
Miasanrot
·1 de mayo de 2025
Georgia Stanway im Interview: „Die besten drei Jahre meiner Karriere“

Miasanrot
·1 de mayo de 2025
Georgia Stanway ist unumstrittene Stammspielerin bei den FC Bayern Frauen – und kann trotz Verletzung Historisches schaffen. Im großen Exklusiv-Interview verrät sie, warum der FCB für sie so besonders ist.
Die Nachricht war ein großer Schock für die FC Bayern Frauen: Stammspielerin Georgia Stanway verletzte sich Ende Januar schwer am Knie. Es ist die erste schwere Verletzung für die Engländerin, die seit Sommer 2022 für die Münchnerinnen spielt.
Eine Verletzung zur Unzeit. Für den FC Bayern, für Stanway selbst und für die englische Nationalmannschaft. Schließlich steht im Sommer die Europameisterschaft in der Schweiz an und England, amtierender Europameister und Vize-Weltmeister, hat große Ziele.
Wir haben Georgia Stanway vor dem DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen zum großen Exklusiv-Interview getroffen. Ein Gespräch über die aktuelle Saison, den Abgang von Trainer Straus, Tattoos und Gesangseinlagen am Marienplatz.
Miasanrot: Frau Stanway, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?
Georgia Stanway: Mir geht es gut. Ich mache Fortschritte, auch wenn die Reha viel anstrengender ist als normales Training. Ich fühle mich gut, habe viele Leute, die mich unterstützen, das erleichtert die Sache sehr. Mein Traum wäre immer noch die Teilnahme an der Europameisterschaft im Sommer.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie in der Bundesliga-Saison noch zum Einsatz kommen?
Ich glaube, Einsätze in der Bundesliga kommen für mich noch zu früh. Da wir bereits Meister sind, muss ich auch nichts überstürzen. Das gibt mir die Möglichkeit, die Reha in Ruhe voranzutreiben.
Lächeln bitte! Die FC Bayern Frauen feiern die dritte Meisterschaft in Folge
(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images for DFB)
Sie haben am Wochenende die dritte Meisterschaft in Folge gewonnen. Wie bewerten Sie die Saison?
Wenn wir das Double gewinnen, wäre das im Frauenbereich die beste Saison der Vereinsgeschichte, wir haben ja zu Beginn der Saison schon den Supercup gewonnen. Und auch persönlich habe ich viel gelernt in dieser Spielzeit: Ich muss mir manchmal in Erinnerung rufen, dass ich trotz meiner Verletzung 50 Prozent der Saison und über 1.000 Minuten gespielt habe. Natürlich ist es enttäuschend, dass ich etwa in den Spielen gegen Lyon oder im DFB-Pokalhalbfinale gegen Hoffenheim nicht spielen konnte. Trotzdem hatte ich meinen Anteil daran, wie die Mannschaft heute dasteht.
Und in der Reha habe ich auch viel über meinen Körper gelernt und wie er funktioniert. Ich habe gelernt, die kleinen Erfolge, die man in der Reha-Phase feiert, wertzuschätzen. Außenstehende wissen vielleicht nicht, wie wichtig diese Momente sind. Ich hatte diese Saison meine erste Operation. Es war sogar meine erste Verletzung, noch nie stand ich meinem Team so lange nicht zur Verfügung. Von daher war es eine sehr schwierige Saison, aber ich bin stolz darauf, wie ich in der ersten Saisonhälfte gespielt habe und mit der Situation rund um meine Verletzung umgegangen bin.
Wer stand Ihnen während den letzten Monaten zur Seite?
Ich habe ein großes Netzwerk an Unterstützern: Meine Familie, meine Agentur, einen Mentor und einer der wichtigsten Menschen in dieser Zeit ist mein Reha-Trainer im Verein, Moritz Lemmle. Er ist jemand, der sehr einfühlsam ist. Er versteht genau, wie meine Situation ist, er kennt die guten und die schlechten Seiten. Wenn ich einen schlechten Tag habe, hat er auch einen schlechten Tag, denn er ist sehr mitfühlend. Wenn ich es sogar noch zur Europameisterschaft schaffen sollte, dann schulde ich ihm sehr viel!
Um noch einmal auf die sportliche Situation zurückzukommen. Was fehlt der Mannschaft noch, um die engen Spiele wie in der Champions League gegen Lyon zu gewinnen? Lag es nur an der Vielzahl an Verletzungen, die das Team vor dem Spiel erlitten hat?
Verletzungen gibt es in jeder Mannschaft. Ich glaube nicht, dass man es allein daran festmachen kann. Natürlich haben in diesem Spiel Glódís, einige andere Spielerinnen und ich gefehlt, aber wir haben im Kader genug Spielerinnen mit Qualität. Es ist eher eine Frage von Kleinigkeiten. Besonders im ersten Spiel gegen Lyon hatten wir Chancen, aber wir waren nicht in der Lage, sie zu nutzen. Auf der anderen Seite hat Lyon aus einem Angriff gleich ein Tor erzielen können und daraus Schwung mitgenommen.
Es geht um Details. Lyon war in der Lage, uns aus dem Spiel zu nehmen. Wie waren in der ersten Hälfte des Auswärtsspiels um Längen besser, wir haben dominiert, wir haben sie zurückgedrängt, wir haben hoch gepresst. Ich bin davon überzeugt, dass es in der zweiten Halbzeit, wenn wir sie noch 20 Minuten länger in Schach hätten halten können, sicher knapp geworden wäre. Aber in solchen Spielen geht es um die Feinheiten, es geht darum, in den entscheidenden Momenten clever zu sein.
Die Begeisterung für den Frauenfußball wird immer größer. Der FC Bayern Campus ist immer ausverkauft und auch die Wünsche der Fans nach Selfies und Autogrammen nehmen zu. Mit der zunehmenden Popularität steigt aber auch die Erwartungshaltung an das Team. Wie gehen Sie persönlich damit um?
Das gehört alles dazu. Wenn wir den Frauenfußball ständig weiterentwickeln, sind diese Dinge völlig logisch – und ja auch ein Beleg für die tolle Entwicklung.
Wir werden jetzt auch das erste Spiel der neuen Saison in der Allianz Arena spielen, was meiner Meinung nach ein weiterer, großer Schritt für uns und unsere Fans ist. Wir wollen natürlich, dass so viele Menschen wie möglich zu unseren Spielen kommen können. Der FC Bayern Campus ist etwas begrenzt in der Kapazität, daher ist es schön, nun erneut in der Allianz Arena zu spielen. Diese Bühne ist auch das Resultat unserer Leistungen. Wir wollen die Leute begeistern, und je besser das gelingt, desto mehr wollen zu uns ins Stadion.
Als Sie das erste Mal die Meisterschaft auf dem Marienplatz feierten, sangen Sie gemeinsam mit Lina Magull „Sweet Caroline“. Welchen Song geben Sie bei der diesjährigen Meisterfeier zum Besten?
Ob ich wieder dasselbe Lied singe, weiß ich noch nicht. Vielleicht. Oder „Tage voller Sonne“. Das singen wir immer vor dem Warmup, das bedeutet uns viel.
Die FC Bayern Frauen sind bereits Meister. Die Männer könnten, wie 2023, noch nachziehen.(Foto: Nathan Zentveld/Getty Images)
Lassen Sie uns ein wenig über Ihren Wechsel nach München sprechen. Was war Ihr erster Gedanke, als Sie vom Interesse des FC Bayern gehört haben?
Ich war positiv überrascht, denn ich habe mich schon immer für den deutschen Fußball interessiert. Spielerinnen, zu denen ich aufgeschaut habe, waren Anja Mittag oder Dzsenifer Marozsán – beide fand ich Weltklasse! Mit der Jugendnationalmannschaft haben wir einige Male gegen Deutschland gespielt und das war immer eine Mannschaft, die sehr schwer zu schlagen war.
Aber ich habe eigentlich nicht daran gedacht, in der Bundesliga zu spielen. Ich war glücklich bei Manchester City, war dort für eine sehr, sehr lange Zeit. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem ich bereit für etwas Neues war, für eine neue Kultur. Und dann hat sich Bayern für mich interessiert. Die Wechselentscheidung war dann eigentlich ein No-Brainer. Die Verantwortlichen beim FC Bayern haben sehr aufrichtiges Interesse gezeigt und mich schnell überzeugt.
Der Wechsel nach München war für mich eine Gelegenheit, neu anzufangen. Ich hatte in Manchester das Gefühl, dass ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich mich nicht mehr verbessern und weiterentwickeln würde. Der Wechsel zum FC Bayern war erfrischend, ich kannte hier niemanden. Es war eine gute Gelegenheit, direkt ins kalte Wasser zu springen.
Als Sie den Transfer nach München verhandelten, war Jens Scheuer noch Trainer. Mit Ihrer Ankunft in München trafen sie allerdings auf Alexander Straus. Wer hat die Vertragsverhandlungen mit Ihnen geführt?
Ich habe größtenteils mit Bianca Rech gesprochen. Jens Scheuer habe ich bei einem Videoanruf kennengelernt.
Waren Sie überrascht über den Trainerwechsel?
Das hat damals keine übergeordnete Rolle gespielt, ich kannte Jens Scheuer nicht wirklich und ich kannte Alexander Straus nicht wirklich. Aber als ich nach München kam, war das vielleicht sogar ein Vorteil, dass auch der Trainer neu im Verein war. Mit der Rolle und der Verantwortung, die Alex mir übertragen hat, bin ich sehr glücklich und ich glaube nicht, dass ich das unter vielen Cheftrainern bekommen hätte.
Was war für Sie die größte Herausforderung als Sie nach München wechselten – abseits und auf dem Spielfeld?
Für mich war der Fußball eigentlich eine der einfachsten Aufgaben, da ich ankam und mein Spiel spielen konnte. Ich glaube, ich habe nur zwei oder drei Spiele gebraucht, um mich in diesem Umfeld sicher zu fühlen, meine Rolle zu verstehen und zu wissen, was von mir erwartet wird. Abseits des Platzes war es herausfordernder: die fremde Sprache, eine Wohnung zu finden, wo man sich wohl fühlt und solche Dinge. Und natürlich fehlen mir meine Freunde und meine Familie.
Wie ist es jetzt, nach drei Jahren, um Ihre Deutsch-Kenntnisse bestellt?
Meine Erwartungen, die Sprache schnell zu verstehen, waren ein bisschen zu optimistisch. Deutsch zu lernen ist super schwierig. Für mich ist es natürlich perfekt, dass wir meist Englisch im Team sprechen, aber das macht es im Alltag natürlich nicht leichter (lacht).
Alexander Straus betont immer wieder, dass Neuverpflichtungen etwas Zeit brauchen, um den Spielstil zu verstehen und sich an den Rhythmus des Teams zu gewöhnen. Sie hingegen waren sofort Teil der Startelf. Woran liegt das und wie unterscheidet sich die Art des Fußballs, der in München gespielt wird im Vergleich zu anderen Teams?
Ich denke, ich war in der glücklichen Lage, dass Alex mir sofort vertraute. Alex hat an meine Fähigkeiten geglaubt, vor allem im Spiel mit dem Ball. In meinen ersten zweieinhalb Spielzeiten habe ich mit Sarah Zadrazil an meiner Seite gespielt, und wir haben uns sehr schnell gut ergänzt.
Wir haben unterschiedliche Fähigkeiten und haben schnell verstanden, wie wir zusammen spielen müssen. Bei mir und Sarah hat es einfach Klick gemacht, und ich denke, dass wir beide viele Minuten gespielt haben, weil wir eine Verbindung zueinander aufgebaut haben.
Können Sie das genauer erklären?
Mir gefällt es, Pässe zu spielen, den Ball nach vorne zu bringen, zu dribbeln. Sarah hingegen lebt in der Arbeit gegen den Ball mehr auf, sie sichert mich und die anderen Offensivspielerinnen ab. Meiner Meinung nach wird Sarah von vielen Leuten unterschätzt, es ist enorm, was sie dem Team gibt und wie sie auf dem Platz arbeitet.
Ich persönlich kann mich glücklich schätzen, dass ich so viel Vertrauen im Team und vom Trainer genieße. Alex verlangt viel von mir, wenn es darum geht die Linien zu durchbrechen, die freien Räume zu finden und den Rhythmus zu bestimmen. Es lastet eine Menge Druck auf mir, aber ich genieße diese Rolle sehr.
Bild mit Seltenheitswert: Sarah Zadrazil (in schwarz) und Georgia Stanway sind sich uneinig.(Foto: Laurence Griffiths/Getty Images)
Alexander Straus legt viel Wert darauf, dass Positionen auf dem Platz besetzt werden, es ist für ihn nicht so wichtig, wer diese Positionen besetzt. Wie empfinden Sie diese Freiheit?
Ich finde, das ist sehr wichtig. Diese Freiheit erlaubt uns, so zu spielen, wie wir es spielen wollen. Es hat uns schon Zeit gekostet, die Positionswechsel und die Übergänge zu finden und dafür zu sorgen, dass es so flüssig wie möglich funktioniert. Aber wenn es uns gelingt, ist es fast unmöglich, gegen uns zu verteidigen.
Was ist Ihre Lieblingsposition auf dem Platz? Sie können sowohl auf der Sechser-, Achter- und Zehnerposition spielen?
Die Position, die ich in den letzten drei Jahren beim FC Bayern spiele: die Sechserposition, aber etwas offensiver ausgerichtet.
Können Sie noch einen kleinen Einblick in die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem englischen Fußball geben? Was sind die größten Unterschiede?
Ich denke, die WSL setzt im Moment den Standard dafür, wie sich der Frauenfußball entwickeln sollte. Die Liga ist Vorreiter, ist finanzstark und lotet Grenzen aus. Das sollten sich andere Länder anschauen und sich fragen: Wie arbeiten sie, wie schaffen sie es, regelmäßig so viele Fans zu erreichen, welche Marketingstrategien nutzen sie?
Ich denke, das ist etwas, das wir uns ansehen müssen. Der Erfolg der WSL ist natürlich auch ein Resultat der erfolgreichen Europameisterschaft 2022. Hätten wir dieses Turnier nicht in England ausgerichtet und gewonnen, bin ich mir nicht sicher, ob der Aufschwung so groß gewesen wäre, wie er jetzt ist. Aber jetzt gibt die englische Liga den Ton an. Die Verantwortlichen wissen, was nötig ist, um einen Verein zukunftsfähig zu machen. Sie wissen, was man braucht, um an die Spitze zu kommen und dieses Niveau zu erreichen. Es geht nur darum, wie man es aufrechterhalten kann.
Und ich denke, es ist nicht schlecht, sich zu vergleichen. Es ist nicht schlecht, sich zu fragen: Okay, wie machst du das? Denn das erlaubt uns, offen zu sein, und es erlaubt uns, ehrlich unseren Status Quo zu beurteilen.
Sie sind in Ihrer dritten Saison bei Bayern München und Ihr Vertrag läuft im Sommer 2026 aus, wie sehen Ihre Pläne mit dem FC Bayern aus und wann können wir mit Ihrer Vertragsverlängerung rechnen?
Die letzten drei Jahre waren die besten drei Jahre meiner Karriere. Das Verhältnis zu den Spielerinnen, zum Trainerstab, zu den Verantwortlichen – ich weiß nicht, ob ich das irgendwo anders nochmal so finden werde, weil es hier etwas ganz Besonderes ist. Wir werden sehen, was im kommenden Jahr passiert.
Für viele überraschend hat Alexander Straus seinen Abgang zum Sommer angekündigt. Wie haben Sie erfahren und wie war Ihre erste Reaktion?
Alex und Jay (Bianca Rech, Anm. d. Red.) haben es uns in den Tagen nach dem Frankfurt-Spiel persönlich gesagt und erklärt. Es kam überraschend, aber wir hatten dann Zeit, darüber zu sprechen und zu reflektieren. In der Woche darauf galt der Fokus dann wieder dem anstehenden Ligaspiel gegen Freiburg.
Welche Auswirkungen hat der Abschied auf Ihre eigene Zukunft?
Keine. Das gehört zum Fußball dazu. Dass Alex mir geholfen hat in meiner persönlichen Entwicklung steht außer Frage. Das gleiche gilt für das gesamte Team. Wir haben vieles zusammen erreicht und es ist schön, dass wir uns immer daran erinnern können. Und ein Titel kommt im Pokal hoffentlich zum Abschluss noch dazu. Am Ende können wir alle auf dem Rathausbalkon feiern.
Anderes Thema: Sie haben ein ungewöhnliches Hobby. Sie tätowieren gerne. Wie ist es dazu gekommen?
Ich denke, es ist wichtig für mich, dass ich etwas außerhalb des Fußballs habe, auf das ich mich konzentrieren kann, etwas, das mich vom Spiel ablenkt, etwas, auf das ich mich voll konzentrieren kann. Ein komplett anderer Bereich, in dem ich an nichts anderes denke. Das alles gibt mir das Tätowieren.
Es gibt mir die Ruhe, aber auch einen kleinen Adrenalinschub. Das Gefühl, ein Tattoo zu stechen, das dem Auftraggeber gefällt, ist eines der großartigsten Gefühle. Tätowieren war für mich schon immer cool. Es war schon immer Teil der Familie. Meine Brüder und mein Vater haben sich schon immer dafür interessiert.
Was ist schlimmer? Der Druck, den entscheidenden Elfmeter in einem wichtigen Spiel zu schießen oder der Druck, eine perfekte Linie, eine perfekte Grafik zu tätowieren?
Das ist eine gute Frage und lässt sich natürlich nicht wirklich vergleichen. Einen Elfmeter zu verschießen, ist eines der schlimmsten Dinge, aber ich weiß, dass es auf dem Spielfeld noch zehn andere Leute gibt, die die Situation bereinigen oder mir dabei helfen können. Beim Tätowieren hingegen, wenn ich einen Fehler mache, habe ich wahrscheinlich etwas auf dem Körper von Jemandem für eine sehr lange Zeit ruiniert.
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Sie haben einmal in einem Interview gesagt, dass Sie in Ihrer Freizeit am liebsten nichts tun, was mit Fußball zu tun hat. Liegt das auch an dem enormen, Druck unter dem Fußballerinnen mittlerweile stehen?
Ich denke es ist sehr wichtig, für sich ein Gleichgewicht zu finden. Wenn man zur Arbeit kommt, redet man pausenlos über Fußball. Man könnte sechs, sieben Stunden am Tag über Fußball reden. Für mich ist es wichtig, nach Hause zu kommen und auch andere Themen im Leben zu haben.
Bleiben wir bei der Freizeit: Was ist das Beste in München, das Sie gerne nach Großbritannien übertragen würden?
Gute Frage. Ich glaube, Deutschland und England sind sich gar nicht so unähnlich. Hier gibt es viel Natur, viele Berge, viel Wasser. Es war also keine so große Umstellung, hierher zu ziehen. Ich komme vom Land, deshalb genieße ich es, in München zu sein und ich genieße die Ruhe hier. Ich wohne außerhalb der Stadt, weil ich den Trubel und die lauten Geräusche nicht so sehr mag. Nach England würde ich wahrscheinlich die Stadt München und den Verein FC Bayern mitnehmen, dann hätte ich meine Familie in der Nähe und auch all diese fantastischen Menschen von hier in der Nähe (lacht).
Wie haben Sie sich persönlich und als Sportlerin seit Ihrem Umzug nach München verändert?
Ich glaube, ich habe mich in den letzten drei Jahren sehr weiterentwickelt, nicht nur als Fußballerin, sondern auch als Mensch. Wie ich schon sagte, muss man einfach ins kalte Wasser springen, und genau das habe ich hier getan.
Ich war auf mich allein gestellt und musste mir etwas einfallen lassen. Man lernt, sich in seinem eigenen Raum wohlzufühlen, man lernt, sich allein zu Hause wohlzufühlen, und versucht herauszufinden, was für einen funktioniert. Man muss neue Freunde finden und mit Leuten in Kontakt treten.
In England war ich vielleicht eher verschlossen. Es lag nicht immer in meiner Natur, eine neue Spielerin willkommen zu heißen, während ich hier die neuen Spielerinnen proaktiv willkommen heißen und integrieren will, sie zum Essen einladen will, meine Dienste oder meine Hilfe anbieten will.
Insgesamt sieben Jahre spielte Georgia Stanway für Manchester City(Foto: Andrew Couldridge/Pool via Getty Images)
Ich habe auch das Gefühl, dass ich ein bisschen erwachsener geworden bin. Ich denke, dass ich durch meine Führungsrolle im Team auch gelernt habe, wie man sowohl Lob als auch konstruktive Kritik verteilen kann. Ich habe das Gefühl, dass ich als Mensch und als Spielerin gewachsen bin.
Auf dem Spielfeld müssen Sie als Mittelfeldspielerin kreative Lösungen finden. Auf der anderen Seite müssen Sie sehr präzise im Passspiel und bei der Positionierung sein. Dieser Konflikt besteht aus meiner Sicht auch beim Tätowieren. Wie viel Individualität verträgt ein Tattoo?
Man will es natürlich so perfekt wie möglich machen. Beim Fußball bin ich genauso wie beim Tätowieren. Es geht nur um das eine, letzte Prozent, die kleinen Details. Ich bin im Leben generell sehr streng mit mir selbst, was meiner Meinung nach nicht schlecht ist. Auf dem Spielfeld bin ich ein Perfektionist. Ich will, dass jeder Pass perfekt ist. Ich möchte, dass meine Passgenauigkeit so hoch wie möglich ist. Und so ist es auch beim Tätowieren. Wenn es eine Linie gibt, bei der ich etwas unsicher bin, dann will ich sie in Ordnung bringen und sicherstellen, dass die Präzision stimmt.
Ihr Trainer Alexander Straus ist ein Mann, der offensichtlich Tattoos auch sehr gerne mag. Würden Sie ihm auch mal ein Tattoo verpassen?
Ja, natürlich.
Gab es schon Gespräche darüber?
Noch nicht, aber er würde es wahrscheinlich schon machen. Immer mehr Leute aus dem Verein vertrauen sich mir mittlerweile an (lacht).
Wenn der FC Bayern ein Tattoo wäre, wie würde es aussehen?
Das fällt mir spontan nicht ein, aber vielleicht ein Symbol für Zusammengehörigkeit. Ein Symbol für Familie. Ein Symbol dafür, dass man sich anstrengt und genau das bekommt, was man verdient.