RaBa Leipzig vs. FC St. Pauli 2:0 – Ohne Lösung, aber mit zwei Toren | OneFootball

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MillernTon

·10 February 2025

RaBa Leipzig vs. FC St. Pauli 2:0 – Ohne Lösung, aber mit zwei Toren

Article image:RaBa Leipzig vs. FC St. Pauli 2:0 – Ohne Lösung, aber mit zwei Toren

Zwar zeigte der FC St. Pauli erneut eine defensiv sehr stabile Vorstellung, doch die Leipziger Effizienz war zu viel für den FCSP.(Titelfoto: Maja Hitij/Getty Images/via OneFootball)

Wenn Spielberichte und Spiele völlig egal werden:Der FC St. Pauli erklärte am Sonntagabend, dass kurz nach dem Auswärtsspiel in Leipzig ein langjähriger Fan und Begleiter des Clubs verstorben ist. Wir wünschen den Angehörigen ganz viel Kraft.


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Die Aufstellung

Viele Szenarien wurden im Vorwege durchdacht, aber dass Carlo Boukhalfa die Position vorne rechts vom verletzten Morgan Guilavogui übernehmen würde, damit hatte zumindest ich überhaupt nicht gerechnet. Vor Anpfiff erklärte Alexander Blessin dann am DAZN-Mikro, was er sich von Boukhalfa auf dieser Position erwarte: Er solle „schwimmen“ und immer wieder „die Tiefe suchen“ – nach dem Spiel lautet das Fazit: naja.Der zweite personelle Wechsel beim FC St. Pauli war hingegen viel eher erwartet worden: Für den verletzten Manos Saliakas kam Siebe Van der Heyden in die Startelf. Weitere Wechsel gab es nicht.

Auf Seiten von Leipzig gab es satte fünf personelle Wechsel. In der Innenverteidigung wurden Klostermann und Bitshiabu durch Geertruida und Lukeba ersetzt. Im defensiven Mittelfeld starteten Haidara und Kampl anstelle von Seiwald und Baumgartner. So weit, so erwartbar. Etwas überraschend saß aber auch Openda auf der Bank – Nusa startete auf der Position rechts vorne.

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Aufstellung beim Spiel Leipzig gegen FC St. Pauli

RBL: Gulacsi – Geetruida, Orban, Lukeba – Baku, Haidara, Kampl, Raum – Nusa, Xavi – Sesko

FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Treu, Irvine, Sands, Van der Heyden – Boukhalfa, Eggestein, Weißhaupt

Leipzig ohne Lösungen, aber mit zwei Toren

Hätte, hätte, Fahrradkette – der FC St. Pauli startete gut in die Partie und hätte in Person von Jackson Irvine bereits nach wenigen Augenblicken in Führung gehen können. Einen Freistoß in der dritten Minute bekam Leipzig nicht verteidigt, der FCSP setzte gut nach, doch der Abschluss des Kapitäns wurde geblockt. Es war der einzige von überhaupt nur fünf Torschüssen in der ersten Halbzeit. Das Problem: Zwei davon landeten im Netz, beide für Leipzig, jener von Irvine nicht.

Das ist natürlich total ärgerlich, dass der FC St. Pauli zur Halbzeit mit 0:2 hinten lag und nur zwei Torschüsse zuließ. Denn die Tatsache, dass Leipzig überhaupt nur zu zwei Abschlüssen kam, sagt über das Spiel sehr viel mehr aus, als der Stand von 0:2 es vermuten lässt. Der FCSP verteidigte konzentriert gegen das Team von Marco Rose, hatte das Aufbauspiel des Gegners nahezu komplett im Griff. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Leipzig herzlich wenig einfiel, das Team sehr verunsichert wirkte.

FC St. Pauli sorgt für Patt-Situation

Gegen den Ball ordnete sich der FC St. Pauli im gewohnten 5-2-3 an. Die Struktur der Leipziger war ziemlich klar erkennbar, wurde vom FCSP im 5-2-3 sehr gut aufgenommen. Bei Leipziger Ballbesitz stellten sich die drei Offensivspieler den drei Leipziger Innenverteidigern entgegen. Und das Leipziger Abwehr-Trio schien wirklich so gar keine Ahnung zu haben, was sie mit dem Ball machen sollten. Dass sich diese Patt-Situation in den ersten Spielminuten ergab, ist extrem bemerkenswert. Denn der FC St. Pauli sorgte auch gegen Augsburg mit genau diesem Verhalten für so eine Situation beim gegnerischen Aufbau.

Eine Lösung, um gegen dieses kompakte Defensivverhalten des FC St. Pauli besser zurechtzukommen, ist entweder eine sehr breite Positionierung der drei Innenverteidiger oder der Spielaufbau mit einer Viererkette. Nur letzteres wurde umgesetzt – und das auch erst konsequent mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Unverständlich, dass ein Team wie Leipzig quasi die gesamte erste Halbzeit benötigt, um zur gleichen Feststellung zu kommen wie Augsburg in der Vorwoche und das nicht bereits vorher anders angeht. Auf der anderen Seite ist es sicher auch auf dem Platz etwas anderes als in der Video-Analyse, wenn es gegen den FC St. Pauli geht. Das hat sich ja nicht erst in den letzten Partien gezeigt, wie stark der FCSP verteidigen kann.

Als Reaktion auf diese Patt-Situation bewegten sich die beiden Sechser, Kampl und Haidara, mit zunehmenden Verlauf mehr gen eigene Hälfte. Diesen Bewegungen folgten Sands und Irvine konsequent. Dadurch öffnete sich theoretisch Raum vor der Fünferkette des FCSP. Und genau dort agierten auch Xavi und Nusa, die beide eher im Zehnerraum als auf den offensiven Außenbahnen aktiv waren. Allerdings war der FC St. Pauli auch darauf vorbereitet: Wahl und Nemeth waren immer auf dem Sprung, um gegen die beiden Leipziger Zehner zu verteidigen. Und da die letzte Kette des FCSP relativ hoch stand, war der Raum ohnehin eher klein, in den Leipzig hätte reinspielen können. Und dann war das gesamte Team auch (fast) immer wachsam, wenn die Leipziger zu Tiefenläufen ansetzten. Es war also einmal mehr sehr gute Defensivarbeit des FC St. Pauli, die dafür sorgte, dass der Gegner nur ganz selten den Weg zum Tor fand.

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Das einfallslose Aufbauspiel von Leipzig

Bei Leipziger Ballbesitz organisierte sich der FC St. Pauli in einem 5-2-3 mit sehr engen Abständen zwischen den Ketten. Leipzig versuchte mit hochschiebenden Außenverteidigern und fallenden Zehnern günstige Situationen im Zentrum zu erschaffen. Der FC St. Pauli zeigte sich sehr gut auf das Leipziger Aufbauspiel vorbereitet, reagierte zumeist fein abgestimmt mit vorwärtsverteidigenden Halbverteidigern und vorschiebenden Sechsern. Weil Leipzig nur wenig in den Positionen rotierte, konnte der FCSP recht mannorientiert agieren, was dem Team von Blessin in der aktuellen Form entgegenkommt.

Keine 14 Sekunden zwischen Leipziger Pfosten und FCSP-Netz

Doch es gab leider bis in die Schlussphase hinein genau zwei Momente, in denen der FC St. Pauli eben nicht so kompakt stand, um Leipzig keine Torgelegenheiten zu ermöglichen. Die erste entstand ausgerechnet direkt nach einem Konter des FCSP. Eine Flanke von Eggestein wurde von Lukeba fast ins eigene Tor abgefälscht, Gulacsi parierte mit Hilfe des Pfostens klasse. Keine 14 Sekunden später stand es 1:0 für Leipzig. Denn bei dem Gegenkonter fand Xavi mit einem Pass Sesko links im FCSP-Strafraum. Eine gute, aber alles andere als überragende Schussposition für den Leipziger Stürmer. Nemeth wollte den drohenden Torabschluss unbedingt blocken, setzte zur Grätsche an, die dann aber ins Leere lief. Danach hatte Sesko nur noch wenig Probleme, zur Leipziger Führung einzuschieben. Blessin erklärte später, dass Nemeth die Situation anders verteidigen müsse: „Da muss er nicht reinrutschen. (…) Das war zu übermotiviert, das weiß er auch.“

Dieses 0:1 aus Sicht des FC St. Pauli führte zwar nicht zu großen Veränderungen, denn Leipzig hatte auch danach weiter große Probleme, den Weg ins letzte Drittel zu finden. Aber der FCSP fand nun offensiv bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit gar nicht mehr statt. Ballgewinne gab es zwar genug, weil Leipzig auch weiterhin offensiv fürchterlich ideenlos unterwegs war und dem FCSP damit einen großen Gefallen tat. Doch viel zu oft war der gewonnene Ball dann auch schnell wieder weg.

Leipzig nutzt einzigen Moment der Unordnung zum zweiten Treffer

In der 35. Minute gab es dann die einzige Situation während des Leipziger Spielaufbaus, die vom FC St. Pauli nicht gut verteidigt wurde. Bitter, dass daraus dann auch gleich das 0:2 entstand. Leipzigs Innenverteidiger Orban spielte einen seltenen Ball in die Tiefe. Dort hatte sich Sesko selbst den Raum geschaffen, indem er erst gen eigene Hälfte lief, um dann in die Tiefe zu starten. Ob er den Ball mit der Hand annahm? Zumindest ist es der Oberarm gewesen. Aber da Schiedsrichter Badstübner ja nicht einmal klarste Handspiele als solche erkennt, ist es wohl vermessen, in dieser Situation einen Pfiff zu erwarten.

Doch dieses womögliche Handspiel in der Situation war nicht das primäre Problem. Sesko spielte in der Folge raus zu Baku, zu dem sich mit Smith, Nemeth und Van der Heyden gleich drei Spieler aus der Fünferkette orientierten (was mindestens einer zu viel ist) – und in dessen Rücken war plötzlich Sesko vogelfrei. Baku fand Sesko, der fand Xavi – 0:2. Ein extrem ärgerliches Gegentor. Zu gerne hätte ich gesehen, wie Leipzig weiterhin mit dem knappen Vorsprung ein eigenes Aufbauspiel aufziehen will. Daran wären sie vermutlich auch weiterhin gescheitert. Doch mit einem 2-Tore-Vorsprung konnte sich das Team merklich zurücknehmen.

Mit Saad ändert sich das Spiel

Zwei Leipziger Torschüsse, zwei Tore – der FC St. Pauli hatte mit dem ungewollten Torschuss von Lukeba sogar drei Schüsse auf das Leipziger Tor in der ersten Halbzeit. Denn kurz vor Ende des ersten Abschnitts knallte Weißhaupt einen Ball noch so dermaßen an die Latte, dass sich diese am liebsten freiwillig ins ‚concussion protocol‘ begeben hätte. Doch es fehlten Zentimeter, wie bereits beim Schuss von Lukeba. So ging es mit dem 0:2 in die Pause. Leipzig bot nicht viel, aber holte aus den wenigen Offensivaktionen leider das Maximum heraus.

Am Spiel änderte sich mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit ein bisschen was. Zum einen waren die Leipziger Offensivbemühungen nun noch etwas abwartender. Das Team von Marco Rose schaltete in eine Art Verwaltungsmodus, erspielte sich weiterhin wenig Situation im gegnerischen Drittel. Da half es auch nicht, dass Leipzig nun konsequent mit einer Viererkette aufbaute, weil Kampl nun immer in die Kette fiel. Der FC St. Pauli fand offensiv weiterhin nur in ganz wenigen Momenten statt. Es war ein äußerst zäher Start in die zweite Halbzeit. Das änderte sich dank einer Einwechslung.

FCSP-Druckphase – aber ohne Chancen

Denn in der 55. Minute kam Elias Saad für den leider völlig blassen Carlo Boukhalfa in die Partie (zudem wurde auch Adam Dźwigała für den Gelb-vorbelasteten Van der Heyden eingewechselt). Für „Blessin-Verhältnisse“ war das ein sehr früher Wechsel. Abgesehen von verletzungsbedingten Wechseln gab es zuletzt am 3. Spieltag gegen den FC Augsburg eine solch frühe personelle Veränderung. Damals kam übrigens auch Elias Saad in die Partie – und sowohl in Augsburg als auch in Leipzig veränderte dieser Wechsel das Spiel.

Fortan wurde der FC St. Pauli druckvoller. Es ist schon ziemlich plakativ, aber Saad war vor allem in den ersten Minuten nach seiner Einwechslung eigentlich an jeder Offensivaktion mitbeteiligt – sein Impact auf das FCSP-Offensivspiel war immens. Interessant, dass sich Leipzig dem FC St. Pauli in einer nahezu identischen Formation entgegenstellte, das Rose-Team aber wesentlich schlechteren Zugriff hatte. Das dürfte zum einen an den flexibleren Bewegungen des FCSP gelegen haben, aber eben auch daran, dass die Leipziger Spieler bei der Arbeit gegen den Ball nicht ganz so motiviert wirkten.

Article image:RaBa Leipzig vs. FC St. Pauli 2:0 – Ohne Lösung, aber mit zwei Toren

Nein, auch diese Gelegenheit konnte der FC St. Pauli nicht im Leipziger Tor unterbringen.

(Stuart Franklin/Getty Images/via OneFootball)

Leipziger Platzverweis lähmt FCSP-Spiel

Saad war es dann auch, der sich in der 69. Minute nach einem starken Ballgewinn auf den Weg Richtung Leipzig-Tor machte und dabei von Orban per Grätsche regelwidrig gelegt wurde. Eine klare Notbremse. Jegliche Diskussion, ob Seiwald den Ball noch hätte erreichen können halte ich für Quatsch angesichts der Entfernung und des Tempos von Saad.Doch das Überzahlspiel führte dann in den ersten Minuten leider eher zu einer Art Lähmung der FCSP-Offensivbemühungen. Leipzig zog sich nun stark zurück, der FC St. Pauli schien sich erst an diese veränderte Situation gewöhnen zu müssen.

Es dauerte bis zur 86. Minute, ehe es eine erste richtige Chance für den FC St. Pauli in der zweiten Halbzeit gab: Irvine kam aus exzellenter Position zum Kopfball, setzte diesen aber zu zentral, er landete direkt in den Armen von Gulacsi. Zwei Minuten später scheiterte auch Eggestein per Kopf am Leipziger Torwart. Es waren die einzigen zwingenden Chancen des FCSP im zweiten Abschnitt. Für eine Aufholjagd eines 0:2-Rückstandes ist das zu wenig gewesen.

Auf dem richtigen Weg

So verliert der FC St. Pauli also mit 0:2 in Leipzig, hätte sich in einer wilden Schlussphase auch nicht über einen weiteren Gegentreffer beschweren dürfen. Es ist eine Niederlage, bei der dem Team aufgezeigt wurde, was passieren kann, wenn es nicht gelingt, über die volle Spielzeit das eigene Tor ausreichend zu verteidigen. Das ist bitter, aber weit nicht jedem Team gelingt es, so effizient mit den eigenen Chancen umzugehen, wie den Leipzigern an diesem Sonntag. „So ein Spiel kann anders laufen, wenn man die Chancen von uns sieht“, lautet das Fazit von Alexander Blessin am DAZN-Mikro, der den Blick wenige Sätze später gleich wieder nach vorne richtete: „Dann holen wir die Punkte halt woanders.“

So ist es. Unaufgeregte News: Der FC St. Pauli verliert beim viertplatzierten Team der Bundesliga, weil der Gegner nicht viel besser, sondern effizienter war. Wenn man gegen solche Teams die eigenen Gelegenheiten nicht nutzt und dieser genau das tut, dann hat der FCSP einfach kaum die Möglichkeit, etwas Zählbares zu holen. Das ist scheiße, wie jede andere Niederlage auch. Aber die Art und Weise – defensiv stabil, auch gegen einen individuell hochklassigen Gegner – ist keine, die das Team vom Weg abbringen wird und sollte. Immer weiter vor!// Tim

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