fussball.news
·26. Februar 2024
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·26. Februar 2024
Sidney Raebiger ist eines der frischen Gesichter der zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt. Im Interview mit fussball.news nennt der frühere Jugendspieler von RB Leipzig seine Beweggründe für den Wechsel zu den Hessen, er spricht über die Emotionalität im Klub und seine persönlichen Ziele.
fussball.news nimmt die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt intensiv in den Blick. Den Beginn einer fünfteiligen Serie macht Sidney Raebiger. Der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler ging im vergangenen Sommer ganz bewusst den Schritt von Zweitligist Greuther Fürth in die Regionalliga Südwest. Zuvor war er jahrelang in der Jugendabteilung von RB Leipzig, wurde dort unter Coach Jesse Marsch viertjüngster Profi der Bundesliga-Historie (16 Jahre, 266 Tage) auf. Im Gespräch mit fussball.news geht sein Blick aber vor allem nach vorne. Lesenswert: Im 3. Teil rückt Alexander Reifschneider in den Mittelpunkt.
fussball.news: Sidney Raebiger, Sie kamen im vergangenen Sommer von Greuther Fürth zur zweiten Mannschaft von Eintracht Frankfurt. Was waren die Argumente für den Schritt? Sidney Raebiger: Ich bin aus Überzeugung zur Eintracht gewechselt. Meine vergangene Saison bei Greuther Fürth in der 2. Bundesliga war schwierig. Ich habe dort nur selten gespielt und mit einigen Verletzungen zu kämpfen gehabt. Es hat dort nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich kannte Dino Toppmöller und Markus Krösche noch aus gemeinsamen Zeiten in Leipzig, so kam der Kontakt zustande. Sie kennen meine Qualitäten und haben mir aufgezeigt, was in Frankfurt möglich ist. Für mich ging es in erster Linie darum, dass ich wieder regelmäßig Spielzeit auf gutem Niveau bekomme.
fussball.news: Sie durften schon bei den Profis der Eintracht mittrainieren. Können Sie einmal beschreiben, was die größten Unterschiede sind zum Training in der zweiten Mannschaft? Raebiger: Im Training sind schon klare Unterschiede zu erkennen. Ich bin die Intensität aus meinen vergangenen Jahren aber ein Stück weit gewohnt. In Leipzig wurde ich frühzeitig ins Training der Profis integriert. Diese Erfahrung hilft mir. Das Spieltempo und die Anforderungen sind viel höher. Diese Herausforderung braucht man meines Erachtens auch, um sich zu entwickeln und den nächsten Schritt gehen zu können. Deshalb freue ich mich immer wieder aufs Neue, wenn ich bei den Profis dabei sein darf.
fussball.news: Dino Toppmöller gilt als sehr kommunikativer Trainer. Hat er Ihnen schon Ratschläge mit auf den Weg gegeben? Raebiger: Dino Toppmöller ist sehr kommunikativ, auch mit uns jungen Spielern. Wenn ihm in den Trainingseinheiten etwas auffällt, dann spricht er mit mir und macht konkrete Verbesserungsvorschläge. Das hilft mir sehr.
fussball.news: Was für eine Art Fußballer steckt hinter dem Spieler Sidney Raebiger? Raebiger: Am wohlsten fühle ich mich im zentralen Mittelfeld. Ich würde von mir behaupten, dass ich eine gute Spielübersicht und eine passable Technik habe. Dazu würde ich mich als Box-to-Box-Spieler bezeichnen, der gerne den Ball am Fuß hat. Meine Torgefahr konnte ich im Eintracht-Trikot noch nicht so zur Geltung kommen lassen. Da habe ich in Zukunft andere Erwartungen an mich selbst.
fussball.news: Woran arbeiten Sie aktuell vordergründig? Raebiger: Ich möchte im Herrenbereich weiter Fuß fassen und regelmäßig spielen. In der Regionalliga Südwest habe ich mit der U21 dazu aktuell beste Voraussetzungen. Von außen betrachtet habe ich zwar, was die Ligenhöhe angeht, einen Schritt zurück gemacht, aber ich bin überzeugt davon, dass es für meine persönliche Entwicklung genau die richtige Entscheidung war. Davon werde ich profitieren, wenn ich selbst auch hart dafür arbeite.
fussball.news: Ist der Stammplatz in der zweiten Mannschaft etwas, was Sie positiv bewerten? Raebiger: Ja, weil es mir hauptsächlich um das Thema Spielzeit geht. Ich war zuvor bei Leipzig häufiger im Bundesligakader dabei und habe ab und zu U19 gespielt. Deshalb kam ich insgesamt selten zum Einsatz. Mir war es bei meinem Wechsel daher wichtig, regelmäßig auf dem Feld zu stehen. Das ist elementar für meine Entwicklung. Ich will Kontinuität auf dem Platz haben. Dabei ist es zweitrangig, ob das in der Regionalliga oder einer anderen Liga passiert. Fußball im Herrenbereich ist etwas anderes als in der Jugend. Es ist mein Ziel, mich durch harte Arbeit und Top-Leistungen für den Lizenzspielerkader zu empfehlen.
fussball.news: Wer sind Ihre fußballerischen Vorbilder? Raebiger: Ich habe nicht das eine Vorbild, weil ich mir mehrere Spieler gerne anschaue und mir von vielen etwas abschauen kann. Beeindruckend finde ich aber zum Beispiel Kevin de Bruyne oder früher Thiago Alcantara.
fussball.news: Sie wurden sieben Jahre im RB-Kosmos ausgebildet. Können Sie Einblicke geben, wie dort gearbeitet wird? Raebiger: Ich bin mit zehn Jahren nach Leipzig gewechselt und habe dort alle Jugendmannschaften durchlaufen. Das Nachwuchsleistungszentrum wurde damals neu gebaut. Leipzig hatte die professionellsten Bedingungen, die es gab. Ich hatte schöne Jahre im Internat und habe dort für den Fußball gelebt.
fussball.news: Wie sehr hat Sie Ihre Familie auf diesem Weg unterstützt? Raebiger: Meine Familie hat mich in den ersten vier Jahren immer eng begleitet. Ich komme nicht direkt aus Leipzig, sondern aus dem über 100 Kilometern entfernten Freiberg. Mein Vater hatte eine Zweitwohnung in Leipzig. Er war damals schon selbständig und ist für seinen Job gependelt. Bei ihm habe ich anfangs gewohnt. Anschließend durfte ich für drei Jahre einen Internatsplatz beziehen. An freien Tagen bin ich aber nach Hause gereist. In Fürth und jetzt in Frankfurt lebe ich in einer eigenen Wohnung. Meine Familie kommt mich dennoch regelmäßig besuchen.
fussball.news: Das Konstrukt RB Leipzig wird in Frankfurt sehr kritisch gesehen. Die Eintracht-Fans sind Ihrem Klub sehr eng verbunden. Spüren Sie diese gewisse Spannung? Raebiger: Ja, die Emotionalität bei dem Thema nehme ich wahr. Bei der Eintracht gibt es eine ganz andere Fankultur und Tradition als in Leipzig. Dem Klub habe ich nach sieben Jahren im Nachwuchs viel zu verdanken. Allerdings habe ich sofort gemerkt, was für ein Riesen-Klub die Eintracht ist und welche Gemeinschaft dahintersteht. Das ist natürlich beeindruckend. Ich fühle mich hier extrem wohl.
fussball.news: Das erkennt man auch am Support der Fans bei der zweiten Mannschaft, oder? Raebiger: Ich finde die Unterstützung für die U21 großartig! Das kannte ich aus Jugendzeiten bei Leipzig so auch nicht. Die Eintracht-Fans lieben den Verein und es ist ihnen egal, ob es sich dabei um die Profis oder die U21 handelt. Wir haben bei unseren Heimspielen regelmäßig große Unterstützung. Das ist wirklich ein schönes Gefühl.
fussball.news: Nacho Ferri, Noel Futkeu und Elias Baum durften schon bei den Profis mitwirken. Motiviert diese Durchlässigkeit, die bei Eintracht Frankfurt inzwischen vorhanden ist? Raebiger: Bundesligaspiele zu bestreiten ist in Zukunft natürlich auch mein großes Ziel. Deshalb habe ich mich bewusst für den Wechsel nach Frankfurt entschieden. Es ist schön, wenn Situationen und Umstände passen und Mitspieler von mir diese Chance erhalten. Da spüre ich keinen Neid. Ich bin aber vor allem auf meine persönliche Entwicklung fokussiert.
fussball.news: Zwischenzeitlich waren Sie mit der zweiten Mannschaft Tabellenführer der Regionalliga, inzwischen belegt das Team mit 31 Punkten Platz 7. Haben Sie Erklärungen dafür, warum die starke Form zu Saisonbeginn nicht gehalten werden konnte? Raebiger: Am Ende der Hinrunde haben wir viele Punkte unnötig liegengelassen. Dadurch sind wir tabellarisch unter unseren Möglichketen geblieben. Als Ausbildungsmannschaft geht es bei uns in erster Linie um die bestmögliche Entwicklung jedes Einzelnen. Klar ist aber auch, dass wir Sportler sind und jedes Spiel gewinnen wollen. Dementsprechend werden wir alles daransetzen, die Restsaison so erfolgreich wie möglich zu gestalten.
fussball.news: Haben Sie eine Erklärung für den Formverlust zum Jahresende? Raebiger: Wir haben es teilweise nicht geschafft, unsere beste Leistung auf den Platz zu bringen, haben einfache Fehler gemacht und waren auch nicht mehr so effizient. In der Vorbereitung auf die Restsaison haben wir hart gearbeitet. Nun freuen wir uns, dass es endlich weiter geht und wir die Möglichkeit haben, es wieder besser zu machen.
fussball.news: Die Wege nach ganz oben sind schwierig. Gibt es in Ihrer Karriereplanung auch den sogenannten Plan B? Raebiger: Mein Fokus liegt klar auf dem Fußball. Gleichzeitig absolviere ich aber derzeit per Fernschule mein Abitur. Der erfolgreiche Abschluss ist meiner Familie und mir sehr wichtig. Die Flexibilität der Fernschule ermöglicht es mir zudem, mich voll und ganz auf meine Aufgaben und Ziele bei und mit Eintracht Frankfurt zu konzentrieren. Ich werde alles dafür geben, mich langfristig hier durchzusetzen.
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