REAL TOTAL
·19. Dezember 2024
REAL TOTAL
·19. Dezember 2024
Haben sich einiges zu verdanken: Vinícius Júnior und Carlo Ancelotti – Foto: Dan Mullan/Getty Images
Real Madrid krönt sein unheimlich erfolgreiches Kalenderjahr 2024 mit einem weiteren Titel und gewinnt erwartungsgemäß auch den in dieser Form erstmals ausgerichteten FIFA Intercontinental Cup. 3:0 heißt es am Ende gegen den mexikanischen Vertreter CF Pachuca, gleichbedeutend mit einem Rekord in der königlichen Geschichte: Zum zweiten Mal in der Historie des Vereins gelang es, fünf Titel in einem Kalenderjahr zu holen (Supercopa, Liga, Champions League, UEFA Super Cup und Intercontinental Cup), wodurch man mit dem Rekordjahr 2017 unter Zinédine Zidane gleichzog.
Auch wenn es sich bei den ganzen Erfolgen der Madrilenen in erster Linie um einen immensen mannschaftlichen Verdienst handelt und man sicherlich zu nahezu jedem Akteur eine oder mehrere Geschichten erzählen könnte, stechen zwei Namen dennoch heraus: nämlich Vinícius Júnior und Carlo Ancelotti. Dass beide einen Tag vor dem Finale bei der „FIFA The Best“-Gala zum Weltfußballer respektive Welttrainer gewählt wurden, passt dabei ins Bild: Denn irgendwie sind sowohl der kollektive Erfolg der Blancos in den letzten Jahren als auch der individuelle Werdegang der beiden Protagonisten ganz eng miteinander verknüpft und können nur schwer unabhängig voneinander erzählt werden.
Welche Seite dabei mehr von der anderen Partei profitierte, ist eine müßige Diskussion, aber man lehnt sich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass Vinícius’ Weg ohne den Trainer Ancelotti in dieser Form wohl eher nicht stattgefunden hätte. So war es der Italiener, der den in seiner Anfangszeit in Spanien aufgrund seiner schlechten Torausbeute zum Meme verkommenen Brasilianer einem gewissen Eden Hazard – immerhin der Rekordtransfer der Merengues – vorzog und es irgendwie schaffte, aus dem vor dem Tor zu oft unbeholfenen Südamerikaner einen unfassbaren Big-Game-Player zu formen.
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Der FIFA Intercontinental Cup 2024 wandert in die Hände von Real Madrid. Die Königlichen haben... weiterlesen
So wandelte sich der brasilianische Nationalspieler unter Ziehvater Ancelotti nicht nur nach und nach zu einem immer besseren Vollstrecker, sondern vollzog auch die Metamorphose zum absoluten „Clutch-Player“, der jederzeit in der Lage scheint, ein Spiel durch eine Einzelaktion, eine Vorlage oder eben ein Tor zu entscheiden. Wenn seine Mannschaft ihn braucht, ist Reals Nummer 7 zur Stelle. In den vergangenen Wochen, als der 24-Jährige verletzungsbedingt ein paar Spiele verpasste, kristallierte sich sogar heraus: Es ist nicht zwangsläufig Königstransfer Kylian Mbappé, der dieses Team in den entscheidenden Momenten anzuführen vermag, sondern es ist (noch) Vinícius Júnior.
Der nominelle Linksaußen bestritt während seiner Zeit bei den Königlichen bislang zwölf Finalspiele, von denen elf gewonnen werden konnten (die einzige Final-Niederlage datiert aus der Supercopa 2022/23, als man dem FC Barcelona mit 1:3 unterlag). Dabei erzielte der Brasilianer neun Treffer und bereitete fünf weitere vor, darunter unter anderem das siegbringende 1:0 gegen Liverpool im Königsklassen-Finale 2022 sowie das vorentscheidende 2:0 gegen Borussia Dortmund im Endspiel der vergangenen Saison.
Vinícius' 12 Finals
Gesamt: 8 Tore und 6 Assists in 12 Endspielen
Hinzukommen einige Tore, Vorlagen und spielentscheidende Dribblings in unzähligen Top-Spielen – unvergessen sein Hattrick im Spitzenspiel der letzten Rückrunde gegen Girona – und kritischen Momenten, die so manches Weiterkommen in den K.o.-Wettbewerben – drei Scorer im Halbfinale gegen Bayern – und einige Punkte in der Liga retteten. Insgesamt stehen so seit seiner Ankunft 2018 in Madrid mit den zusätzlich drei gewonnenen Meisterschaften 14 Titel zu Buche. Eine Bilanz, die Jota Jordi und Co. mittlerweile wohl vor Wut in ihr Kissen beißen lässt. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum kamen alle anderen spanischen Klubs nur auf 13 Titel.
Besonders beeindruckend ist jedoch, wie der Brasilianer die vergangenen Jahre in jeglichen Facetten seines Spiels gewachsen ist. Da sind auf der einen Seite natürlich die Titel, Tore und Vorlagen, aber es sind eben auch die Dinge, die sich nicht zwangsläufig an Statistiken und Zahlen festmachen lassen. So ist sowohl die Quantität als auch Qualität kreativer Momente, die überhaupt erst das Entstehen von Torchancen ermöglichen, mittlerweile ebenso hervorzuheben wie die zur Schau gestellte Effizienz in ebenjenen Momenten. Beispielhaft sei hier die Vorlage zum 1:0 gegen Pachuca erwähnt, als Vinícius den Torwart in bester Ronaldo-Nazário-Manier per Übersteiger aussteigen lässt und dennoch den Blick für den besser postierten Mbappé bewahrt. Eine Szene, die vor drei oder vier Jahren vermutlich noch schief gegangen wäre. Und all dies scheint mittlerweile nur möglich, weil Ancelotti vor knapp zweieinhalb Jahren den Mut hatte, auf diesen hoch veranlagten, aber größtenteils unglücklich agierenden Spieler zu setzen.
Und Vinícius ist eben einer der Gründe, weshalb sich Ancelotti nun als erfolgreichster Trainer in Real Madrids Geschichte bezeichnen darf – zumindest wenn man die Titel als Maßstab nimmt. Deren 15 – elf in der zweiten Amtszeit – hat „Carletto“ nun als Cheftrainer der Königlichen gewonnen und damit den legendären Miguel Muñoz (14 Titel) abgelöst. Eine Entwicklung, die vor dreieinhalb Jahren, als Zinédine Zidane seine zweite Amtszeit bei den Blancos beendete, nicht unbedingt absehbar war. Schließlich war der „Décima“-Trainer nicht wirklich ein Kandidat, wie er auf der Pressekonferenz nach dem Sieg gegen Pachuca wiederholt schmunzelnd erzählte: „Ich konnte mir das nicht vorstellen. In den Tagen, vor dem Anruf, hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt nach Madrid zurückkehren werde. Ich habe nur Anrufe gemacht, um zu schauen, ob ich einige Spieler verpflichten könnte. Ich habe das Netz ausgeworfen und sie sind mir in die Falle gegangen.“
Ancelottis 15 Titel
Und auch wenn Ancelotti bisweilen (auch zurecht) kritisiert wird, schafft er es doch immer wieder, in den entscheidenden Momenten zu liefern und das Ruder herumzureißen. Egal ob Verletztenmisere oder medialer Gegenwind, der Italiener hat am Ende des Tages doch irgendwie immer eine Antwort parat. Unter anderem, weil er es vermag, die Spieler vollkommen auf seine Seite zu ziehen und sie oftmals dazu bringt, das Vertrauen durch entsprechende Leistungen zurückzuzahlen. Oder sie auch umzufunktionieren, so haben sowohl Eduardo Camavinga als auch Aurélien Tchouaméni und Federico Valverde schon (erfolgreich) in der Abwehr ausgeholfen – neben anderen Beispielen.
Und manchmal sollen die Dinge wohl einfach so sein. So kann ein unscheinbarer Anruf ohne Hintergedanken eine neue Ära einläuten. Oder das Vertrauen in einen Spieler, weil man etwas in ihm sieht, der Startschuss für zwei gewonnene Champions-League-Finals und viele weitere Titel sein. Und diese Reise ist noch lange nicht zu Ende, genau genommen ist Reals Titeljagd für die aktuelle Saison jetzt erst so richtig gestartet: Fünf Trophäen sind noch zu vergeben, holen wollen die Königlichen diese, angeführt vom Welttrainer und dem Weltfußballer, selbstredend alle.
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