl-Herzlichkeit bietet als die schönsten Weihnachtsfilme. Julian Schuster hat als neuer Coach natürlich eine lange Vergangenheit im Klub, dann erstmal im Jugendbereich gearbeitet, ehe er zu den Profis aufstieg und dort jetzt direkt um die internationalen Plätze mitspielt.
Auch beim VfB Stuttgart hat man sowieso das Gefühl, dass die Schwaben aus ihrem Traum der vergangenen eineinhalb Jahre gar nicht mehr aufwachen wollen. In der Liga spielen sie wieder oben mit, Serhou Guirassy, Waldemar Anton und Hiroki Ito sind längst vergessen und selbst in der Champions League ist ein Weiterkommen noch möglich.
Träumen durfte Deutschland auch im Sommer und zwar vom Titel bei der Heim-EM. Julian Nagelsmann war es entgegen aller Befürchtungen doch noch gelungen, eine Mannschaft zu formen, die zu den beiden besten Teams des Turniers gehörte und letztlich nur von der Hand Cucurellas gestoppt werden konnte. Er drehte damit eine Stimmung, die schlechter war als... nun ja... die vorherigen Auftritte der deutschen Nationalmannschaft. Nagelsmann ist es zu verdanken, dass die deutschen Fans die Heim-EM in guter Erinnerung behalten werden und Vorfreude auf die 2026 anstehende WM in Nordamerika entfacht wurde.
Vorher gibt es aber ja noch eine andere EM, bei der Deutschland zu den Mitfavoriten gehört. Die Frauen werden im Juli 2025 in der Schweiz um den Titel kämpfen und versuchen, es noch ein kleines Stück besser zu machen als ihre männlichen Kollegen. Nach der Bronze-Medaille bei den diesjährigen Olympischen Spielen sollte das doch drin sein.
📸 MIGUEL MEDINA - AFP or licensors
Beinahe zeitgleich steht die neue Klub-WM mit 32 Teilnehmern an. Noch steht in den Sternen, wie erfolgreich das Turnier werden wird. Nehmen vor allem die europäischen Topteams es ernst und bieten ihre besten Spieler auf, könnte es für die Zuschauer ein äußert unterhaltsamer Wettbewerb werden. Werden jedoch die größten Stars geschont, droht es zu einem lauen Sommerkick im Stile des mittlerweile abgeschafften International Champion Cups zu werden.
Am Ende wird die FIFA mit enormen Preisgeldern sicher dafür sorgen, dass die Klubs genügend Motivation haben, um den Wettbewerb ernst zu nehmen. Den Spielern wäre es eigentlich zu gönnen gewesen, nach den intensiven letzten Jahren eine Pause zu bekommen, doch auch sie werden wahrscheinlich ein weiteres Mal ihre Kräfte bündeln und auch diesen Titel gewinnen wollen.
Eine kleine Pause gibt es, zumindest in Deutschland, dafür jetzt. Wir begleiten dich natürlich weiterhin mit allen wichtigen Nachrichten und Geschichten rund um den Fußball, wünschen dir aber vor allem erstmal ein schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr und freuen uns auf ein tolles 2025 mit dir.
Deine OneFootball-Redaktion