
Rund um den Brustring
·19 de marzo de 2025
Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidiumskandidat Stefan Jung

Rund um den Brustring
·19 de marzo de 2025
Bei der Mitgliederversammlung am Samstag wird auch des Präsidium des e.V. neu besetzt. Wir haben mit Stefan Jung über seine Kandidatur und seine Ziele gesprochen.
Rund um den Brustring: Wie ist der Entschluss entstanden, für das Präsidium des VfB zu kandidieren?
Stefan Jung: Ich verfolge die Vereinspolitik des VfB seit 20 Jahren intensiv und war sowohl mit der Art und Weise der Ausgliederung, als auch beim Brechen des Mitgliederversprechens mit dem Vorsitz im Aufsichtsrat, enttäuscht. Ich wollte deshalb mich selbst einbringen als Mitglied. Ich bin der Überzeugung, dass wir jemanden benötigen mit meiner Kompetenz und Erfahrung (15 Jahre als erfolgreicher Unternehmer und Aufsichtsratsmitglied), als auch meiner Persönlichkeit (Team Player, der lieber anderen das Scheinwerferlicht überlässt), als auch meinen Werten und Prinzipien (Leidenschaftliches Einsetzen für Mitgliederrechte und Stärkung von 50+1).
Was wollen Sie anders und/oder besser machen als Ihre Vorgänger im Präsidium?
Was zählt sind Resultate. Von Stärkung der Mitgliederrechte bis transparente Kommunikation. Einbindung der Mitglieder mit offener und ehrlicher Kommunikation, weg von populistischen Kampagnen wie „Ja zum Erfolg“ bei der Ausgliederung, hin zu ehrlichen Debatten. Nur so kann Glaubwürdigkeit und Vertrauen aufgebaut werden. Durch bessere Kommunikation entsteht dann auch wieder ein Gemeinschaftsgefühl und Teamgeist aller VfBler.
Wo sehen Sie die wichtigsten Handlungsfelder im VfB e.V. in den nächsten Jahren?
Und was sind Ihre Ziele für Ihre Amtszeit?
Das wir hinter allen genannten wichtigen Handlungsfelder aus der vorherigen Frage einen Haken setzen können — dass wir alles gemeinsam erfolgreich umgesetzt haben. Und das auf eine Art und Weise, dass Mitglieder stolz sind.
Mit welchen Maßnahmen wollen sie die Abteilungen des VfB e.V. — abgesehen vom Jugendfußball — weiter stärken?
Wir haben finanziell einen besseren Spielraum durch die stark gestiegenen Mitgliederzahlen, deshalb:
Halten Sie die Einrichtung eines festen Vereinsmuseums für sinnvoll und umsetzbar?
Ja, natürlich. Dafür gibt es ja auch seit Jahren breite Unterstützung im Verein. Das Problem, dass wir noch keinen idealen Platz dafür haben, kann hoffentlich durch das Projekt Neckarpark gelöst werden, dann hätten wir eine tolle langfristige Lösung, um unsere Tradition ausstellen zu können.
Der VfB hat über 120.000 Mitglieder. Wie wollen Sie diese in das Vereinsleben einbinden?
Wir können sicherlich sowohl mehr soziale als auch sportliche Angebote aufbauen. Wir haben gute Formate, von Dunkelroter Tisch (Vereinspolitik und Vereins Gestaltung), VfB im Ländle (soziale Treffen und Traditionen feiern), VfB im Dialog (z.B. Aufsichtsrat und weitere Führungspersonen stellen sich Mitgliedern persönlich vor), etc., die wir konsistent ausbauen können und dann mehr Mitglieder in Ihrer Region teilnehmen können. Ich würde auch gerne mehr sportliche Angebote an Mitglieder machen. Momentan gibt es noch sehr überschaubare Möglichkeiten für Mitglieder beim VfB selbst aktiv am Breitensport teilzunehmen und ich fände es toll, da Neues aufzubauen, entweder in Kooperation mit anderen Vereinen in Stuttgart und der Region oder selbst neue Sportarten aufzubauen.
Wie stehen Sie zur Möglichkeit einer hybriden Mitgliederversammlung?
Ich bin grundsätzlich offen für eine hybride MV, aber es ist selbstverständlich, dass das Votum der Mitglieder auf der MV über den rechtlichen Rahmen und die Details entscheidet, wie weit eine hybride MV gehen sollte.
Welches Verbesserungspotenzial sehen Sie noch bei der Satzung des e.V.?
Die wichtigsten Satzungsänderungen sehe ich momentan in der Mitgliederstärkung des e.V. und betreffen daher auch die AG:
Würden Sie im Falle einer Wahl und der gleichzeitigen Wahl von Dietmar Allgaier zum Präsidenten die Einführung eines/r leitenden Angestellten im Verein, der dem Präsidenten die operative Arbeit abnimmt, begrüßen und unterstützen?
Mein Angebot an Mitglieder ist, dass ich mein Amt im Präsidium Vollzeit ausfülle und deshalb eine Einführung eines Geschäftsführers im e.V. nicht nötig ist. Dadurch vermeiden wir ein Szenario, dass wir über die Entscheidungsgewalt eines nicht direkt von den Mitgliedern gewählter Vertreter diskutieren müssen. Dass wir den e.V weiter professionalieren müssen und dazu mehrere neue Mitarbeiter brauchen ist außer Frage, aber einen Geschäftsführer der eigenständig Entscheidungen trifft, brauchen wir dann nicht mehr.
Wie ist Ihre Haltung zum Aufsichtsratsvorsitz der VfB AG: Sollte dieser nur vom Präsidenten des e.V. gestellt werden oder kann es auch ein Präsidiums-Mitglied sein? Oder muss es überhaupt ein/e Vertreter/in des Vereins sein?
Der Präsident sollte immer den Vorsitz im AR der AG einnehmen. Dass der Präsident dafür gut geeignet ist, ist ein wichtiges Kriterium für meine Auswahl, wem ich letztendlich als Mitglied meine Stimme gebe bei der Wahl. Eine klare Rollenverteilung im Präsidium ist besser, um keine Unklarheiten oder gar Konkurrenzsituation innerhalb des Präsidiums aufkommen zu lassen.
Aktuell ist der Aufsichtsrat der VfB AG mit 10 Personen besetzt, wovon fünf den VfB e.V. vertreten (Dietmar Allgaier, Andreas Grupp, Beate Beck-Deharde, Tanja Gönner und Alexander Kläger) je zwei den Investor Mercedes (Peter Schymon und Franz Reiner), je zwei den Investor Porsche (Lutz Meschke und Albrecht Reimold) sowie mit Tobias Röschl ein Vertreter des Investors JAKO. Ein weiterer Platz ist noch frei. Wie ist Ihre Haltung zur Sitz-Verteilung im Aufsichtsrat? Sollte dieser dem Verhältnis der Anteile an der VfB AG entsprechen (78,2 Prozent VfB e.V., 10,4 Prozent Porsche, 10,4 Prozent Mercedes, 1 Prozent JAKO) oder reicht eine einfache Mehrheit des e.V.?
Das Entscheidende sind sowohl die Sitzverteilung, als auch die festgelegten Hürden in der AG Satzung, um Entscheidungen durchzusetzen. Während der Großteil der Entscheidungen eine einfache Mehrheit benötigt, gibt es auch ⅔ Mehrheiten, weshalb der e.V. bei 12 Sitzen dann eben 8 Sitze benötigt.
Zuerst gelten für die 8 e.V. Vertreter 3 Kriterien: 1) Sie müssen die fachliche Kompetenz für ihre Rolle mit Expertise ausfüllen, 2) Sie müssen die Werte des VfB vorleben (z.B. kein politisches Amt in einer Partei, die sich nicht zu den Grundwerten von Toleranz offen bekennt) und 3) Sie müssen für Ihre Rolle als Repräsentant für den e.V. sensibilisiert sein und sich der Bedeutung ihrer Aufgabe als Mitgliedervertreter bewusst sein.
Als zweiter Schritt, brauchen wir ein Team mit komplementären Expertisen. Dazu sind 1–2 Sportexperten Priorität. Diese sollten über ein großes Netzwerk verfügen und konzeptionell als Sparring Partner für Fabian Wohlgemuth, Christian Gentner und alle sportlichen Leiter dienen und kontrollieren, dass die sportlichen Leitplanken wie die Förderung der eigenen Jugend oder die ständige Verbesserung des Scoutings umgesetzt werden. Die nächste Priorität ist ein Fan-Vertreter. Wir haben in jüngster Vergangenheit gemerkt, wie wertvoll ein solches Aufsichtsratmitglied sein kann, um die Meinungen der Fans im Gremium zu vertreten. Für die restlichen e.V. Vertreter müssen wir zuerst schauen, welche Kompetenzen wir bereits im Gremium haben durch die Präsidiumsmitglieder und welche Expertise dann noch fehlt.
Um den Haftungsverpflichtungen eines Aufsichtsrat nachkommen zu koennen, brauchen wir aus meiner Erfahrung nach, wie jeder höchst professionell geführte Aufsichtsrat, mehrere Sub-Kommittes, z.B. das Audit-Kommitte das eng mit den Wirtschaftsprüfern arbeiten oder das Kompensationen-Komitee, das für die Vertragsgestaltung der Vorstandsmitglieder verantwortlich ist.
Zuletzt würde ich auch ändern, dass zukünftig alle drei direkt von den Mitgliedern gewählten Präsidiumsmitglieder automatisch in den Aufsichtsrat entsandt werden. Nehmen wir die letzten Wahlen als Beispiel, als sich Claus Vogt an Tag 1 nach der Wahl zwischen Rainer Adrion und Christian Riethmüller entscheiden musste. Dies kann nicht die beste Konstellation sein für uns Mitglieder, dass sofort ein Konfliktpotential besteht, wo wir Mitglieder doch einen Teamgeist innerhalb des Präsidiums sehen wollen.
Daran anschließend: Sollte der Aufsichtsrat in seiner jetzigen Größe beibehalten, vergrößert oder verkleinert werden?
Wenn man alles neu von Anfang an aufbauen könnte, dann würde ich sicherlich einen kleineren Aufsichtsrat festlegen. Aber da wir 4 Sitze für Investoren Vertreter haben und einige Entscheidungen laut AG Satzung eine ⅔ Mehrheit der Stimmen benötigen, brauchen wir laut DFL Auflagen zur 50+1 Regel, eben 12 Sitze insgesamt. Da ich die Gesellschafterverträge und die Aktien-Zeichnungsverträge unserer Anteilseigner noch nicht kenne, weiß ich nicht wie realistisch eine Änderung der momentan 12 Sitze ist, auch wenn eine Verkleinerung wünschenswert wäre.
Sollte der Präsidialausschuss die Mehrheitsverhältnisse ebenso widerspiegeln oder sind Sie mit der derzeitigen Besetzung (zwei e.V.-Vertreter, je ein Investoren-Vertreter, Mehrheit des e.V. ist durch doppeltes Stimmrecht des Präsidenten gewahrt) zufrieden?
Beim Präsidialausschuss können wir sowohl die Zusammensetzung, als auch die Entscheidungsbefugnisse hinterfragen. Meine Meinung ist wir sollten den Präsidialausschuss umgehend nach der Wahl auf 5 Mitglieder erhöhen, so dass alle 3 direkt von den Mitgliedern gewählten Präsidiumsmitglieder auch eine Stimme im Präsidialausschuss haben, zusammen mit 2 Investorenvertretern.
Sehen Sie die Notwendigkeit, den Aufsichtsrat vor Ablauf der Amtszeit 2027 neu zu besetzen, was die Vertretung des VfB e.V. angeht?
Wir sollten so früh wie möglich den besten Aufsichtsrat für den VfB zusammenstellen.
Sehen Sie die Notwendigkeit, die Mitglieder über einen Verkauf von Anteilen über die 2017 beschlossenen 24,9 Prozent abstimmen zu lassen? Warum oder warum nicht?
Ich sehe derzeit keinen Grund, diese Frage bei der Mitgliederversammlung als höchstes Organ des Vereins zur Abstimmung zu stellen.
Welche Themen, die Fans abseits des sportlichen Erfolgs bewegen, halten Sie für am wichtigsten?
Welche Lösungen sehen Sie für eine nachvollziehbare Verteilung von Eintrittskarten?
Wir sind in der ersten Saison nach der Umstellung auf SAP und ich gehe davon aus, dass wir vieles verbessern werden zur nächsten Saison. Es wurde viel Feedback gesammelt innerhalb der AG, des Präsidiums, des Vereinsbeirats und des Fan Ausschusses. Zum Beispiel haben Frauen geschildert, dass Sie sich nicht sicher fühlen alleine nach dem Spiel auf dem nach Hauseweg, nachdem bspl. bei Champions League Spielen die Zuteilung auf 1 Karte begrenzt war. Auch wenn die ursprüngliche Intention, so vielen Mitglieder wie möglich Karten zu ermöglichen gut gemeint war. Die Möglichkeit eine Gruppen ID zu kreieren mit Familie/Freunden, wie es die UEFA bei Turnieren angewandt hat, erhöht die Chance, dass man nach der Verteilung zusammen sitzen kann, was für viele Mitglieder einen großen Unterschied beim Stadionelebnisses ausmacht.
Welche Rolle können Sie als Präsidiumsmitglied des e.V. im Spannungsfeld zwischen organisierten Fans, der Polizei und der Liga spielen?
Die skandinavischen Ligen leben es vor in Pilotprojekten, wie gemeinsam mit organisierten Fans nach Lösungsvorschlägen bei Konfliktenthemen gesucht werden. Ein zentraler Punkt dabei ist auch die Incentivierungen in Frage zu stellen, da der DFB durch seinen Strafenkatalog letzte Saison alleine 12.5M EUR an Einnahmen generiert hat, den Großteil durch Pyro Strafen an Vereine. Eine derartige Incentivierung ist wenig hilfreich, um gemeinschaftliche Lösungen zu finden, die alle zufrieden stellen und sollte deshalb auf der Agenda oben stehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Titelbild: © Stefan Jung