
Rund um den Brustring
·15 March 2025
Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Leverkusen-Experte Sebastian Bergmann von der Rheinischen Post

Rund um den Brustring
·15 March 2025
Zum Abschluss des Spieltags kommt Meister Leverkusen am Sonntagabend nach Stuttgart. Wie es beim aktuell Tabellenzweiten aussieht, verrät uns Experte Sebastian Bergmann von der Rheinischen Post.
Rund um den Brustring: Hallo Sebastian und vielen Dank, dass Du dir wieder Zeit für unsere Fragen nimmst. Am Dienstagabend schied Leverkusen gegen die Bayern aus der Champions League aus. Wieviel hat man sich in diesem Wettbewerb ausgerechnet, gerade nachdem man die Ligaphase ja als bester deutscher Verein abgeschlossen hat?
Sebastian: In der Ligaphase hat Bayer unter anderem zuhause gegen beide Mailänder Teams gewonnen und den nicht zuletzt wegen der vergangenen Saison guten internationalen Ruf bestätigt. Zudem war es der erste Einzug in die K.o.-Runde seit 2016/17. Allerdings hatte sich in den Spielen bei den absoluten Top-Teams in Liverpool (0:4) und bei Atlético Madrid (1:2) schon angedeutet, dass es für den ganzen großen Wurf in dieser Saison wohl nicht reichen würde. Dass nun schon im Achtelfinale gegen die Bayern Endstation war, ist für den Klub kein Weltuntergang – das kann passieren. Was allerdings an den Spielern und Verantwortlichen nagt, ist die Art und Weise, wie man sich aus dem Wettbewerb verabschiedet hat. Nach der zuvor makellosen Bilanz unter Xabi Alonso gegen die Bayern war man nun in Hin- und Rückspiel recht chancenlos. Was das betrifft, hatte man sich unterm Bayer-Kreuz definitiv mehr erhofft.
In der Liga konnte man aus der überraschenden Heimniederlage des Tabellenführers auch kein Kapital schlagen und verlor gegen Bremen. Wie kam es zur zweiten Saison-Niederlage und wie schätzt Du die Chancen auf eine Titelverteidigung ein?
Die Niederlage gegen Bremen war das Resultat individueller Fehler, der Formdelle bei einigen Leistungsträgern und fehlendem Fokus zwischen den Königsklassen-Partien gegen die Bayern. In Leverkusen sieht man die Chancen auf die Titelverteidigung realistisch, auch wenn es natürlich wie immer heißt: „So lange es rechnerisch möglich ist…“ Aber dass München den Leverkusenern noch einmal so eine Steilvorlage bietet, ist schwer vorstellbar. Das Ziel dürfte nun sein, die Vizemeisterschaft so früh wie möglich zu sichern.
Bleibt noch der Pokal, wo man Anfang April auf Bielefeld trifft und in einem möglichen Finale dann hoffentlich auf den VfB. Wäre man in Leverkusen auch “nur” mit einer Trophäe zufrieden?
Absolut. Nach mehr als 30 Jahren ohne Titel wäre eine Saison, an deren Ende das Achtelfinale der Champions League, die Vizemeisterschaft und der DFB-Pokalsieg stünde, ein Erfolg – trotz der herausragenden Doublespielzeit im Vorjahr. Sollte das mit dem erneuten Triumph in Berlin indes nicht klappen, wäre das schon ein schmerzhafter Rückschlag.
Im Spiel gegen Bremen verletzte sich Florian Wirtz und fällt vorerst aus. Wie groß ist die Lücke, die er aktuell hinterlässt, Deiner Meinung nach?
Dass Florian Wirtz ein begnadeter Fußballer ist und zu den besten der Welt gehört, bedarf keiner Diskussion mehr. Sein Ausfall bedeutet eine erhebliche Schwächung für das Team. Er ist Topscorer, unermüdlicher Arbeiter und Ideengeber der Werkself. Dass Bayer ihn nicht ersetzen kann, liegt auf der Hand. Zudem hat er in dieser Saison noch einmal besser gespielt als im zweifelsfrei schon starken Meisterjahr. In engen Spielen ist er derjenige, der den Unterschied machen kann. Wobei Bayer auch ohne den 21-Jährigen über genügend Qualität im Kader verfügt, eine Top-Bundesligamannschaft aufzustellen.
In den letzten drei Pflichtspielen blieb Leverkusen jeweils ohne Tor — vermutlich auch ein Novum unter Xabi Alonso. Momentaufnahme oder Trend?
Insgesamt stand sogar in fünf der vorangegangenen sieben Pflichtspiele vorne die Null. Mit Ausnahme des wirklich starken Auftritts in Frankfurt (4:1) haperte es zuletzt im Spiel nach vorne und auch bei der Chancenverwertung – egal in welcher Besetzung. Der Trend spricht gegen die Werkself. Dass die Offensive zum chronischen Problem wird, ist indes schwer vorstellbar.
Der VfB gewann nur eines der letzten sieben Liga-Spiele und zwar gegen Champions-League-Viertelfinalisten Dortmund, zeigte aber auch gegen die Bayern eine größtenteils ansprechende Leistung. Was für ein Spiel erwartest Du am Sonntagabend?
Ich erwarte erneut eine Partie auf taktisch-spielerisch gutem Niveau. Es treffen zwei Mannschaften mit vergleichbaren Spielphilosophien aufeinander. Ein klarer Favorit ist nicht auszumachen. Nicht zuletzt aufgrund der Ereignisse in den vorangegangenen Duellen ist wieder von einem intensiven Spiel auszugehen.
Wo siehst Du vor dem Spiel die Stärken und Schwächen Leverkusens?
Die Werkself kann ihre Gegner durch ihr Spiel im Ballbesitz mürbe machen, verfügt aber auch über ausreichend Optionen fürs gepflegte Konterspiel und ist zudem stark im Gegenpressing. Den aus der Vorsaison etablierten hohen Standard in der Defensive konnte sie nicht halten und hat schon jetzt mehr Gegentore als im gesamten Meisterjahr. Nimmt man zentrale Spieler wie Granit Xhaka aus der Partie und überbrückt schnell das Mittelfeld, kann man Leverkusen Schwierigkeiten bereiten.
Wie auch Sebastian Hoeneß werden Xabi Alonso immer wieder Wechselgerüchte nachgesagt, was bei erfolgreichen Trainern natürlich nicht ausbleibt. Glaubst Du, Alonso steht auch nächste Saison noch an der Seitenlinie? Und falls nicht, hältst Du es für möglich, dass man bei Bayer dann nach Stuttgart schaut?
Dass Real Madrid in dieser Woche mit Trainer Carlo Ancelotti das Viertelfinale der Champions League erreicht hat, dürften die Klubverantwortlichen in Leverkusen zufrieden zur Kenntnis genommen haben. Derzeit spricht aber auch einfach mehr dafür, dass Alonso tatsächlich noch ein Jahr bei Bayer bleibt. Er hat zuletzt mehrfach betont, dass er noch immer ein junger Trainer sei und dazulernen müsse. Das kann er im Rheinland freilich deutlich besser als bei einem internationalen Spitzenklub. Hier kann er sich ohne Nebengeräusche ganz auf Fußball konzentrieren. Das wäre in Madrid anders. Im vergangenen Jahr hat er Ende März verkündet, zu bleiben. Auch in diesem Jahr könnte es zu einem ähnlichen Zeitpunkt soweit sein – dann wissen wir mehr. Sebastian Hoeneß passt sicher ins Anforderungsprofil beim Werksklub und dürfte daher auf der Liste potenzieller Nachfolger weiter oben stehen. Trotzdem war das Thema schon mal heißer als es aktuell ist.
Zum Abschluss: Dein Tipp für Aufstellung und Ergebnis?
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Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images
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