90PLUS
·21. März 2025
Widerstandsfähiges DFB-Team geht den nächsten Schritt in Richtung Weltspitze

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·21. März 2025
Mit einem 2:1 über Italien hat die Nationalelf einen gelungenen Start in das Jahr 2025 hingelegt. Dabei bewies das DFB-Team Qualitäten einer Spitzenmannschaft.
Der Start ins Länderspieljahr 2025 ist geglückt, der einstige Angstgegner mit 2:1 in die Schranken gewiesen. Im Viertelfinalhinspiel der Nations League konnte die deutsche Nationalmannschaft gegen Italien zwar nicht über 90 Minuten überzeugen, nach dem Seitenwechsel bewiesen sowohl das DFB-Team auf dem Rasen, als auch Trainer Julian Nagelsmann jedoch Qualitäten, die einen potenziellen Titelkandidaten auszeichnen.
Der Bundestrainer hatte mit dem Mainzer-Duo Nadiem Amiri und Jonathan Burkardt für ein Novum in der Startaufstellung gesorgt, noch nie zuvor standen zwei 05er bei Anpfiff gemeinsam für Deutschland auf dem Rasen. Auch wenn gerade Ex-Leverkusener Amiri einige gute Aktionen verzeichnen konnte, blieb die Auswahl im ersten Durchgang gegen disziplinierte Italiener weitgehend harmlos und schlief beim frühen Gegentor durch Sandro Tonali im Kollektiv.
„Die erste Halbzeit war zäh. Wir waren nicht gut in der Struktur. Wir sind ein bisschen wild rumgelaufen, kaum in die Abläufe gekommen“, bilanzierte Nagelsmann nach der Partie. In der Pause zeigte der 37-Jährige aber, wieso er zu den Besten seines Fachs gehört. Der frühere Bayern-Coach merkte, dass sein Plan A nicht vollends aufging und ergänzte seinen spielerischen Ansatz um das Prinzip Brechstange. Mit Nico Schlotterbeck und Tim Kleindienst schickte der Bundestrainer die geballte Ladung Physis auf den Rasen.
Gegen die nun deutlich galligere und zweikampfstärkere DFB-Elf tat sich die Squadra Azzurra schwer, Kleindienst sorgte nach Kimmich-Flanke prompt für den Ausgleich. Durch seine Anpassungen in der Pause veränderte Nagelsmann die Statik des Duells in den ersten Minuten des zweiten Spielabschnitts komplett. Nach Abpfiff musste er sich sogar noch ärgern, dass der Effekt nicht über die vollen 45 Minuten anhielt: „Wenn wir in der 2. Halbzeit noch öfter flanken und bisschen mehr noch die Abläufe der ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit reinkriegen, schießen wir noch drei, vier Tore mehr.“
Im richtigen Moment mit den richtigen Umstellungen: Bundestrainer Julian Nagelsmann. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Doch Italien rappelte sich auf und hielt die Partie weiter offen. So konnte sich auch Oliver Baumann noch entscheidend auszeichnen: Der Torhüter von der TSG Hoffenheim wurde vom Bundestrainer zur Nummer eins erklärt und wusste zu überzeugen. In seinem erst dritten Länderspiel strahlte der 34-Jährige Ruhe aus und verhinderte in der zweiten Halbzeit mit einer starken Fußparade gegen Giacomo Raspadori den erneuten Rückstand.
Als Deutschland gerade in Führung gegangen war, wäre Kleindienst um ein Haar ein Eigentor unterlaufen, doch erneut war Baumann geistesgegenwärtig zur Stelle. „Sorry nochmal an Oli“, scherzte der Gladbacher Stürmer nach der Partie. Die Stimmung passt.
Auch bei DFB-Rückkehrer Leon Goretzka, den die Nationalhymne bei seinem ersten Länderspiel nach 16 Monaten „mehr gepackt hat“ als erwartet. Der 30-Jährige stand gleich in der ersten Elf und zahlte das Vertrauen mit einer tadellosen Vorstellung zurück. Aggressiv gegen den Ball, dynamisch, kreative Akzente in der Offensive. Bezeichnend, dass der frühere Schalker und Bochumer seine „herausragende Leistung“ in der 76. Minute mit dem Siegtreffer krönte und sich ein Extralob von Nagelsmann verdiente. Auch das zweite Tor fiel per Kopf, diesmal nach einer Ecke. Wenn die feine Klinge mal abstumpft, kann es die DFB-Elf mittlerweile auch mit dem Vorschlaghammer.
Dann halt mit der Brechstange: Tim Kleindienst und Leon Goretzka köpfen das DFB-Team zum 2:1. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Dass die Ausfälle der Schlüsselspieler Florian Wirtz und Kai Havertz nicht ins Gewicht fielen, unterstreicht zusätzlich, wie widerstandsfähig das von Nagelsmann und seinem Trainerteam geformte Konstrukt mittlerweile ist. Fehlt ein Klasse-Spieler wie Wirtz, springt mit Amiri eben einer der formstärksten Spieler der Bundesliga in die Bresche. Muss Havertz passen, brennen Kleindienst, Burkardt oder auch Deniz Undav auf ihre Chance.
Nagelsmann setzt das Leistungsprinzip konsequent um. Jeder, der im Verein überzeugt, kann sich ganz schnell mit dem Adler auf der Brust wiederfinden. Das spornt an, lange wurde vor der Kadernominierung nicht mehr über so viele potenzielle Neulinge gesprochen, wie vor der Bekanntgabe des aktuellen Aufgebots. Mit Nick Woltemade, Paul Nebel, Nathaniel Brown oder auch den Torhütern Noah Atubolu und Finn Dahmen klopfen schon die nächsten vielversprechenden Akteure an.
Über fehlende Optionen kann sich der Bundestrainer ein Jahr vor der WM wahrlich nicht beschweren. Nur ganz wenige Ausnahmekönner haben ihren Platz sicher. Der Rest muss sich angesichts der enormen Kaderbreite immer und immer wieder neu beweisen. Das hebt die Qualität in den Spielen, in den Trainingseinheiten und auch in der Bundesliga. Es stand schonmal bedeutend schlechter um die Nationalmannschaft.
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)