
Vertikalpass
·19 May 2025
Es wäre mehr drin gewesen …

Vertikalpass
·19 May 2025
Sport-Vorstand Fabian Wohlgemuth sagte bei DAZN vor dem Augsburg-Spiel, der VfB sei im Soll. Ziel sei gewesen, möglichst früh 40 Punkte zu erzielen. Trainer Sebastian Hoeneß bezeichnete nach dem Leipzig-Spiel die Saison als „ordentlich“, man müsse auch berücksichtigen, wo man her kommt. Der VfB kommt allerdings von Platz 2 und sind die Aussagen der beiden VfB-Verantwortlichen deshalb nicht ein wenig unambitioniert? Es klingt ein bisschen danach, als ob der neunte Tabellenplatz in der Liga als Erfolg verkauft werden soll.
Denn klar ist auch: Selten war es so einfach, in die Champions League zu kommen.
In den letzten zwölf Jahren hat es neben der aktuellen Saison nur eine weitere Spielzeit gegeben, in der man mit 57 Punkten einen Platz erreicht hat, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Vor allem die verheerende Heimbilanz in der Rückrunde verhinderte eine bessere Platzierung. Drei Heimsiege mehr und der VfB wäre erneut in der Königsklasse. Heidenheim, Gladbach, Bremen, Wolfsburg, Hoffenheim, Mainz: In zu vielen Heimspielen wurden Siege regelrecht hergeschenkt.
Die Qualifikation für die Champions League in dieser Saison ins Visier zu nehmen, ist keine überzogene Anspruchhaltung – Stichwort „schwieriges Umfeld“ – der VfB blieb in vielen Spielen dieser Saison vielmehr deutlich unter seinen Möglichkeiten. Der Kader wurde stark verbreitert, die Einnahmen aus den Transfers von Guirassy, Anton und Ito wurden in die Mannschaft investiert. Und es wurde genau deshalb investiert, um den Flow fortzusetzen und sich eben nicht „nur“ mit einem einstelligen Tabellenplatz zufrieden zu geben.
Im Februar noch stand der VfB auf Platz vier und dann begann eine fast drei Monate andauernde (Ergebnis-)Krise. Die wurde ruhig und unaufgeregt moderiert, insgesamt jedoch zu(?) spät gebrochen. Eine konsequente Aufarbeitung ist notwendig, es muss genau hingeschaut werden, was die Gründe waren. An der Mannschaft und ihrer mentalen Verfassung nach dem Champions League-Aus gegen Paris? An der generellen Spielidee? An der Kaderplanung mit durchaus diskutablen Entscheidungen, gerade in der Defensive?
Eine Bewertung der Saison kann natürlich nicht ohne den Pokal vorgenommen werden. Die Platzierung in der Bundesliga, isoliert betrachtet, ist bei den Möglichkeiten des VfB eine Enttäuschung. Ein Pokalsieg, ein Titel nach 18 Jahren, würde alles überstrahlen. Er würde die Saison 2024/2025 mit Highlights in der Champions League krönen.
Der Shooting Star des VfB: Nick Woltemade war in dieser Saison selten zu halten.
Der Titel wäre zweifellos ein historischer Moment. Er würde Emotionen freisetzen, Euphorie entfachen und mit der Bundesligasaison versöhnen. Aber er darf nicht als Deckmantel dienen. Für teilweise schwache Leistungen. Für den Einbruch in der Rückrunde. Für womöglich strukturelle Probleme. Der VfB sollte sich nicht mit weniger zufrieden geben, als möglich war.
Deshalb ist der Einzug ins Pokalfinale noch kein Erfolg. Es zählt nur der Sieg. Lasst uns den letzten Schritt gemeinsam gehen. Damit die Mannschaft des VfB den Pokal für uns in den Berliner Himmel strecken kann.
Bilder: Selim Sudheimer/Getty Images (Aufmacher) und Sebastian Widmann/Getty Images (Artikelbild)