Miasanrot
·1 de enero de 2025
Miasanrot
·1 de enero de 2025
Der Kader des FC Bayern hat weiterhin Baustellen. Neben Kimmich, Musiala und Kane fehlt es an Weltklasse. Und jünger muss der Kader werden. Diesen Umbruch werden Eberl und Freund aber kaum im Winter beheben können. Um die drei verbleibenden Titel der Saison wird das aktuelle Team kämpfen müssen.
24 Pflichtspiele hat der FC Bayern und Vincent Kompany absolviert. Bis Ende Mai stehen neunzehn weitere Spiele in der Bundesliga und bis zu elf Spiele in der Champions League auf dem Programm. Im Anschluss folgt im Juni die Club-WM mit weiteren drei bis sieben Spielen in den USA.
Richten wird es größtenteils der aktuelle Kader. Er dürfte zumindest für die Menge an Spielen gerüstet sein. Ob die Qualität in der Spitze für den ganz großen Wurf und den “Titel dahoam” reicht, bleibt abzuwarten. Immerhin sollte sich die Personalknappheit in der Defensive durch die Rückkehr der Langzeitverletzten Itō und Stanišić entspannen.
In der Winterpause 2023/24 hatte sich Miasanrot dem komplexen Thema Kaderanalyse in drei Teilen gewidmet:
Den Kadercheck wiederholen wir mit Blick auf die laufende Saison. Vom 1. Januar bis zum 3. Februar 2025 ist das Transferfenster der Bundesliga geöffnet. Der FC Bayern wird laut Aussagen von Max Eberl nach dem Spiel in Mainz kaum aktiv werden. Eine nachvollziehbare Planung. Die bestehenden Baustellen lassen sich kaum im Wintertransferfenster schließen.
Der FC Bayern will vor allem eins: gewinnen. Dafür braucht er sehr, sehr gute Fußballer. Wir unterteilten die Stars des Teams in zwei Tiers:
Jeder Kader braucht die richtige Mischung aus Bienenköniginnen und Drohnen. Es braucht die richtige Mischung an Ribérys und Rafinhas. Zu viele Superstars sind ein Problem. Zu wenige allerdings auch. Beim FC Bayern ist derzeit letzteres der Fall.
Die Wahl zum Ballon d’Or ist in erster Linie eine Show-Veranstaltung. Eine Benchmark für den Status und die internationale Wertschätzung von Fußballprofis ist sie dennoch. So schafften es bei der Wahl 2013 sechs Triple-Sieger des FC Bayern unter die Top-23: Franck Ribéry (Platz 3), Arjen Robben (8), Philipp Lahm (14), Bastian Schweinsteiger (17), Thomas Müller (19) und Manuel Neuer (23).
2013 war keine reine Titel-Wahl. Auch 2015 und 2016 schafften es fünf und vier Bayernspieler unter die Finalisten. Von einer solchen internationalen Anerkennung ist der FC Bayern derzeit weit entfernt. 2024 schaffte es nur Harry Kane unter die Top-30.
Jamal Musiala ist zweifelsfrei ein weiterer Weltklassefußballer im Kader. Und Joshua Kimmich gehört nach dieser Hinrunde ebenfalls ohne Frage ins oberste “Tier”. Aber dahinter klafft eine Lücke. Thomas Müller und Manuel Neuer genießen für ihre Karrieren ein hohes Renommee, dem sie sportlich nicht mehr gerecht werden.
An Stars im zweiten Tier mangelt es dem FC Bayern weiterhin nicht, wenn alle Spieler fit sind. Vielleicht spielen Alphonso Davies, Dayot Upamecano oder Michael Olise sich in Zukunft ganz nach oben. Noch gehören sie nicht zu diesem elitären Zirkel. Falls sie es nicht schaffen, wird Max Eberl nachbessern müssen.
Ergebnis: Der Kader des FC Bayern verfügt über ausreichend viele gute und sehr gute Spieler. Doch neben Kimmich, Musiala und Kane fehlen zwei absolute Weltklassespieler im Kader.
Die Anzahl von Spielern aus Tier 1 und Tier 2 ist eine notwendige, aber keine hinreichende Voraussetzung für eine ausgewogene Zusammenstellung des Kaders. Im zweiten Check wird überprüft, ob die Superstars und Stars alle Feldpositionen 1,5-fach besetzen.
Warum 1,5-fach? Wir hatten gezeigt, dass im Schnitt nur 17 Feldspieler über 1000 Einsatzminuten und nur 12 über 2000 Minuten pro Saison kommen. Mit einer 1,5er-Quote wird eine gute Balance aus Konkurrenz und Zufriedenheit erreicht. Beispiel für die beiden Positionen in der Innenverteidigung: Vier Star-Verteidiger mit dem Anspruch auf regelmäßige Startelfeinsätze (und mit entsprechenden Ablösen und Gehältern) wären einer zu viel. Nur zwei wären zu wenig.
Innenverteidigung: Kim und Upamecano sind nach ihrer starken Vorrunde gesetzt. In der Vorrunde fehlten Trainer Kompany die Alternativen. Eric Dier ist das im aktuellen System nur eingeschränkt. Auf die Verletzungen von Itō und Stanišić sowie den Wechsel von de Ligt nicht reagiert zu haben, war mutig von Eberl und Freund. Vielleicht zu mutig. Kim stand in allen 24 Spielen in der Startelf, Upamecano 22-mal. Es war ein Vabanque-Spiel. Die 1,5er-Quote war nicht erfüllt.
In der Rückrunde sollen Hiroki Itō und Josip Stanišić als Alternativen bereitstehen. Wenn sie fit sind. Und wenn sie nicht als Außenverteidiger gebraucht werden.
Außenverteidigung: Alphonso Davies und Raphaël Guerreiro auf links, dazu Itō. Stanišić, Konrad Laimer und Sacha Boey und ebenfalls Guerreiro auf der rechten Seite. Die Breite ist vorhanden. Aber fraglich bleibt, ob einer der vier Kandidaten das Niveau hat, das der FC Bayern dauerhaft für die Stammelf auf der rechten Seite erwartet. Auch hier hätten Eberl und Freund nach der Verletzung von Stanišić und dem Abgang von Mazraoui reagieren können, aber nicht müssen.
Zentrales Mittelfeld: Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlović, dahinter João Palhinha als erste Alternative. Drei Stars für zwei Positionen: reicht.
Vier Offensive: Michael Olise, Jamal Musiala, Leroy Sané, Harry Kane, Kingsley Coman und Serge Gnabry sind derzeit die sechs Kandidaten mit realistischen Startelfchancen, wenn alle fit sind. Thomas Müller ist nicht weit dahinter. Das erfüllt die Quote.
Ergebnis: In der Innenverteidigung keine vollwertige Alternative zu Kim und Upamecano zu haben, war zu riskant. Für die Rückrunde reicht es dann, wenn Itō und Stanišić fit genug sind, um mit ihnen zu planen. Auf den anderen Positionen war der Kader ausreichend besetzt.
Die 1,5-fache Besetzung der Positionen reicht für das Gros der Spiele. Zur Belastungssteuerung und Absicherung braucht es Backups aus Tier 3. Tier 3 umfasst die Ergänzungsspieler.
Ihre Rolle im Kader ist klar: Sie springen bei Verletzungen oder Pausen der Superstars und Stars ein. Das Rafinha-Contento-Tier. In diesem Tier werden so viele Spieler gebraucht, dass die Tiers 1 bis 3 zusammen mindestens 22 Spieler umfassen und alle Positionen doppelt besetzt sind.
Nicht in der Abbildung enthalten sind Sacha Boey und Sven Ulreich sowie die Talente aus dem vierten Tier. Boey mit frischer Verletzung fiel in dieser Darstellung herunter.
Ergebnis: Der Kader des FC Bayern ist breit genug aufgestellt.
Vielleicht ist der Kader des FC Bayern nicht nur breit genug, sondern sogar zu breit. Zu breit, um den Trainer sanft dazu zu bringen, noch öfter auf Talente zu setzen.
In den 24 Pflichtspielen kamen fünf U21-Spieler zum Einsatz. Drei dieser fünf Spieler sind Musiala, Pavlović und Tel, die bereits zu den etablierten Spielern gehören. Von den Talenten, die noch keine feste Rolle im Kader haben, schafften es nur Arijon Ibrahimović und Adam Aznou zu Kurzeinsätzen und insgesamt 16 beziehungsweise 11 Minuten Einsatzzeit.
Ist es strategisch richtig, dass Guerreiro, Goretzka und Gnabry zusammen auf knapp 3000 Einsatzminuten kommen während es für Aznou, Aséko Nkili und Asp-Jensen zusammen nur für die 11 Minuten von Aznou gereicht hat? Oder wären hier mehr Einsätze für die Youngster die kurzfristig riskante, aber mittelfristig erfolgversprechendere Vorgehensweise?
Die fehlenden Minuten für Talente tragen mit dazu bei, dass der FC Bayern im Durchschnitt ein relativ altes Team auf den Rasen schickt. Gegenüber der letzten Saison blieb das Durchschnittsalter der eingesetzten Spieler nahezu konstant und beträgt 27,7 Jahre.
Zwar gibt es kein zu jung oder zu alt per se, und der FC Bayern ist kein Ausbildungsverein. Beides sind triviale Erkenntnisse, die am Thema vorbeigehen. Die Franzosen bei der Weltmeisterschaft 2018, der FC Bayern 2013 oder Chelsea 2021: Regelmäßig erreichen relativ junge Mannschaften große Erfolge.
Von den letzten zwölf Champions-League-Siegern waren elf jünger als das aktuelle Bayern-Team. Einzig die Mannschaft von Real Madrid 2022 war ebenfalls 27,7 Jahre alt.
Die richtige Mischung an erfahrenen und jungen Spielern scheint ein Erfolgsrezept zu sein. Den angekündigten großen Umbruch hat Max Eberl bisher nicht umgesetzt. Olise ist der einzige Neuzugang mit relevanter Einsatzzeit, der das Durchschnittsalter senkt.
Ergebnis: Der Kader des FC Bayern ist weiterhin ein bisschen zu alt und zu undurchlässig für Talente.
Die Achse Kimmich-Musiala-Kane braucht sich auch international nicht zu verstecken. Davies, Kim und Upamecano bilden dahinter ein starkes Defensivkorsett.
Für die rechte Abwehrseite stehen unterschiedliche Optionen bereit. Neben Kimmich stehen Kompany unterschiedliche Spielertypen zur Verfügung. Für die Flügel aus Olise, Sané, Gnabry und Coman auswählen zu können, ist weiterhin ein Luxusproblem, Form und Fitness vorausgesetzt.
Aber das Gute ist oft der Feind des Besseren. Der Kader des FC Bayern gehört nicht mehr zur absoluten Weltspitze. Mindestens ein, besser zwei weitere Unterschiedspieler würden dem Kader gut tun. Gleichzeitig ist dieser Kader breit mit erfahrenen Profis aufgestellt, sodass Talente vom Campus nicht viele Chancen bekommen.
Das könnte Eberl tun: mehr Spitze, weniger Breite, mehr Talente. Aus 3G wird AAA.
Weniger Guerreiro, Goretzka und Gnabry in der zweiten und dritten Reihe („3G“), dafür ein neuer Elitespieler wie Florian Wirtz („Triple-A“) und mehr Raum für Talente („3xA“: Aznou, Aséko Nkili, Asp-Jensen). Die 3.000 Hinrunden-Minuten von Guerreiro, Goretzka und Gnabry würden sich zukünftig auf 2.000 Minuten eines Weltklassespielers und 1.000 Minuten mehrerer Talente verteilen.
Dann erhöht sich die Chance auf einen Kader, der in Europa auch dank Eigengewächsen wieder zu den besten drei gehört.