90min
·17. November 2024
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·17. November 2024
Im Winter 2017/18 sicherte sich Werder Bremen die Dienste eines 17-jährigen Sturmjuwels aus den USA: Joshua Sargent. Mit großen Hoffnungen verbunden, reifte der variabel einsetzbare Angreifer zunächst einige Monate bei der U23 der Grün-Weißen, ehe es am 07. Dezember 2018 zum Profidebüt kam - und wie. Beim wichtigen 3:1-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf traf Sargent nur zwei Minuten nach Einwechslung zum Endstand.
Spätestens als Sargent nur zwei Wochen später beim 2:3 in Leipzig erneut knipste schien klar, Werder Bremen hat hier tatsächlich ein Toptalent gefunden. Doch die Geschichte sollte sich anders weiterentwickeln. An seinen Traumstart konnte der US-Boy nach der Winterpause 2018/19 nicht mehr anknüpfen, erzielte im restlichen Saisonverlauf keinen Treffer mehr und spielte nach dem 23. Spieltag nur noch sieben Minuten.
Mit frischen Kräften aus der Sommerpause kommend, legte Sargent 2019/20 am 3. Spieltag bei seinem ersten Bundesliga-Startelfeinsatz für Werder mit einem Tor beim 3:2-Sieg gegen Augsburg erneut gut los und zählte auch in weiterer Folge häufig zur ersten Elf, doch die Entwicklung des Sturmtalents stagnierte dennoch.
In einer schweren Bremer Saison, die mit zwei dramatischen und engen Relegationsspielen gegen Heidenheim (0:0, 2:2) endete, legte Sargent nur drei weitere Tore und sechs Vorlagen nach. Wer 2020/21 auf den endgültigen Durchbruch hoffte, wurde erneut enttäuscht. Zwar bestritt Sargent erneut fast jedes Pflichtspiel, agierte vor dem Tor (sieben Treffer) aber weiterhin zu unglücklich und harmlos, womit auch er seinen Anteil am erst zweiten Bundesliga-Abstieg der Bremer Vereinsgeschichte hatte.
Obwohl Sargent in der 2. Bundesliga wohl eine tragende Rolle hätte einnehmen können, folgte im Spätsommer 2021 die Trennung. Norwich City legte 9,5 Millionen Euro Ablöse für den US-Amerikaner auf den Tisch - ein Angebot, dass die finanzschwachen Bremer nicht ausschlagen konnten. Stattdessen wurde auf Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch vertraut. Eine Entscheidung, die die Werder-Verantwortlichen nicht bereuen sollten. Doch wie lief es für Sargent seither?
Nun, der sportliche Anfang bei Norwich City war schwer. Unter Daniel Farke anfangs noch gesetzt, gab es für den US-Amerikaner in der Premier League nichts zu holen - so wie für die gesamte Mannschaft. Nur zwei Punkte standen nach zehn Spielen zu Buche, Sargent wartete noch auf seine erste Torbeteiligung. Diese sollte es erst beim 3:0-Sieg bei Watford Anfang Januar 2022 geben, als Erfolgstrainer Farke längst durch Dean Smith ersetzt worden war. Für Sargent keine einfache Zeit, er pendelte zwischen Startelf, Bank und medizinischer Abteilung. Eine Sprunggelenksverletzung beendete seine Saison schließlich vorzeitig, der Abstieg in die EFL Championship war zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin längst besiegelt.
Der zweite Abstieg in Serie für Sargent, der ihm psychisch sehr zu schaffen machte. Ein Mentaltrainer musste her - und fortan lief es für den mittlerweile 22-jährigen erstmals richtig gut: Sechs Tore in den ersten zehn Zweitliga-Spielen. Von langer Dauer war dieser Höhenflug allerdings nicht. Denn gemeinsam mit der gesamten Mannschaft fiel Sargent anschließend in ein Formtief, das Ende 2022 die Entlassung von Smith zur Folge hatte. David Wagner übernahm - nach anfänglichen Problemen für Sargent ein absoluter Glücksfall.
Denn nach dem Abgang von Vereinslegende Teemu Pukki vertraute Wagner auf Sargent als alleinige Spitze. Der US-Boy musste fortan nicht mehr die zweite Geige spielen und um einen Zielspieler herumagieren, er wurde nun selbst von seinen Mitspielern gesucht. Diese Taktik ging auf, Sargent erzielte drei Tore in den ersten vier Spielen 2023/24. "Diese Anerkennung hat meine Identität im Team gefestigt. Ich habe mich endlich in dieser Rolle eingerichtet. Ich habe es nun akzeptiert, eine Nummer 9 zu sein", sagte er damals gegenüber Footboom1.com. Dann jedoch der Schock: Knöchel-OP. Der Angreifer musste vier Monate lang zusehen, wie sich seine Mannschaft ohne ihn schwertat und im Mittelfeld der Championship rumdümpelte.
Als er dann Anfang 2024 endlich wieder mitmischen durfte, legte er los wie die Feuerwehr. Mit 13 Toren schoss Sargent Norwich City noch in die Aufstiegsplayoffs, wo jedoch gegen Leeds United und Ex-Bremen-Teamkollege Ilia Gruev Schluss war. Wagner musste gehen, Sargent blieb. Bei Norwich ist er mit einem Marktwert von 14 Millionen Euro [Quelle: Transfermarkt.de, Anm.] inzwischen zum zweitwertvollsten Spieler nach dem geliehenen ManCity-Talent Callum Doyle und zum Publikumsliebling aufgestiegen. Rein sportlich läuft es 2024/25 aber nicht mehr ganz so gut: Sargent traf erst viermal, fällt derzeit wegen einer Leisten-OP aus. Diese wird ihn wohl auch noch einige Wochen außer Gefecht setzen.
Ob es nach seiner Rückkehr noch mit dem erhofften Aufstieg in Premier League klappen wird, muss ob Tabellenplatz 14 bezweifelt werden. Auch so sieht Sargent aktuell aber wenig Grund, zeitnah etwas zu verändern: "Ich habe hier bei Norwich endlich meinen Platz gefunden, und ich fühle, dass der Respekt, den ich mir erarbeitet habe, mein Spiel gehoben hat."
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