MillernTon
·8 January 2025
MillernTon
·8 January 2025
Dem FC St. Pauli stehen im Kampf um den Klassenerhalt wichtige Wochen bevor. Ist der FCSP dafür gut gerüstet?(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Nach gerade einmal drei Wochen Pause geht es schon wieder weiter. Die Winterpause ist diese Saison so kurz wie selten. Entsprechend entschied man sich beim FC St. Pauli bereits frühzeitig dazu, auf ein Trainingslager zu verzichten. Das machten auch die meisten anderen Bundesliga-Clubs so, nur drei von 18 nutzten die spielfreie Zeit und fuhren in ein Trainingslager.
Der FC St. Pauli blieb also in Hamburg und bereitet sich an der heimischen Kollaustraße auf den knallharten Auftakt nach der Winterpause vor. Nach rund zehn Tagen Pause startete man in die ebenso lange Vorbereitungsphase. Zeit für tiefgreifende Veränderungen am Spielstil bietet diese Phase keineswegs, höchstens leichte taktische Anpassungen dürften machbar sein. Wenn Teams also bereits vor Jahreswechsel im taktischen oder körperlichen (Aufbau Grundlagenausdauer) Bereich Probleme hatten, dann wird diese Winterpause nicht viel daran geändert haben können.
Zwar ist die dreiwöchige Pause für den intensiven Ausdauer-Aufbau ungeeignet, doch dem FC St. Pauli wird sie trotzdem gutgetan haben. Weil man auf dem Zahnfleisch in die Winterpause gekrochen ist. Die Liste an verletzten Spielern war extrem lang, der Kader an etlichen Stellen löchrig. Und er ist es immer noch. Weil von den langzeitverletzten Spielern bisher einzig Ben Voll zurückgekehrt ist. Von einer wirklichen Entspannung der personellen Situation kann also keine Rede sein. Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels…
Denn im Vergleich zum letzten Spiel vor Jahreswechsel (welches mit 1:0 in Stuttgart gewonnen wurde), kehren auch Eric Smith und Scott Banks zurück ins Team und Jackson Irvine dürfte seine Verletzung voll auskuriert haben. Bei weiteren Spielern ist in den ersten Tagen des neuen Jahres ein deutlicher Schritt nach vorne zu sehen gewesen. Connor Metcalfe und Karol Mets befinden sich wieder im Lauftraining. Einen Schritt weiter sind Robert Wagner und Elias Saad, die in dieser Woche sogar wieder Teile des Team-Trainings absolvieren, Saad ist dabei dem Zeitplan der Reha-Maßnahmen voraus. In der anstehenden Englischen Woche werden diese Spieler wohl noch kein Thema für den Spieltagskader sein. Doch ihre Rückkehr scheint näher als das Erblühen der ersten Krokusse.
Eine Stellschraube, an der trotz der kurzen Pause gedreht werden kann, hat der FC St. Pauli dann aber noch bedient: Mit Noah Weißhaupt, Abdoulie Ceesay und James Sands hat der Club gleich drei neue Spieler verpflichtet. Mit diesen Neuzugängen wird versucht, Lücken im Kader zu schließen. Ceesay soll dem Kader mehr Flexibilität in der Offensivzentrale verschaffen. Weißhaupt wird auf der offensiven Außenbahn benötigt, wo aus der Not teilweise positionsfremde Spieler wie Robert Wagner zum Einsatz kamen. Sands soll den verletzungsanfälligen Smith entlasten, dürfte aber auch im defensiven Mittelfeld einen Platz finden, wo es ebenfalls extreme Personalprobleme zum Ende des letzten Jahres gab.
Ob diese drei Neuzugänge aber Soforthilfen sein können? Das wäre gut, denn gerade in den ersten Wochen nach der Winterpause ist jede Hilfe für den FCSP extrem wichtig. Der Spielplan ist mit den Duellen gegen Bochum, Heidenheim, Berlin und Augsburg bis Anfang Februar brutal und verzeiht eigentlich keine Fehler. Der FC St. Pauli muss sofort ans maximale Leistungsniveau herankommen. Für die langzeitverletzten Spieler dürfte das zu früh kommen. Und für die Neuzugänge?
James Sands und Abdoulie Ceesay kennen die Bundesliga nicht, haben noch nie auf so einem hohen Niveau gespielt und zudem hatten ihre Ex-Clubs wochenlang keine Pflichtspiele zu bestreiten. Ob sie daher direkt zum Auftakt nach der Winterpause eine gewichtige Rolle beim FCSP spielen, ist höchst ungewiss, aber es ist auch alles andere als ausgeschlossen. In jedem Fall dürfte Noah Weißhaupt für die dringend benötigte Entlastung auf der offensiven Außenbahn sorgen.
So dramatisch die personelle Situation des FC St. Pauli vor der Winterpause auch gewesen und so angespannt sie weiterhin ist: Die Spiele selbst waren Mutmacher. Was auch daran liegt, dass sich einzelne Spieler im Verlauf der letzten Monate immer besser in der Bundesliga zurechtgefunden haben. Philipp Treu ist da ein gutes Beispiel. Der Linksverteidiger zeigte in den Wochen vor Weihnachten seine wohl besten Leistungen im FCSP-Trikot, hat sich zum absoluten Leistungsträger entwickelt. Auch Hauke Wahl, Dapo Afolayan und Morgan Guilavogui konnten ihre Leistungen zum Jahresende deutlich steigern. Erfahrung macht ziemlich viel aus, auch für Alexander Blessin, der das Team und seine Tücken nun viel besser kennen dürfte als noch zu Saisonbeginn. Somit gibt es berechtigten Anlass zu hoffen, dass dieser Trend weitergehen wird und bis zum Saisonende immer mehr Spieler ihre Leistungen verbessern können. Entsprechend darf man hoffen, dass die Punkteausbeute des FC St. Pauli steigt.
Philipp Treu hat sich beim FC St. Pauli dank konstant guter Leistungen zu einer unverzichtbaren Säule entwickelt. // (c) Stefan Groenveld
Das muss sie aber auch, trotz guter Ausgangsposition. Denn rechnet man die aktuelle Punkteausbeute hoch (14 Punkte nach 15 Spielen), dann kommt man am Saisonende auf rund 32 Punkte. Eine Ausbeute, die in den letzten zehn Jahren nur zweimal den Klassenerhalt bedeutet hätte – und achtmal den direkten Abstieg. Damit das nicht passiert, muss der FC St. Pauli besonders offensiv zulegen, was mit der zunehmenden Bundesliga-Erfahrung, den Verpflichtungen von Ceesay und Weißhaupt, sowie der baldigen Rückkehr von Saad hoffentlich einhergehen wird.
Die aktuelle Tabellensituation, die sich abzeichnende Entspannung der personellen Situation, die Neuzugänge – es gibt vieles, was zur Vorfreude auf den FC St. Pauli in der Bundesliga im Jahr 2025 beitragen kann. Doch der Wind kann sich extrem schnell drehen, sollten die Ergebnisse im Januar nicht stimmen. In vier der ersten fünf Spiele geht es gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Anders als der Saisonbeginn (drei Niederlagen in Serie) sollte der Jahresauftakt also unbedingt auch Punkte für den FC St. Pauli bringen. Dann ist vorsichtiger Optimismus beim Blick auf das Frühjahr angebracht.
// Tim
Alle Beiträge beim MillernTon sind gratis. Wir freuen uns aber sehr, wenn Du uns unterstützt.
// Teile diesen Beitrag mit Deinem Social Media Account (Datenübertragung erfolgt erst nach Klick)
Live