Undav statt Burkardt – Es löwt wieder beim DFB! | OneFootball

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·22. Mai 2025

Undav statt Burkardt – Es löwt wieder beim DFB!

Artikelbild:Undav statt Burkardt – Es löwt wieder beim DFB!

Julian Nagelsmann hat seinen Kader für das Nations-League-Final4 im eigenen Land bekannt gegeben. Auf viele Leistungsträger muss man beim DFB verletzungsbedingt verzichten – doch der Bundestrainer hatte auch die eine oder andere Überraschung parat.

Seit Amtsübernahme im September 2023 predigt Julian Nagelsmann vor allem eines: Die Mischung muss stimmen. „Wir nominieren nominell vielleicht nicht die besten Spieler, sondern die, die einfach zusammenpassen“, erklärte er beispielsweise im vergangenen November gegenüber dem BR. „Wo wir das Gefühl haben, dass sie charakterlich zusammenpassen, dass sie sich über ihre Rolle definieren und damit klarkommen und vielleicht nicht die besten Talente sind.“


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Dass diese Herangehensweise in einzelnen Fällen mit dem von Nagelsmann ebenfalls immer wieder gepredigten Credo „Leistungsprinzip“ in Konflikt treten kann – geschenkt! Ein Aufgebot zu verkünden, das sämtliche Nominierungskriterien zu 100 Prozent gegeneinander aufwiegt und alle Beobachter zufriedenstellend, ist ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit.

Doch bei einem Blick auf den aktuellen Kader bekommt man erstmals in der bislang so positiv verlaufenen Amtszeit des 37-Jährigen das Gefühl, dass die perfekte Mischung aus individueller Qualität, Rollenverteilung, personeller Kontinuität und Formstärke verfehlt wurde. Um es drastisch zu formulieren: So manche Entscheidung hätte auch aus der Feder von Joachim Löw stammen können – wohlgemerkt aus jener Phase, als der Weltmeister-Trainer beim DFB schon lange eine „Lame Duck“ war.

Nagelsmann verzichtet auf Burkardt!

Das für (fast) alle offensichtliche Beispiel: Mit Jonathan Burkardt wurde der beste deutsche Torschütze der abgelaufenen Bundesliga-Saison zu Hause gelassen – dank starken 18 Treffern musste der Angreifer vom FSV Mainz 05 gar nur vier anderen Knipsern den Vortritt lassen. Diese Entscheidung mutet noch sonderbarer an, wenn man in Betracht zieht, dass der 24-Jährige noch im März gegen Italien in der Startelf stand und aufgrund seines jungen Alters die derzeit heißeste Aktie für die Zukunft im DFB-Sturm ist.

Zugegeben: Dieses Label könnte man genau so gut auch an Nick Woltemade vergeben, der erstmals den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft hat – und das völlig verdient! Die Berufung seiner Sturm-Partner löst da schon eine deutlich größere Verwunderung aus: Mit Deniz Undav und Niclas Füllkrug schafften es zwei Spieler in den Kader, die eine größtenteils völlig verkorkste Saison hinter sich haben.

Obwohl es für Füllkrug bei West Ham United – vor allem verletzungsbedingt – überhaupt nicht rund lief und Nagelsmann offen zugibt, dass „er nicht den Mega-Rhythmus hat und auch nicht viele Tore geschossen hat“, leuchtet die Begründung für seine Nominierung dennoch ein. „Wir wissen alle, was wir an ihm auf und neben dem Platz haben“, sagte der Bundestrainer, „wir brauchten aber nach Kleindiensts Ausfall dieses andere Element.“

Was Nagelsmann damit meint: Er will einen Stürmer mit Physis und Größe im Team. Und da liegt der 1,89m große Füllkrug gegenüber dem nur 1,81m großen Burkardt klar im Vorteil. Daher ist es durchaus verständlich, dass neben dem sich immer wieder fallenlassenden Woltemade ein zweiter hoch aufgeschossener Angreifer mit von der Partie ist.

Undav-Nominierung erinnert an alte Zeiten!

Doch folgende Frage muss erlaubt sein: Warum darf Deniz Undav im Juni zum Final4 der Nations League reisen, und Burkardt nicht? Beide Spieler verfügen über ein ähnliches Gardemaß, beide Spieler haben ihre Stärken auch außerhalb des Strafraums und beide Spieler können als hängende Spitze neben einem Hünen wie Füllkrug oder Woltemade agieren.

Und im Angesicht dessen, dass Burkardt neun Saisontore mehr geschossen hat, vier Jahre jünger ist und sich schlichtweg in einer viel besseren Form befindet als sein Pendant aus Stuttgart, blickt so mancher Beobachter durchaus verwundert auf den aktuellen DFB-Kader.

Wie begründet Nagelsmann also diese auf den ersten Blick kaum nachvollziehbare Entscheidung? Die Antwort: Gar nicht. In seinem Nominierungsvideo fiel das Wort „Burkardt“ kein einziges Mal.

Artikelbild:Undav statt Burkardt – Es löwt wieder beim DFB!

Foto: Getty Images

Damit verwunderte der Bundestrainer nicht nur viele Fans, sondern auch die Mainzer, die es als Tabellensechster sensationell in die Conference League geschafft haben – mit Burkardt als Kapitän und Gesicht des Erfolgs. „Ich bin schon verwundert, insbesondere nach der Verletzung von Tim Kleindienst, dass der erfolgreichste deutsche Stürmer der Bundesligasaison nicht nominiert ist“, erklärte Sportvorstand Christian Heidel. Es sei „schade“, dass sein Schützling für „diese überragende Saison“ nicht belohnt wurde.

Dieser Feststellung kann man sich auch als ganz neutraler Beobachter nur anschließen. Und das soll an dieser Stelle gar nicht gegen Deniz Undav sprechen: Der 28-Jährige legte in den vergangenen Jahren eine unfassbare Entwicklung hin und wurde völlig verdient in den Kader für die Heim-EM 2024 berufen. Doch in dieser Spielzeit kriselte es beim VfB-Star gewaltig – schon seine letzten Nominierungen für die Nationalmannschaft waren überaus fragwürdig.

Und die jüngste Bevorzugung gegenüber einem objektiv „besseren“ Konkurrenten lässt Fans endgültig mit folgendem Gefühl zurück: Der sympathische Undav scheint seinen Platz in der Mannschaft sicher zu haben – und das obwohl Freifahrtsscheine trotz mangelnder Leistung im DFB-Team eigentlich der Vergangenheit angehören sollten!

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