Patz-Aus: Beierlorzer ist jetzt noch mehr in der Pflicht | OneFootball

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·8. Mai 2025

Patz-Aus: Beierlorzer ist jetzt noch mehr in der Pflicht

Artikelbild:Patz-Aus: Beierlorzer ist jetzt noch mehr in der Pflicht

Heute Vormittag fuhr ich im Auto und als ich es abgestellt hatte, blickte ich auf mein Handy. Eine Mitglieder-Mail des SSV Jahn ploppte auf: Cheftrainer Andi Patz verlässt den Verein mit sofortiger Wirkung.

Und auch wenn die Saison wirklich scheiße lief – die Nachricht kommt zum jetzigen Zeitpunkt überraschend. Denn entweder man zieht die Saison noch auf Gedeih oder Verderb durch, abgestiegen ist man jetzt eh schon. Oder man hätte sich halt viel früher von Patz getrennt, als es sportlich noch einen Effekt hätte haben können.


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Alle Seiten stehen beschädigt da

Doch offenbar dachte Patz wirklich, er hätte über die Saison hinaus eine Zukunft beim Jahn. Und ist deswegen verstimmt, dass unter der Woche durch Medienberichte durchdrang, dass der Verein nicht mehr mit ihm plane. Und wieso kommt der Abschied erst jetzt am Donnerstag, wenn man doch sich bestimmt schon am Sonntag oder Montag “intensiv und kritisch, aber stets offen und ehrlich ausgetauscht”, wie es in der Pressemiteilung heißt?

So stehen jetzt sowohl Patz als auch Sportdirektor Achim Beierlorzer irgendwie beschädigt da. Der eine, weil es wirkt, als würde er beleidigt hinwerfen. Der andere, weil er den Abschied von Patz sicherlich anders geplant Es sieht so aus, als hätte eine aus dem Verein dringende Info an die Presse Patz zu Fall gebracht. Auf diese Weise gibt der Verein insgesamt kein gutes Bild ab. Unsouverän, getrieben. Ein Abstieg mit erhobenem Haupt, sollte es das überhaupt geben, sieht anders aus.

Nicht falsch verstehen: Es ist legitim, den Trainer zu tauschen. Beim Jahn wäre das vielleicht sogar zwangsläufig geboten gewesen, als sich abzeichnete, dass man nach Weihnachten mit Patz und neuem Personal die Wende nicht mehr hinbekommt. Patz kann sich rein sportlich wenig vorwerfen: Er hat vieles probiert, das System umgeworfen, den Torwart ausgetauscht, wichtige Spieler wie Andi Geipl rausgenommen. Am Ende wirkte jedoch auch er mit seinem Latein am Ende und fügte sich in das Unvermeidbare.

Der Verein braucht wieder eine Identität

Patz’ Abschied kann jedoch das eigentliche Problem nicht verdecken: Nämlich die Frage, wohin es den Jahn treibt und ob der Steuermann – also die Geschäftsführung Sport – alles im Griff hat. Der Abstieg geht mindestens genauso viel auf Beierlorzers Kappe, der das zuletzt auch zerknirscht einräumte. Dazu kamen irritierende Aussagen im TV-Interview, dass er schon gerne wieder als Trainer arbeiten würde. Außer halt beim Jahn.

So schärft der Patz-Abschied auch etwas den Blick: Beierlorzer steht nun mehr denn je im Rampenlicht. Er hat eine Herkulesaufgabe vor sich, einen konkurrenzfähigen Drittligakader bei vermutlich sehr vielen Abgängen hinzustellen und noch dazu einen passenden Trainer zu finden, der auch mal etwas aufbauen kann. Seit dem Ende der Ära Keller reiht sich auch der Jahn in die branchenüblichen Mechanismen und tauscht in schöner Regelmäßigkeit die Verantwortlichen.

Egal, wer nun als Trainer das Ruder übernimmt, die nächste Patrone von Beierlorzer muss sitzen. Es kann jetzt nicht die nächste bequeme Lösung – die Patz als Nachfolger von Enochs ein Stück weit war – geben, sondern Beierlorzer muss nach dieser Horrorsaison beweisen, dass er etwas aufbauen kann: einen hungrigen Kader, einen menschlich und fachlich zum Jahn passenden Trainer – und ja, der Verein muss wieder eine Identität auf und neben dem Platz entwickeln. Diese scheint in der zu Ende gehenden Saison nämlich verloren gegangen zu sein – was auch die zu beobachtende aktuelle Entfremdung zwischen Fans und Mannschaft bewirkt.

Glaubwürdigkeit verkauft man nicht auf Zetteln

Der SSV Jahn spricht gerne von „Werten“, „Zusammenhalt“ und „Glaubwürdigkeit“. Diese Begriffe klingen in Interviews gut und machen sich hervorragend auf Bannern. Aber wenn es darauf ankommt – in einer sportlich und strukturell schwierigen Phase wie dieser – zeigt sich schnell, wie wenig Substanz hinter den großen Worten steckt. Und leider ist die Substanz erschreckend gering.

Ganz ehrlich: Auch ich war nicht überzeugt, Patz weiter zu halten. Der erhoffte Umschwung blieb aus, die Leistungen stagnierten, und die Kommunikation nach außen war oft fahrig. Aber wie man sich nun von ihm getrennt hat, ist eine andere, viel größere Geschichte – und sie wirft ein düsteres Licht auf die Strukturen im Verein.

Achim Beierlorzer hat Patz wochenlang öffentlich gelobt, ihm das Gefühl gegeben, eine Zukunft im Verein zu haben – und dann? Ein „loses Angebot“ auf einem Schmierzettel vom Sportdirektor, das keinerlei Verbindlichkeit hatte. Gremien, die aber Patz nicht halten wollen. Ist das der Maßstab an Professionalität, den der SSV Jahn anstrebt? Ich denke nicht. Ein solches Vorgehen ist nicht nur respektlos, es zeigt einen kompletten Mangel an Struktur und klarer Kommunikation. Wer so mit einem Trainer umgeht, der führt nicht – der taumelt vor seinen eigenen Gremien.

Das wahre Problem: Patz war intern längst abgesägt. Schon Tage vor der Trennung wurde in der Presse über die gesenkten Daumen in den Gremien geschrieben – offenbar ohne, dass Patz selbst davon wusste. Die Mittelbayerische Zeitung schien besser informiert zu sein als der Trainer. Was ein Trauerspiel. Und das ist kein Zufall. Es ist nicht das erste Mal, dass bei sportlicher Misere gezielt Interna an die Presse durchgestochen werden, um unliebsame Personen zu isolieren oder loszuwerden. Erinnern wir uns an den letzten Abstieg – es war damals genauso. Wer glaubt, das sei Zufall, der glaubt auch an den Osterhasen.

M.A.

Vereinspolitik statt Agenda-Stecherei!

Beierlorzer gibt nach außen den loyalen Fürsprecher, den Schutzpatron, den klugen Strategen. Nun sei man nach einer Analyse zu dem Entschluss gekommen, dass Patz zum Ende der Saison gehen wird und „aus persönlichen Gründen“ sofort – ernsthaft? Die Wahrheit ist: Beierlorzer spielte lange auf Zeit, um eine unpopuläre Entscheidung zu verschleiern. Und genau das scheint ihm inzwischen auf die Füße zu fallen. Dass er Patz halten wollte, ist nach seinen Aussagen plausibel. Dass er dafür offenbar keine Mehrheit mehr hatte, ganz klar. Aber statt den Konflikt in seinen eigenen Gremien offen zu führen, wird herumtaktiert, geflüstert und seitens der wohl wütenden Gremien durchgestochen.

Denn es wirkt fast so, als hätte Beierlorzer versucht, sich durch einen inoffiziellen „Vertrag“ Fakten zu schaffen, um die Gremien zu überrumpeln. Die Diskussion gar nicht den Gremien zu überlassen. Wenn das stimmt, dann ist das nicht mutig – sondern schlichtweg naiv. Und vor allem: gefährlich für den inneren Zusammenhalt eines ohnehin wankenden Vereins – das zeigt sich in diesen Tagen und der Flut an durchgestochenen Informationen.

Und der große Verlierer? Es ist nicht nur Patz. Es ist nicht nur Beierlorzer. Der wahre Verlierer ist der Verein selbst – wieder einmal. Denn mit jedem dieser durchschaubaren Manöver wird ein weiteres Stück der sogenannten „Glaubwürdigkeit“ verspielt. Glaubwürdigkeit, die der Verein angeblich so hochhält. Doch irgendwann glaubt der letzte Fan den großen Worten nicht mehr – dank dieser Aktionen.

Wer die Informationen nach außen trug, darüber lässt sich nur spekulieren. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass eine oder mehrere Personen damit eine eigene Agenda verfolgen. Wohl auch ein Symbol dafür, wie fragil die hierarchischen Verhältnisse im Verein zu sein scheinen – obwohl man offiziell nicht nach außen auftritt. Das lässt mit Blick auf die Zukunft nichts Gutes erwarten.

Es wirkt fast schon wie ein Muster: Immer dann, wenn jemand im Verein etwas durchdrücken oder jemanden absägen will, tauchen plötzlich Interna in der lokalen Presse auf. Zufall? Wohl kaum. Die Demut, die man nach diesem desaströsen Abstieg eigentlich erwarten dürfte, bleibt jedenfalls aus. Statt sich zusammenzureißen und endlich im Sinne des SSV Jahn zu arbeiten, verfolgt man wohl offenbar lieber persönliche Spielchen. Aber wir sind hier nicht in irgendeiner Partei, wo es um Pöstchen und Egos geht – wir sind verdammt nochmal ein Fußballverein. Einer, der für viele Menschen alles bedeutet. Für den sie brennen, Woche für Woche, durch Höhen und Tiefen. Wer das vergisst, hat beim Jahn nichts verloren.

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