feverpitch.de
·13. August 2024
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Zu oft müssen sich Traditionsvereine mit den zweiten Mannschaften der Bundesligisten herumärgern. Eine Petition will jetzt Änderungen
Der erste Spitzenreiter der 3. Liga in der neuen Saison hieß Borussia Dortmund - und zwar mit der zweiten Mannschaft. Ebenfalls in dieser Liga: Hannover 96 II und der VfB Stuttgart II. In der Regionalliga West haben die Zweitvertretungen des 1. FC Köln, von Mönchengladbach und Schalke noch nicht verloren, wobei sie sich U23 nennen. So wie die von Fortuna Düsseldorf und Paderborn. Die einzig nennenswerte Zuschauerzahl erzielte der frühere Bundesligist MSV Duisburg mit 18.000 Besuchern. Tradition zieht vielerorts immer noch Leute an.
Beim 1. FC Bocholt oder in Düren wird man sich bestimmt mehr über den altehrwürdigen MSV, Rot-Weiß Oberhausen, den Wuppertaler SV oder Fortuna Köln als über eine der vielen U23 freuen. Ähnlich dürfte es Vereinen in den anderen Regionalligen gehen. Doch auch weiter unten verzerren die Zweitvertretungen die Tabellen. Es gibt inzwischen sogar schon Petitionen.
Weshalb es besser wäre, eigene Ligen für sie zu erstellen, so wie sie ja auch ihre eigenen Pokalwettbewerbe haben. Das entsprechende Oberhaus hätte dann durchaus klingende Namen zusammen, denn auch Hertha, der HSV, St. Pauli, die Bayern, Nürnberg, Augsburg, Frankfurt, Freiburg, Fürth, Werder, Kiel oder Hoffenheim haben eine zweite Mannschaft in der Regionalliga.
In einer starken Liga zweiter Mannschaften könnten dann auch Rekonvaleszenten langsam wieder aufgebaut werden. Denkbar wären Regelungen, dass beispielsweise nur zwei oder drei Spieler aus dem gemeldeten Profikader eingesetzt werden könnten. Die Teams würden dann einen richtigen Deutschen Meister ausspielen, was sicher einen anderen Reiz hätte, als im unteren Mittelfeld der 4. Liga zu dümpeln.
Besonders stark wird die Wettbewerbsverzerrung in den klassischen Amateurligen. In der Staffel 1 der Landesliga Berlin sind sage und schreibe fünf von sechzehn Teams zweite Mannschaften. Gerade gegen Ende einer Saison, wenn die erste Mannschaft nicht mehr absteigen kann, ist die Versuchung groß, die Zweite von oben zu „unterstützen“. Mit der Folge, dass oftmals Vereine ins Gras beißen müssen, die gegen die klassische Zweite wahrscheinlich gewonnen hätten. Natürlich gibt es auch Vereine, die Wert auf eine klare Trennung legen, aber eben längst nicht alle.
Der Pokalwettbewerb ist auch kein Kind von Traurigkeit. Immer wieder sieht man im Halbfinale oder Finale plötzlich Halbprofis – so muss man Amateurvertragsspieler wohl nennen – aus der 1. Mannschaft in der Zweiten auflaufen. Peinlich, wenn man nicht anders gewinnen kann, doch was hilft das dem Verlierer? Viele bekommen die Chance eines Cup-Finals wahrscheinlich nie wieder.
Würden in Berlin die Top-Zweiten in einer Liga spielen, hätte man ein durchaus attraktives Feld zusammen und könnte einen Berliner Meister ausspielen. In Flächenländern würde man einen anderen Modus mit Halbfinale und Finale wählen müssen, es würde uns sicher etwas einfallen. Vor vielen Jahren gab es die Einrichtung der sogenannten Reserve, die immer das Vorspiel machte. Dieses Modell hat sich letztlich nicht durchgesetzt.
Wie immer eine neue Zusammenstellung aussehen würde, sie würde zu einem faireren Wettbewerb führen. Beim Unterbau der Profis würden die Teams nicht nur eine echte Meisterschaft ausspielen, sie würden auch noch Platz für Vereine machen, die einen klingenden Namen mitbringen. Zwar schießt Tradition keine Tore, aber zumindest bringt sie mehr Glanz und mehr Zuschauer.
Die neue Saison wird vielen Trainern in Landes-, Bezirks- oder Kreisligen wieder viel Kopfzerbrechen machen, wenn es um einige Gegner geht, deren erste Mannschaften überregional spielen, also außerhalb des eigenen Fußball-Verbands spielen. Es gibt Vereine, da spielen schon 3. Mannschaften auf Bezirksebene.
Man muss das nicht gut finden, ganz bestimmt nicht. Die Kassierer der Vereine werden gegen solche Gegner oft feststellen, dass sie mit dem Eintrittsgeld an solchen Spieltagen vom Eintrittsgeld nicht mal die Schiedsrichterkosten decken können.