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Simon Schmidt·14. Dezember 2024

Unerklärliche Höhenflüge: Stürmer zerstört Lebern in ganz Deutschland

Artikelbild:Unerklärliche Höhenflüge: Stürmer zerstört Lebern in ganz Deutschland

Der "Tag der Fans" 2015 begann für die Anhänger von Werder Bremen mit einer bitterbösen Überraschung. Eben noch in voller Vorfreude auf die bevorstehenden Feierlichkeiten und die anstehende Saison, mussten sich die grün-weißen Anhänger auf einmal damit abfinden, ihren besten Stürmer verloren zu haben. An einen Ligakonkurrenten. Für den Spottpreis von sechs Millionen Euro.

Der Wechsel von Franco Di Santo zum FC Schalke 04 traf die Hanseaten kurz vor Saisonbeginn mitten ins Herz. 13 Tore hatte der Argentinier in der vorherigen Spielzeit erzielt und Werder nach einem völlig verkorksten Start noch souverän zum Klassenerhalt geschossen.


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Di Santo sah sich folglich heftigen Anfeindungen ausgesetzt, vor allem der Zeitpunkt des Wechsels wurde ihm vorgeworfen. Die Werder-Fans wünschten ihrem Ex-Stürmer für seine Zeit auf Schalke nichts Gutes, so viel stand mal fest.

Und ihre Wünsche wurden erhört. In vier Jahren und 71 Spielen gelangen dem Angreifer gerade einmal fünf Bundesliga-Tore. Zwischenzeitlich blieb er sogar 598 Tage ohne Treffer und "verdiente" sich damit einen Spott-Gesang der Schalker Fans: "Wir saufen bis Di Santo trifft“, hieß es auf die Melodie von "Go West". Und da Di Santo fast nie traf, musste bei königsblauen Anhängern in ganz Deutschland das eine oder andere Fass dran glauben.

Di Santo nur bei Werder erfolgreich

Blickt man auf die gesamte Karriere des heute 35-Jährigen, fällt auf: Die besagte Werder-Spielzeit 2014/15 war der einzige wirkliche Ausreißer nach oben. Vor seiner Zeit in Bremen gehörte Di Santo zur "Loan Army" des FC Chelsea, überzeugte aber weder bei den Blues noch bei seiner Station in Blackburn. Über den Umweg Wigan Athletic schlug der Stürmer dann an der Weser auf, wo seine Debüt-Saison mit vier Toren und vier Assists ebenfalls nur mäßig verlief.

Doch im Folgejahr explodierte Di Santo förmlich und nahm die Werder-Offensive auf seinen Rücken. Wie konnte es sein, dass ein Spieler, der davor und danach eigentlich zu keinem Zeitpunkt seiner Profi-Laufbahn wirklich überzeugen konnte, auf einmal zu den aufregendsten Angreifern der Bundesliga gehörte?

Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Zum einen wurde Bremen zu Saisonbeginn von Robin Dutt trainiert, der seine Mannschaft viel mit langen Bällen operieren ließ. Di Santo, 1,94 Meter groß und durchaus körperlich, konnte sich mit dieser Spielweise identifizieren und hatte nach sieben Spieltagen bereits vier Treffer auf dem Konto. Für Werder insgesamt lief es jedoch schlecht, Dutt musste nach neun Partien ohne Sieg seine Koffer packen.

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📸 Oliver Hardt - 2015 Getty Images

Ersetzt wurde er von U23-Coach Viktor Skripnik, der sofort Zugang zum Kader fand und den schnellen Turnaround herbeiführte. Di Santo funktionierte auch im System des Ukrainers, surfte auf einer Euphoriewelle und harmonierte vor allem mit dem erst 19-jährigen Davie Selke, den Skripnik schnell an die Startelf heranführte, herausragend. Das Sturm-Duo passte exzellent zusammen, vor allem das Tempo und die Tiefenläufe des jungen Selke kamen Di Santo zugute.

So befreite sich Werder aus dem Abstiegskampf und schnupperte im März nach einer zwischenzeitlichen Siegesserie von fünf Spielen auf einmal an den europäischen Plätzen. Di Santo selbst hatte eine sechswöchige Außenbandverletzung gut überstanden und mit bereits zwölf Treffen unter anderem das Interesse des Champions-League-Klubs Borussia Mönchengladbach auf sich gezogen.

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📸 Stuart Franklin - 2015 Getty Images

Der Höhenflug von Mannschaft und Stürmer endete auf den letzten Metern der Saison allerdings abrupt. Bremen gewann gerade einmal zwei der letzten zehn Spiele, wobei Di Santo selbst nur noch einen Treffer verbuchte. Trotzdem waren sie an der Weser zufrieden: Werder landete nach Katastrophen-Start im gesicherten Mittelfeld und der damals 26-Jährige feierte sein absolutes Breakout-Year.

Es sollte bis heute das mit Abstand beste Jahr seiner Karriere bleiben. Sowohl auf Schalke als auch später in Spanien und dann in Südamerika traf er kein weiteres Mal zweistellig. Er war ehrlicherweise auch nie nah dran. In Bremen hatte er also eine wahrlich magische Saison erwischt und dabei von einem Momentum profitiert, wie wir es bei Stürmern immer wieder sehen. Ein (fast) unerklärlicher Höhenflug eben.

Und da Di Santo inzwischen vereinslos ist, weil er seit April dieses Jahres keinen Klub mehr fand, konnten sich auch die Lebern der Schalker erholen.


📸 Maja Hitij - 2018 Getty Images