Welche Aufgaben erwarten Jürgen Klopp? So tickt das Red-Bull-Fußballimperium | OneFootball

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·12. Oktober 2024

Welche Aufgaben erwarten Jürgen Klopp? So tickt das Red-Bull-Fußballimperium

Artikelbild:Welche Aufgaben erwarten Jürgen Klopp? So tickt das Red-Bull-Fußballimperium

Der österreichische Getränkehersteller Red Bull hat mit Jürgen Klopp ein nahmhaftes Gesicht hinzubekommen. Ab dem 1. Januar 2025 wird der frühere Trainer des 1. FSV Mainz 05, von Borussia Dortmund und des FC Liverpool 'Head of Global Soccer' und damit so etwas wie der Fußballchef des Großunternehmens, das seit 2005 auch im Fußball vertreten ist.

Mit RB Leipzig, RB Salzburg, dem Ausbildungsverein FC Liefering, den New York Red Bulls, dem brasilianischen RB Bragantino und Japan-Klub Omiya Ardija gehören insgesamt sechs Teams fest zum Red-Bull-Fußballimperium. Zudem besitzt Red Bull seit Mai 2024 auch Anteile des englischen Zweitligisten Leeds United.


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Klopp wird zu Red Bulls Fußballgesicht - und übernimmt vielfältige Aufgaben

Jürgen Klopps Aufgabenbereich ist zwar ist breit gefächert, aber insgesamt relativ leicht erklärbar. Zusammengefasst wird der Kulttrainer, der erst im Sommer beim FC Liverpool aufhörte und sich nun einer für ihn bislang völlig fremden Aufgabe widmen wird, das Gesicht aller RB-Fußballklubs.

In der offiziellen Pressemitteilung von Red Bull heißt es, dass Klopp "nicht in das Tagesgeschäft der Klubs involviert sein wird, sondern eine strategische Vision liefern und die einzelnen Sportdirektoren dabei unterstützen wird, die Philosophie von Red Bull voranzutreiben". Der Einflussbereich des Deutschen wird sich damit auch auf Scouting, Spielertraining und Trainerentwicklung erstrecken.

Klopp ist damit so etwas wie der Nachfolger von Ralf Rangnick, der von 2019 bis 2020 'Head of Sport and Development Soccer' bei Red Bull war. Der studierte Taktiker übernahm 2012 zunächst die Rolle des Sportdirektors bei RB Leipzig und Red Bull Salzburg und installierte dort einen energiegeladenen Fußballstil mit jungen Spielern. "Der Spielstil sollte einen hohen Wiedererkennungswert haben, so dass man auch an einem schlechten Tag noch erkennen kann, welchen Fußball die Mannschaft spielen will", erklärte Rangnick einst seine Philosophie.

Daran möchte Klopp, der bei all seinen Stationen junge Spieler erfolgreich weiterentwickeln konnte, anknüpfen: "Indem ich mich Red Bull auf globaler Ebene anschließe, möchte ich die unglaublichen Fußballtalente, die uns zur Verfügung stehen, entwickeln, verbessern und unterstützen", sagte Klopp nach seiner Unterschrift bei Red Bull.

Seine genauen Aufgaben erklärte Klopp wie folgt: "Ich sehe meine Rolle in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management der Red Bull-Klubs, aber letztendlich bin ich Teil einer Organisation, die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist."

Dass Klopp, der von vielen als Traditionalist angesehen wurde, die Aufgabe übernimmt, sorgte in Deutschland für Aufsehen. Allerdings outete sich der 57-Jährige schon im Sommer 2022 als Sympathisant der Red-Bull-Idee. "Ich weiß, wie sehr die Idee Rasenball, Red Bull,in der Kritik steht bei Traditionalisten im Fußball. Und ich bin auch einer. Nur finde ich, dass Leipzig keinem Traditionsverein irgendwas weggenommen hat, sondern dass sie einfach einen neuen Weg gegangen sind." Den Weg mit vielen jungen Spielern beschrieb Klopp als "eine Fußball-Idee und nicht eine Geld-Idee".

Das sind die sieben Red-Bull-Klubs

Wie bereits erwähnt wird Klopp sich nicht nur um Red Bulls deutschen Fußballstandort Leipzig, sondern um alle weltweit verteilten RB-Klubs kümmern. Als Vorreiter des RB-Imperiums gilt der Standort Salzburg, wo RB-Gründer Dietrich Mateschitz 2005 seine erste Investition im Fußball tätigte. Der Verein war zuvor unter dem Namen Austria Salzburg bekannt - und trug sogar einmal die Vorsilbe 'Casino' -, doch die Fans waren nicht begeistert von den vielen Änderungen, die Red Bull vornahm, insbesondere von der Abschaffung des traditionellen violetten Trikots zugunsten von Rot und Weiß. Salzburg hatte in seiner 72-jährigen Geschichte vor der Einführung von Red Bull drei Meistertitel gewonnen und in den folgenden zwei Jahrzehnten 14. Die zehnjährige Vorherrschaft des Klubs in der Königsklasse wurde jedoch 2023/24 von Sturm Graz gebrochen.

2006 wagte Red Bull den Sprung in die USA, hatte aber bei weitem nicht den gleichen Erfolg. Die New York Red Bulls haben seit der Übernahme nur einmal den MLS Cup erreicht und warten immer noch auf ihren ersten großen Titel. Der brasilianische Zweig des Multi-Club-Projekts, bestehend aus Red Bull Bragantino und der zweiten Mannschaft des Clubs, die in der dritten Liga spielt, wurde erst 2019 ins Leben gerufen.

Zum Red-Bull-Kosmos gehören auch der FC Liefering, RB Bragantino und Omiya Ardija. An diesen Standorten geht es vor allem um die Weiterentwicklung junger Talente an Standorten auf der ganzen Welt, die im Optimalfall zu fertigen Jungprofis für RB Leipzig entwicklelt werden. Der sächsische Standort steht bei RB an der Spitze. Ein Beleg dafür sind die Transfers von Stars wie Peter Gulacsi, Dominik Szoboszlai, Dayot Upamecano oder Konrad Laimer, die den Sprung von Salzburg nach Leipzig schaften - um teilweise später teuer an Weltklubs wie den FC Bayern oder den FC Liverpool weiterverkauft zu werden.

RB Leipzig ist jedoch nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der umstrittenste Spross der Red-Bull-Dynastie. Der Standort im Osten der Republuk wurde 2009 erschaffen. Red Bull umging die berühmte 50+1-Regel des Landes - die eigentlich verhindert, dass Unternehmen oder reiche Einzelpersonen die Mehrheit der Anteile an einem Verein besitzen -, indem es sicherstellte, dass die meisten Mitglieder des Vereins Mitarbeiter von Red Bull waren. Demokratische Strukturen wie in anderen mitgliedergeführten deutschen Fußballvereinen sucht man hier bis heute vergebens, da nicht jeder Fan Mitglied bei RB Leipzig werden kann.

Da Markennamen anders als in anderen Ligen in der Bundesliga verboten sind, steht das "RB" in RB Leipzig offiziell nicht für das Imperium des Energygetränks. Stattdessen heißt der Verein "RasenBallsport" der aber nur gewählt wurde, um die Initialen der eigenen Firma zu verwenden.

Leipzig an der Spitze der RB-Klubs: Klopp wird die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte holen wollen

Nachdem die Leipziger in ihrer Debütsaison 2016/17 unter Rangnick mit einem beeindruckenden zweiten Platz in der Bundesliga überrascht hatten, geriet das Projekt ins Stocken, bis Julian Nagelsmann das Traineramt übernahm und Leipzig bis ins Halbfinale der Champions League 2020 und im darauffolgenden Jahr erneut auf den zweiten Platz in der Bundesliga führte.

Die Leipziger haben sich über den blitzschnellen Pressingfußball, mit dem sie aufgestiegen sind, hinaus zu einer Mannschaft entwickelt, die das Ballbesitzspiel beherrscht. Der zweimalige DFB-Pokalsieger beendete die letzten sechs Spielzeiten jeweils unter den ersten Vier der Bundesliga - ein Kunststück, das sonst nur Bayern München gelungen ist. Ein Teil von Klopps Aufgabe wird zweifelsohne darin bestehen, Leipzig dabei zu helfen, endlich seinen ersten Bundesliga-Titel zu gewinnen. Auch wenn vor allem die Dortmunder Anhänger, die dem Schritt von Klopp kritisch gegenüberstehen, das nicht gerne hören werden.

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