MillernTon
·7. Februar 2025
Vorbericht: RaBa Leipzig – FC St. Pauli (21. Spieltag, 24/25)
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MillernTon
·7. Februar 2025
Am Sonntag tritt der FC St. Pauli in Leipzig bei einem Top-Team an. Doch die Leipziger spielen seit Monaten nicht so, wie es die Tabelle vermuten lässt.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Im „Vor dem Spiel“-Gespräch hat sich Yannick mit Kai Bieler unterhalten. In dem Podcast wird relativ deutlich, wie kritisch die aktuelle Saison der Leipziger gesehen wird und wie stark Trainer Marco Rose in der Kritik steht.
Nachdem sich in den letzten Wochen das Lazarett des FC St. Pauli immer mehr geleert hatte, gibt es nun mit Manos Saliakas und Morgan Guilavogui zwei neue Spieler, die längere Zeit ausfallen werden. Die Ausfallzeit von Guilavogui bezifferte Alexander Blessin auf der Pressekonferenz mit ernüchternden „vier bis sechs Wochen“, die Muskelverletzung von Saliakas dürfte ebenfalls einen wochenlangen Ausfall bedeuten.
Beide Spieler gesellen sich damit zu Simon Zoller, Sascha Burchert, Sören Ahlers, Karol Mets und Robert Wagner, die allesamt bereits sehr lange ausfallen und bei denen man wohl noch mindestens bis in den März hinein warten muss, ehe sie wieder am Wochenende auf dem Platz stehen können.Positiv ist hingegen die Entwicklung bei Connor Metcalfe, wie Blessin berichtete. Der Mittelfeldspieler hat die gesamte Woche voll mittrainieren können. Für einen Einsatz am Wochenende wird es zwar nicht reichen, aber Metcalfe hat gute Fortschritte gemacht und könnte noch im Februar wieder eine Option sein.
Gegen Leipzig wird Connor Metcalfe noch nicht wieder für den FC St. Pauli auf dem Platz stehen. Doch ein Comeback des Mittelfeldspielers rückt näher. // (c) Stefan Groenveld
Festlegen wollte sich Alexander Blessin nicht, ob Lars Ritzka gegen Leipzig eine Option ist. Der Linksfuß, der sowohl in der Innenverteidigung, als auch auf der Linksverteidiger-Position spielen könnte, musste beim Spiel gegen Union Berlin verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Nach einer Woche Trainingspause kehrte er am Dienstag ins Teamtraining zurück und konnte die Einheiten seitdem voll mitmachen. Doch an diesem Punkt sei man bereits mit Ritzka gewesen und es ging gegen Union dann schief, weil sich die Probleme während des Spiels wieder verschlimmerten. Klingt so, als wenn man nur dann nicht auf ihn verzichten mag, wenn man ihn unbedingt auf dem Platz braucht.
Auf Seiten von RaBa Leipzig werden drei Spieler sicher ausfallen: Benjamin Henrichs, Assan Ouedraogo und Xaver Schlager. Besonders der Letztgenannte darf als absolut schmerzhafter Ausfall bezeichnet werden. Wenn Schlager auf dem Platz steht, dann gewinnt das Spiel der Leipziger mehr Struktur und Sicherheit, sein Trainer Marco Rose sagte mal, dass Schlager für Leipzig so wichtig sei, wie Rodri für ManCity – und wer um die Verletzung von Rodri und die schwache Phase von City in dieser Saison weiß, der/dem könnte dämmern, wie schwerwiegend dieser Ausfall für Leipzig ist.
Recht kurzfristig vermeldete Leipzig dann noch einen Ausfall: Auch Yussuf Poulsen wird dem Team am Sonntag fehlen, er hat Probleme am Oberschenkel. Auf den Achillensehnenriss von Henrichs hat Leipzig im Winter reagiert, verpflichtete Ridle Baku aus Wolfsburg, der zuletzt auch Einsatzzeit bekam und auch Kosta Nedeljkovic. Zudem kam mit Tidiam Gomis noch ein talentierter Spieler für die Offensive vor wenigen Tagen zum Team.
Wenn man die Bundesligatabelle nicht kennt, sondern sich nur mit Statistiken zur Einschätzung der Leistungsstärke von Teams befasst, dann dürfte man völlig überrascht feststellen, dass RaBa Leipzig auf dem vierten Platz in der Bundesliga steht. Das Team von Marco Rose hat die gesamte Saison über Probleme auf dem Platz, bekommt diese einfach nicht in den Griff. Sowohl bei den eigenen (28.5 – 34 Treffer) und vor allem bei den gegnerischen xG-Werten (38.9 – 29 Gegentreffer) holt das Team mehr, als zu erwarten wäre. In der „Expected Points“-Tabelle liegt Leipzig auf Platz 14 – drei Plätze hinter dem FC St. Pauli.
Bereits beim guten Saisonstart mit 20 von 24 möglichen Punkten war an den Zahlen erkennbar, dass Leipzig über seinen Möglichkeiten punktet. Die Regression zur Mitte setzte dann ab November ein (und ist, basierend auf den Zahlen, noch nicht abgeschlossen): Seitdem gab es in der Liga nur noch drei Siege aus zwölf Partien, in der Formtabelle (seit dem 9. Spieltag) liegt man auf Platz 13. Das sang- und klanglose Ausscheiden in der Champions League (sieben Niederlagen in acht Spielen) passt da hinein. Einzig im DFB-Pokal konnte man bisher überzeugen, steht dort im Viertelfinale.
Doch dieser Erfolg kann nicht übertünchen, dass es in Leipzig rumort, und zwar kräftig. Das 3:0 Anfang Dezember gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokal-Achtelfinale war bereits ein Spiel, an dem das Wohl und Wehe von Trainer Marco Rose zu hängen schien. Rose und das Team gewannen das Spiel und danach auch zwei Ligaspiele in Folge. Doch der Trend bestätigte sich nicht, in der Bundesliga wartet Leipzig nun bereits wieder seit vier Spielen auf einen Sieg.
Was ist da los in Leipzig? „Sie hatten Pech mit vielen Verletzungen, hatten extrem viele Ausfälle“, erklärte Alexander Blessin auf die Frage, wie es zu dem Leipziger Einbruch gekommen ist. Dieser dann dünne Kader zusammen mit den vielen Englischen Wochen könne dann für Art „Abwärtsspirale“ sorgen, so der FCSP-Cheftrainer. Die Verletzungsproblematik führte dazu, dass Leipzig keine Konstanz ins Team bekam. Nur in zwei von 17 Hinrundenspielen konnte die Abwehrkette personell so wie im Spiel davor besetzen werden und das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass das Team zum Jahreswechsel die schlechteste Zweikampfbilanz im eigenen Drittel hatte.
Dapo Afolayan dürfte, wie auch im Hinspiel, für den FC St. Pauli gegen Leipzig in der Startelf stehen. // (c) Stefan Groenveld
Doch allein die vielen Verletzungen und die steten Wechsel in der Defensive taugen nicht als Erklärung für das lahme Leipziger Spiel. Neben Schlager fehlt dem Team ein Spieler vielleicht noch etwas mehr: Dani Olmo war zwar nie jemand, der besonders viele Tore oder Vorlagen für sein Team besorgte, aber für das Offensivspiel extrem wichtig war, weil er Lösungen in engen Räumen fand. Nach seinem Wechsel zum FC Barcelona ist es nicht gelungen ihn adäquat zu ersetzen. Den Leipzigern fehlt es an Kreativität, wie auch eine größere Datenanalyse zeigt.
Die Verletzungsproblematik führte auch dazu, dass Marco Rose in dieser Saison bisher noch gar nicht so richtig sein eigentlich präferiertes 4-2-2-2 spielen lassen konnte, sondern zumeist eine Dreierkette aufbot. Im Hinspiel gegen den FC St. Pauli ließ Rose aber mit einer Viererkette spielen, doch viel gebracht hat das auch nicht. Der Leipzig-Trainer konnte sich bei der mangelnden Chancenvertwertung des FCSP bedanken, einen Punkt vom Millerntor mitgenommen zu haben. Damals probierte es Rose noch mit vielen Positionsrotationen, in der 2. Runde des DFB-Pokals hat er davon dann lieber die Finger gelassen. Funktioniert hat gegen den FC St. Pauli beides nicht so richtig. Warum nicht, Alexander Blessin? „Wir haben ihnen in Phasen und Räumen die Bälle überlassen, wo es für uns weniger interessant war. Sie sind nicht in die Tiefe gekommen und haben es nicht geschafft, den Ball in die Box zu transportieren. Da haben wir wenig zugelassen.“
Doch bevor man hier jetzt denkt, dass der FC St. Pauli auch im dritten Aufeinandertreffen dieser Saison gegen RaBa Leipzig so gut zurechtkommen wird, sei vor allem an die 2:4-Niederlage in Leipzig erinnert. Denn dort nutzte das Rose-Team die wenigen Chancen mit einer enormen Brutalität aus. Auch wenn ein Spielertyp wie Olmo fehlen mag, ist die individuelle Qualität des Teams extrem hoch, besonders in der Offensive mit dem Trio Xavi, Openda und Sesko. Fehler des Gegners werden oft effizient bestraft, egal ob das Spiel für Leipzig gut läuft oder nicht. Daher „ist es wichtig, von Anfang an hellwach zu sein“, so Blessin.
Die etwas entspanntere Personalsituation in Leipzig führt auch dazu, dass Marco Rose wieder mehr Auswahl hat, wer genau auf dem Platz stehen wird. Vermutlich wird das Team in einem 3-4-1-2 agieren. Fraglich ist, ob auf der rechten Seite Nusa oder Baku starten wird. Nusa ist die offensivere Variante. Im Zentrum könnten neben Kampl entweder Seiwald, Haidara oder Vermeeren zum Einsatz kommen. So oder so: Das wird ein qualitativ extrem gut besetzte Leipziger Mannschaft sein.
Erwartete Aufstellung beim Spiel Leipzig gegen FC St. Pauli
RBL: Gulacsi – Klostermann, Orban, Bitshiabu – Nusa, Seiwald, Kampl, Raum – Xavi – Openda, Sesko
FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Treu, Irvine, Sands, Van der Heyden – Afolayan, Eggestein, Weißhaupt
Beim FC St. Pauli muss die rechte Seite neu besetzt werden. Wie diese Neubesetzung aussehen könnte, haben wir unter der Woche schon genauer betrachtet. Anstelle von Saliakas dürfte wohl Philipp Treu auf die rechte Seite wechseln. Es deutet viel darauf hin, dass die dann freie Position auf der linken Seite von Neuzugang Siebe Van der Heyden besetzt werden wird. „Ich glaube, er ist bereit“, erklärte Blessin auf die Frage, ob Van der Heyden nach einer vollen Trainingswoche gegen Leipzig in der Startelf spielen könnte. Weitere Optionen wären Lars Ritzka (der aber komplett fit sein muss) oder Treu bleibt auf links und entweder Fin Stevens oder Adam Dźwigała starten auf rechts.
Nur bedingt größer ist das Fragezeichen bei der Besetzung der offensiven rechten Außenbahn. Angesprochen darauf erklärt Blessin erstmal: „Morgan 1-zu-1 zu ersetzen – das geht nicht. Da müssen wir andere Lösungswege finden.“ Diese Lösungswege dürfte zu Dapo Afolayan führen. Allerdings steht er nach seiner nicht sauberen Defensivarbeit im Augsburg-Spiel sicherlich unter besonderer Beobachtung. Denkbar ist auch ein Startelf-Einsatz von Scott Banks, Blessin lobte jedenfalls den Fleiß des 23-jährigen: „Scotty hätte es auch verdient, mit Sicherheit. Die Trainingseinheiten waren gut.“ Eine eher unwahrscheinliche Variante wäre ein Einsatz von Elias Saad auf der rechten Seite. Sein Trainer erklärte aber zumindest, dass Saad gegen Leipzig „länger spielen“ könne als noch gegen Augsburg, „gut trainiert“ habe und auch auf der rechten Seite spielen könne.
Die Bilanz ist gut, die Form des FC St. Pauli ist gut, jene von Leipzig nicht so – daraus abzuleiten, dass der FCSP als Tabellen-13. auswärts beim Tabellenvierten Favorit ist, wäre natürlich völlig wild. Aber der FCSP hat allen Grund, mutig und selbstbewusst dort aufzutreten. Und sowieso haben die bisherige Saison sowie auch die beiden bisherigen Aufeinandertreffen gezeigt: Verstecken muss sich der FC St. Pauli auch nicht vor Leipzig. Im Gegenteil!Forza!// Tim
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