MillernTon
·27. September 2024
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Mit dem SC Freiburg erwartet den FC St. Pauli ein Spitzenteam. Die Freiburger stehen, wie auch der FCSP, für sehr laufstarken Fußball. Eine intensive Partie ist vorprogrammiert. (Titelfoto: Stefan Groenveld)
Im „Vor dem Spiel“-Gespräch hat sich Yannick mit Mischa vom Spodcast Freiburg unterhalten. Themen sind neben dem starken Saisonstart und dem Ende der Amtszeit von Christian Streich auch die Vereinsstrukturen, bei denen die Mitglieder eher weniger als mehr zu sagen haben.
Der SC Freiburg ist seit der Saison 16/17 Erstligist und hat seitdem außerordentliche Erfolge gefeiert. Sowieso hat sich der Anfang der 90er-Jahre als „Provinzverein“ bezeichnete Club ziemlich gut entwickelt und hat in dieser Zeit genauso viele Trainer verschlissen, wie der FC St. Pauli Aufstiege feierte. Auch das ist ein Zeugnis der starken Arbeit, die im Breisgau abgeliefert wird.
Die personelle Situation beim FC St. Pauli hat sich nur unwesentlich verändert im Vergleich zur Vorwoche. Sicher ausfallen wird weiterhin Simon Zoller. Ein Fragezeichen gibt es bei Morgan Guilavogui. Der Neuzugang hatte mit einem Pferdekuss aus dem Augsburg-Spiel zu kämpfen. Gegen Leipzig kam er dann von der Bank zum Einsatz, gegen Freiburg wird es aller Voraussicht nach nicht anders sein, wenn überhaupt. Denn Alexander Blessin berichtete auf der Pressekonferenz, dass Guilavogui weiterhin Probleme hat, diese sogar inzwischen in die Wade abstrahlen. Klingt so, als wenn die Einsatzwahrscheinlichkeit sogar noch etwas geringer als in der Vorwoche ist.
Mit Robert Wagner gibt es einen Spieler im Kader des FC St. Pauli, der vom SC Freiburg ausgeliehen ist. Doch aus der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte wird es nichts werden für Wagner. Der zentrale Mittelfeldspieler wird weiterhin von einer Mandelentzündung geplagt. Blessin berichtete, dass das erste Antibiotikum nicht den erhofften Effekt hatte, Wagner nun ein anderes Antibiotikum nehmen würde und er in der kommenden Woche wieder zurückerwartet wird.
Zudem berichtete Blessin, dass Eric Smith zwar am Mittwoch das Training aufgrund von muskulären Problemen vorzeitig beendete, der Innenverteidiger am Donnerstag aber bereits wieder die gesamte Einheit mitgemacht habe. Auch Elias Saad trat zu Wochenbeginn etwas kürzer, ist nun aber wieder voll dabei. Gleiches gilt für Connor Metcalfe, der seine während der Länderspielpause erlittene Verletzung auskuriert hat.
Ausgerechnet im Spiel gegen seinen Stammverein wird Robert Wagner dem FC St. Pauli fehlen. // (c) Stefan Groenveld
Auf Seiten des SC Freiburg ist die Liste der Spieler, die am Samstag nicht auf dem Rasen stehen könnten, relativ prominent besetzt. Merlin Röhl (Vertrag kürzlich verlängert) und Daniel-Kofi Kyereh (fällt bereits seeeehr lange aus) werden sicher fehlen. Die beiden Offensivkräfte Michael Gregoritsch und Maximilian Philipp haben zwar wieder große Teile des Teamtrainings absolviert, aber sind mit einem Fragezeichen versehen. Gleiches gilt für den hochtalentierten Rechtsverteidiger Kilian Sidillia und auch Max Rosenfelder, eine der großen Entdeckungen der bisherigen Saison.
Ach, und dann sind da noch die Worte aus der PK von Freiburgs Trainer Julian Schuster zum Aufstieg des FC St. Pauli, die ich hier einfach mal runtertippe:„Ich freue mich sehr, dass St. Pauli zurück ist. Für mich ist das ein ganz, ganz toller Verein. Der Fußball, die Fans, auch das Stadion, aber dann auch diese kulturelle Verantwortung und auch Vorbildfunktion, die dieser Verein maximal lebt. Mit einem Kapitän Jackson Irvine, der das auch maximal lebt, maximal authentisch ist – da ist man dann aus der Ferne ein großer Fan.“
Der beste Bundesliga-Start der Vereinsgeschichte: Drei der ersten vier Ligaspiele konnte der SC Freiburg gewinnen. Lediglich gegen den FC Bayern München verlor man, zeigte aber auch da ein gutes Spiel (wie Alexander Blessin betonte). Mit so einem Kickstart war vielleicht nicht unbedingt zu rechnen, hatte im Sommer doch die 12-jährige Amtszeit von Christian Streich als Cheftrainer geendet. Mit Julian Schuster ist der bisherige Verbindungstrainer (Begleitung von U19- und U23-Trainern im Profibereich) und ehemalige Spieler unter Streich nun Cheftrainer geworden.
Der Blick in die Statistiken zeigt, dass der SC Freiburg auch völlig verdient bereits neun Punkte gesammelt hat. Das Team weist den dritthöchsten eigenen xG-Wert und den zweitniedrigsten gegnerischen xG-Wert auf. In der Summe der xG-Werte ist Bayern München aktuell das einzige bessere Team der Liga. Zwar würde ich nicht ganz so weit gehen und von einem Spitzenteam sprechen, doch beim SC Freiburg könnte diese Saison vieles zusammenlaufen.
„Zusammen laufen“ sind auch die wichtigen Stichwörter, wenn man sich mit der Freiburger Spielweise befasst. Das Team hat die drittmeisten Kilometer der Liga abgespult und die viertmeisten Sprints angezogen. Wenn ein Teams viele sprintet, dann ist das sehr oft ein verlässlicher Hinweis auf ein ausgeprägtes offensives Umschaltverhalten beziehungsweise ein sehr vertikales Offensivspiel. Genau das zeigt der SC Freiburg unter der Leitung von Julian Schuster auch, wie Mischa im VdS-Gespräch erklärt. Er benennt diesen Fokus auf das offensive Umschaltverhalten als eine der großen taktischen Veränderungen des SC Freiburg im Vergleich zur Zeit unter Christian Streich.
Auch Alexander Blessin benennt das offensive Umschaltverhalten der Freiburger als große Stärke, besonders aufgrund der Spieler in vorderster Reihe: „Sie haben vorne mit Adamu, Grifo und Doan offensive Qualität mit Speed. Darauf müssen wir schon aufpassen, vor allem in den Umschaltmomenten.“Bei der Arbeit gegen den Ball ordnet sich der SC Freiburg hinten mit einer Viererkette an. Davor verschwimmt alles ein wenig. Mal positioniert sich das Team im 4-3-3, mal im 4-2-2-2, oft abhängig vom Verhalten der Gegenspieler, wie Blessin erklärt: „Leipzig agierte eher im Raum und ballorientiert. Freiburg hat schon eine „Mann gegen Mann“-Zuordnung.“
Diese direkte Zuordnung (die nicht so stark ausgeprägt ist, wie zum Beispiel beim 1. FC Heidenheim) bietet dem FC St. Pauli natürlich Chancen: „Da gibt es Situation, die wir herbeischaffen können, die wir dann für uns nutzen können.“ Es kommt für den FCSP also auf die direkten Duelle an und ob es gelingt, Gegenspieler aus den Räumen herauszuziehen.Blöd für die Gegner ist dabei das, was die Statistiken klar anzeigen: Die Arbeit des SC Freiburg gegen den Ball ist wohl ihre größte Stärke. Kein Team in der Bundesliga hat mehr Pässe abgefangen, kein Team eine bessere Quote (70 Prozent!) bei den Defensivzweikämpfen.
Interessant ist, dass der SC Freiburg immer ein wenig zu brauchen scheint, um in den Spielen auf Betriebstemperatur zu kommen. In drei der vier bisherigen Partien geriet man in Rückstand. Oft konnte man gerade in der ersten Halbzeit auch spielerisch nicht überzeugen und hat einige gegnerische Torchancen zugelassen (Torverhältnis 1:3, xG: 3,1-2,8). In den zweiten Halbzeiten aber dominierte Freiburg in allen Spielen, hatte jeweils (auch gegen Bayern) mehr Torgelegenheiten und einen höheren xG-Wert als die Gegner (Torverhältnis 7:1, xG: 6,4-1,4).
Auf Seiten des SC Freiburg ist nicht davon auszugehen, dass es zu personellen oder spieltaktischen Wechseln in der Startelf kommen wird. Dafür waren die letzten Spiele zu erfolgreich und es gibt wohl keine etablierten Spieler, die zum Beispiel nach einer Verletzung zurückkehren werden und dann direkt in die Startelf springen.
Erwartete Aufstellung beim Spiel SC Freiburg gegen FC St. Pauli SCF: Atubolu – Kübler, Ginter, Lienhart, Günter – M. Eggestein, Osterhage – Doan, Dinkci, Grifo – Adamu; FCSP: Vasilj – Saliakas, Wahl, Smith, Mets, Treu – Boukhalfa, Irvine – Afolayan, J. Eggestein, Saad
Beim FC St. Pauli dürfte es ebenfalls nicht zu Veränderungen in der Startelf kommen. Die Antwort von Alexander Blessin auf die Frage nach den weiteren Startelfchancen des Duos Afolayan/Saad beinhaltete ein Loblied auf die defensive Arbeit beider Spieler und wurde von ihm mit der Gegenfrage: „Was spricht dagegen?“ beendet. Dafür spricht auch, dass Morgan Guilavogui wohl, wenn überhaupt, nur auf der Bank platznehmen kann.
Sowieso tut das 5-2-3 auch anderen Spielern auf dem Platz sehr gut. Jackson Irvine profitiert davon, dass er nicht mehr alleine auf der Sechserposition, sondern zuletzt zusammen mit Carlo Boukhalfa dort agierte. Das eröffnet ihm Freiheiten, die er nutzt, um sich offensiv häufiger einschalten zu können. Blessin bezeichnete diese Läufe, dieses offensive Einschalten von Irvine als „extrem wichtig“ und als eine der Stärken von ihm. Es wäre sehr verwunderlich, wenn der FCSP-Cheftrainer nun genau darauf verzichten würde.
Verzichten wird der FC St. Pauli wohl auch nicht auf Carlo Boukhalfa in der Startelf. Blessin: „Er hat in der Vorbereitung gut trainiert und gute Freundschaftsspiele gehabt. Das muss auch einfach belohnt werden. Er hat sich kontinuierlich gesteigert und ich bin sehr froh, dass er diesen Schritt gemacht hat.“ Seine Leistungen in den beiden Startelfspielen bezeichnete der FCSP-Cheftrainer als „sehr ansprechend“. Klingt also nicht nach einem Wechsel auf die Bank von Boukhalfa, zumal Blessin die Flexibilität von Connor Metcalfe hervorhob und erklärte, wie gut es ist, „wenn Du so einen wie Connor auf der Bank hast.“
Den FC St. Pauli erwartet also eine sehr, sehr schwere Aufgabe in Freiburg. Um aus dem Breisgau etwas Zählbares mitzunehmen, muss der FCSP an die Leistung aus dem Leipzig-Spiel anknüpfen. Blessin: „Das Spiel war eine schönes Sache, aber wir wollen keinen Prozentpunkt weniger investieren. Wir müssen genau diese Intensität in den Zweikämpfen drinhaben.“ Nun gelte es, „diese Leistung zu bestätigen,“ denn „wir können alle die Tabelle lesen und wissen, dass wir noch eine Schippe drauflegen müssen.“ Am besten passiert das am Samstag ab 15:30 Uhr.Forza!// Tim
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