VfL Bochum vs. FC St. Pauli 1:0 – Indiskutabel | OneFootball

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·15. Januar 2025

VfL Bochum vs. FC St. Pauli 1:0 – Indiskutabel

Artikelbild:VfL Bochum vs. FC St. Pauli 1:0 – Indiskutabel

Das war gar nichts – der FC St. Pauli ist in einem ganz gruseligem Fußballspiel einen Deut schlechter als der VfL Bochum und erlebt einen herben Dämpfer.(Titelfoto: Lars Baron/Getty Images/via OneFootball)

Es gibt so Spiele des FC St. Pauli, da weiß ich gar nicht, wie ich mit dem Schreiben des Artikels anfangen soll. Weil man das eigentlich nicht nochmal im Kopf durchgehen möchte, was da im Spiel passiert ist. Weil man einfach nur möchte, dass der Artikel vorbei ist. Das Spiel des FC St. Pauli war wie eine schallende Ohrfeige. Sicher nicht nur ich habe nach den letzten Eindrücken und Entwicklungen ziemlich optimistisch auf diese Partie geschaut. Die zuletzt guten Leistungen müssten doch dafür reichen, um gegen Bochum was zu holen? Batsch! Fette Ohrfeige. Wer so spielt, wie gegen Frankfurt, sollte doch eigentlich mit dem Abstieg nichts zu tun haben? BATSCH! Nichts da! Der FC St. Pauli steckt mittendrin im Abstiegskampf, hat sich von Bochum sogar wieder tiefer reinziehen lassen.


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Dabei kann nicht behauptet werden, dass man dieses Spiel nicht genauso hätte erwarten können. Der FC St. Pauli hat dem VfL Bochum einen großen Gefallen getan. Er hat sich von einem alles andere als hochklassigen Gegner auf ein Niveau runterziehen lassen, welches man in dieser Saison vom FCSP bisher nicht gesehen hat. Und man könnte hier jetzt was von „Mund abwischen“ schreiben. Aber so einfach ist es nicht. So einfach darf man es sich nicht machen. Schlechte Leistungen müssen auch als solche benannt werden. Niederlagen müssen wehtun. Und deswegen schreibe ich jetzt diesen Artikel – und ihr müsst ihn lesen.

Eggestein fehlt doch noch

Etwas überraschend hat es doch nicht mit einem Kaderplatz für Johannes Eggestein gereicht. Nach seinem Magen-Darm-Infekt sollte er eigentlich wieder einsatzbereit sein, doch dem war nicht so. So stand Danel Sinani zum zweiten Mal in Folge in der Startelf, welche insgesamt unverändert blieb.

Beim VfL Bochum tat sich hingegen mehr: Gleich drei personelle Veränderungen nahm Trainer Dieter Hecking im Vergleich zur Niederlage gegen den 1. FSV Mainz 05 vor: Für den verletzten Tim Oermann startete Erhan Mašović in der Innenverteidigung. Zudem fehlte Kapitän Anthony Losilla erkrankt und Moritz Broschinski musste auf die Bank. Für diese beiden kamen Gerrit Holtmann und Koji Miyoshi in die Startelf. Damit ging eine Umstellung der Formation einher: Der VfL Bochum agierte in einer Art 3-4-3, ähnlich wie auch der FC St. Pauli.

Bochum zieht den FC St. Pauli auf sein Niveau herunter

Das Team von Hecking hatte gegen Mainz noch große Probleme im Pressingverhalten. Den zwei Angreifern, Broschinski und Hofmann, stand eine Dreierkette im Aufbau gegenüber. Dadurch hatte Mainz mal so gar keine Probleme, diese erste Reihe zu überspielen. Diesen Gefallen tat Bochum dem FC St. Pauli nicht. Durch die Umstellung auf ein 3-4-3 sortierte sich vorne gegen den Ball eine Dreierkette. Und diese Dreierkette positionierte sich relativ weit vorne.

Der FC St. Pauli probierte es zu Spielbeginn ebenfalls mit einer Dreierkette im Aufbau, stellte aber schnell um, indem Eric Smith wieder in den Sechserraum vorschob. Insgesamt agierte der VfL Bochum recht mannorientiert auf das Aufbauspiel des FCSP, sodass dem Team von Alexander Blessin nur sehr wenig Zeit und Raum für ein kontrolliertes Aufbauspiel blieb. Spoiler: Bochum sollte damit erfolgreich sein.

Ungenau und zweikampfschwach

Für dieses Verhalten des VfL Bochum gegen den Ball gab es Lösungen. Doch der FC St. Pauli schaffte es kaum einmal, sich in den eigenen Ballbesitzphasen überhaupt bis ins letzte Drittel vorzuspielen. Zwar reagierte das Team recht schnell auf die Bochumer Grundformation und hatte dadurch die Möglichkeit, den Gegner durch smarte Pässe vor die letzte Kette der Bochumer gehörig in Verlegenheit zu bringen (weil sie relativ hoch stand und es genau dort Räume gab). Doch die Umsetzung war zu jeder Phase des Spiels ungenügend, so deutlich muss man es schreiben. Am Spielende sollte der FC St. Pauli gerade mal 71 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler gebracht haben. Die schlechteste Passquote der Saison.

Passiert. Kann nicht immer alles so glatt laufen. Gerade auf dem tiefen Platz mit einem typischen „Januar-Rasen“ muss nicht erwartet werden, dass die Pässe so sahnig-sicher ankommen, wie auf einem grünen Teppich im August. Aber dann ist es umso wichtiger, dass man in Sachen Intensität mit dem Gegner mithält. Genau das schaffte der FC St. Pauli aber nicht. Laut „FotMob“ gewann der FCSP leider gerade einmal 39 Prozent seiner Zweikämpfe. Es gelang einfach nicht, die Intensität des Bochumer Spiels mitzugehen. Warum das so war,

sollte der wichtigste Punkt in der Nachbetrachtung der Partie sein, wenn man denn schon daraus etwas für die kommenden Spiele mitnehmen möchte.

Das Spiel entwickelte sich dann genau so, wie es der VfL Bochum haben wollte. Der FC St. Pauli kam nicht gut hinein in die Partie und schien darauf mit einer gewissen Unsicherheit zu reagieren. Die Folge: Lange Bälle, viel zu oft ins Nichts (ich kann gar nicht sagen, wie wenig ich reihenweise Pässe des FCSP ins Tor- oder Seitenaus vermisst habe). Fehlender Mut in den Aktionen, ein Erliegen sämtlicher Kreativität in der Offensive. Schwache Zweikampfführung, gepaart mit einem Schiedsrichter, der sich von Bochum einlullen ließ (was aber der klar unwichtigste Grund für die Niederlage ist). Es war wirklich ganz, ganz schwere Kost.

Artikelbild:VfL Bochum vs. FC St. Pauli 1:0 – Indiskutabel

Hofmann breitet die Arme aus, die Spieler des FC St. Pauli sind enttäuscht. Dieses Foto tut beim Anschauen weh, das soll es auch.

// (Lars Baron/Getty Images/via OneFootball)

St. Pauli spielt nicht gut – ist aber nicht chancenlos

Zwar war das Spiel des FC St. Pauli alles andere als gut, doch der VfL Bochum war zumeist keinen Deut besser. Es war ein fürchterliches Gekicke, in der Torchancen lange Zeit gar nicht vorhanden waren und später hauptsächlich durch individuelle Fehler zustandekamen. So zum Beispiel jene von Holtmann, der in der 31. Minute plötzlich auf der rechten Seite frei durch war, weil Hauke Wahl einen Zweikampf gewinnen wollte, den er gar nicht hätte führen dürfen (nach hinten und in die Mitte absetzen wäre notwendig gewesen). Es war tatsächlich die einzig wirklich nennenswerte Torraumszene im ersten Abschnitt. Der FCSP hatte zwar insgesamt fünf Torabschlüsse, wirklich gefährlich war davon aber kein einziger.

So war es dann also sicher nicht das Spiel, was man sich auf Seiten des FC St. Pauli vorgestellt hatte. Zwar war durchaus zu erwarten, dass der VfL Bochum genau so ein Spiel forciert und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen waren auch gegeben. Doch der FCSP hätte diese Partie problemlos gewinnen können. Denn aus vielen dunklen Zweitligajahren, in denen es gefühlt unzählige solcher Partien (und leider auch Spielverläufen aus FCSP-Sicht) gab, wissen wir alle ganz genau: Wer in so einem Spiel mit 1:0 in Führung geht, gewinnt es auch.

Irvine hat die Führung auf dem Kopf

Muss halt ein dreckiges Siegtor her. Scheiß-Spiel hin oder her (Was hat man auch erwartet, wenn zwei Abstiegskandidaten aufeinandertreffen?). Wie und mit welcher Leistung der FC St. Pauli so ein Spiel für sich entschieden hätte, wäre am Ende völlig wumpe gewesen. Aber um in Führung zu gehen, hätte ein Tor erzielt werden müssen. Und genau das gelang (mal wieder) nicht. Dabei hätte in der 53. Minute genau das passieren können, als Jackson Irvine freistehend einen Kopfball aus vielversprechender Position drübersetzte.

Der Treffer für den FC St. Pauli fiel also nicht und in der Folge hatte Bochum die besseren Aktionen, während beim FCSP ein ums andere Mal ungenaue Pässe und verlorene Zweikämpfe sämtliche Offensivbemühungen immer wieder entscheidend störten. Es kam was kommen musste: Eine Flanke vom eingewechselten Broschinski erreichte Hofmann im Fünfmeterraum vor Wahl und legte den Ball artistisch ins FCSP-Tor. „Wenn es denn vorne nicht klappt, dann soll es halt 0:0 ausgehen“, hatte Alexander Blessin nach dem Spiel gegen Werder Bremen gesagt. Und irgendwie musste ich in diesem Moment daran denken. Denn ein 0:0, welches das völlig gerechte Ergebnis dieses Gekickes gewesen wäre, hätte dem FCSP wesentlich mehr geholfen als den Bochumern.

Dźwigała sieht Rot

Doch das Gegentor war nunmal da und so lief der FC St. Pauli also einem Rückstand hinterher. Zwar gab es noch ein paar Situationen, die etwas Torgefahr erzeugten – vor allem Noah Weißhaupt sorgte dafür (wenngleich er bei seiner Chance in der 84. Minute lieber den freien Scott Banks hätte anspielen sollen) – doch von einer Schlussoffensive war der FCSP erschreckend weit entfernt. In der siebenminütigen Nachspielzeit spielte das Team tatsächlich keinen einzigen langen Ball ins Offensivdrittel, von einem Torschuss ganz zu schweigen. Stattdessen holte sich Adam Dźwigała zu allem Überfluss auch noch eine glatte Rote Karte ab. Weil er seinen Gegenspieler, ob gewollt oder nicht, mit offener Sohle oben am Schienbein traf. Vertretbar.

Heidenheim vor der Brust und im Nacken

Nicht vertretbar war die Leistung des FC St. Pauli. Das war so gar nicht das, was man vom Team bisher in dieser Saison gesehen hat. Und das ausgerechnet in so einem wichtigen Spiel. Alle Enttäuschung darüber ist angebracht. Das Team des FCSP wird mindestens genauso enttäuscht sein, sich genauso darüber ärgern, dass man irgendwie zu keinem Zeitpunkt richtig in dieses Spiel hineinfand – und so den VfL Bochum in der Tabelle wieder rankommen ließ.

Sowieso ist der Spieltag alles andere als gut verlaufen für den FC St. Pauli. Bochum gewinnt, Kiel gewinnt, Heidenheim punktet – der Vorsprung auf diese Clubs ist geschmolzen. Ein richtiger Dämpfer. Scheiße. Aber wisst ihr was kein Dämpfer ist? Dieser Artikel ist jetzt vorbei. Der Frust ist rausgeschrieben, in mir regt sich sogar schon ein trotziges „Dann hauen wir halt Heidenheim weg!“ Die Niederlage in Bochum wird halt auch nicht in einen Sieg umgewandelt werden, je länger wir darüber nachdenken. Frust ist zwar angesagt, aber nicht zu lange, denn übermorgen geht es bereits gegen Heidenheim. Und sowieso: Der FC St. Pauli beendet die Hinrunde auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Diesen gilt es in der Rückrunde mit allen Mitteln zu verteidigen.Immer weiter vor!// Tim

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