Nach Fabel-Saison der Werkself-Männer: Können die Frauen nachziehen? | OneFootball

Jedem Fußballfan dürfte die letzte Saison der Herrenmannschaft von Bayer Leverkusen in Erinnerung geblieben sein. Mit Xabi Alonso an der Seitenlinie entwickelte sich Leverkusen zu einer Spitzenmannschaft und gewann zwei Titel. Ungeschlagen beendeten sie die Saison in der Bundesliga und reckten auch den DFB-Pokal in den Berliner Nachthimmel. Die Entwicklung der Mannschaft war beeindruckend - Alonso wurde zum Helden, gemeinsam schrieben sie Geschichte.

Der Aufstieg an die Spitze des deutschen Fußballs soll aus Sicht der Leverkusener und ihrer Fans noch lange anhalten - am besten für immer. Doch nicht nur die Männer wollen mit den Giganten aus München und mittlerweile ganz Europa mithalten, auch die Frauenmannschaft hat sich viel vorgenommen. Der Start ist gelungen: Leverkusen steht ungeschlagen auf dem dritten Platz.

Kristin Kögel - Spielerin des Monats September

Vor allem Kristin Kögel hat maßgeblichen Anteil an der aktuellen Form der Werkself. Kögel wurde von 90min zur Spielerin des Monats gewählt und gab in einem spannenden Interview Einblicke in die laufende Saison mit ihrer Mannschaft.

Der FC Bayern München, der VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt gehören zu den großen Drei im deutschen Frauenfußball. Aktuell führt die SGE die Tabelle an - die letzten beiden Meisterschaften gingen an den FCB und die Wölfinnen gehören seit Jahren zur deutschen Spitze.

Das Niveau in der Liga steigt und auch die vermeintlich kleineren Vereine ärgern die Favoritinnen immer öfter und können ihnen Punkte abnehmen. Immer mehr Vereine scheinen ernsthaft daran interessiert zu sein, ihre Frauenmannschaft zu unterstützen. Können die Frauen der Werkself bald ähnliche Erfolge feiern wie die Männer in der vergangenen Saison?

Im Interview mit Kögel wurde schnell klar, dass es im Team der Leverkusenerinnen nicht nur fußballerisch, sondern auch abseits des Platzes harmoniert: "Wir haben viele Leute aus ganz unterschiedlichen Ländern, aus verschiedenen Nationalitäten. Das ist natürlich auch etwas Besonderes und da harmoniert es einfach." Die lange Vorbereitungszeit im Sommer habe der Mannschaft geholfen, sich zu finden und davon profitiere man jetzt.

Von der Meisterschaft träumt man in Leverkusen in dieser Saison sicherlich nicht, aber die Mannschaft will sich weiter verbessern und die nächsten Schritte machen: "Da wollen wir hinkommen. Dass wir konstant werden und dass wir auch den Abstand zu den Top-Teams nach oben verringern. Dass wir da den nächsten Step machen." Auch der Verein scheint immer mehr Interesse am Frauenfußball zu haben: "Es tut sich auch sehr viel im Verein, wird immer mehr investiert."

Bayer Leverkusen hat vor allem international nicht die Strahlkraft des FC Bayern München. Der FCB steht seit Jahrzehnten für große Erfolge, hin und wieder auch für ein wenig Drama - nicht umsonst entstand der Name FC Hollywood - der FC Bayern wurde zu einer Weltmarke und dominierte im Männerfußball über ein Jahrzehnt die Bundesliga. Im vergangenen Jahr wird Bayer ein wenig Blut geleckt haben - so viel Aufmerksamkeit wie in der vergangenen Saison hat der Verein selten erfahren. Sicher haben die Verantwortlichen auch den Boom des Frauenfußballs mitbekommen, der großes Potenzial hat. Die 25-Jährige jedenfalls sieht das Potenzial in ihrer Mannschaft und verlängerte auch deshalb vor rund einem halben Jahr ihren Vertrag: "Ich will den Weg weitergehen. Ich sehe die Entwicklung, ich sehe auch das Potential, dass der Verein hat in der Frauen-Bundesliga, aber natürlich auch für mich persönlich die nächsten Steps zu gehen."

Angesprochen auf den Erfolg der Männermannschaft sagte Kögel: "Es war schon sehr cool, dass man in diesem historischen Jahr - letztes Jahr - Teil war oder Teil ist und auch zum Verein dazu gehört, war natürlich auch für uns Mädels sehr besonders das mitzuerleben und natürlich hat man auch Schnittstellen mit den Männern und ist natürlich immer schön, wenn der Verein einfach Erfolg hat." Ob sie schon von der Champions League träume? Die Antwort war eindeutig: "Natürlich wäre es cool. Champions League steht auf jeden Fall auch noch auf meiner Liste. Ich möchte gerne in meiner Karriere mal noch Champions League spielen. Wenn’s mit Bayer klappt, wäre es natürlich umso schöner." Zuerst einmal müsse man aber die "Konstanz reinbringen" und das klappt in dieser Saison bislang sehr gut, auch wenn erst wenige Spieltage der laufenden Saison absolviert sind. Im Gegensatz zum VfL und dem FC Bayern spielen weder die Eintracht noch Leverkusen international, was auch eine Last weniger bedeutet und in Liga und Pokal von Vorteil sein kann.

Vergleiche im Fußball sind schwer und nicht immer fair, denn die Frauenmannschaft soll nicht andauernd mit die der Herren verglichen werden. Die Geschichte soll nicht nochmal erzählt werden, sie sollen ihre eigene schreiben. Und da sind sie im Moment auf einem guten Weg. Und vielleicht reckt die Werkself ja eine Throphäe schon früher in die Höhe, als der eine oder andere glaubt.